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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 10
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Fuchs, Ludwig F.: Vier alte Gartenanlagen, [1]: Schwetzingen, Schönbusch und die Hofgärten von Veitshöchheim und Würzburg
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Beitz, Georg: Die Jahrhundert-Ausstellung in Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0157

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XV, 10

DIE GARTENKUNST.

149

Teiles durchzugehen. Etwas Ungesunderes wie bei-
spielsweise die Moschee, welche einen immensen
Kostenaufwand verursachte, ist nicht wohl zu denken.
Es ist typisch für diese Richtung, daß sie schon im
Entstehen ausartete.

Wir können um so mehr auf eine detaillierte Schilde-
rung des landschaftlichen Teiles verzichten, als wir im
nachfolgenden eine englische Anlage von wirklich im-
posanter Großzügigkeit zu behandeln haben, die wohl
mit das Beste darstellt, was in Deutschland in dieser
Weise geschaffen wurde.

Es ist der Park Schön-
busch bei Aschaffenburg,
den Friedrich Karl Joseph
von Erthal, der letzte Erz-
bischof von Mainz, anlegte.

Er war nach der Besetzung
seiner Residenz durch die
Franzosen (1794) nach
Aschaffenburg übergesie-
delt. Die Anlage fällt so-
mit in die Wende des 18.

Jahrhunderts. Unsere Bil-
der mögen den Beweis
liefern für den Geschmack
dieses hochgebildeten Kur-
fürsten. Die Oberleitung
hatte der kurfürstlich
mainzische Staatsminister
FreiherrvonSickingen. Zu
den Gartenanlagen wurde
u. a. auch Skell herange-
zogen. Die Pläne zu den
Gebäuden entwarf der In-
genieuroberleutnant Dyri-
goyen, späterer Oberbau-
rat in München. Besonders
ist das prächtige There-
sienschlößchen mit seiner
reizvollen Umgebung eine
außerordentlicheLeistung.

Ich möchte auch auf das
„Dörfchen“ hinweisen, das
wohl ein Unikum darstellt.

Eine Dorfszenerie en miniature, wo man nach dem
Muster Marie Antoinettes in Klein-Trianon dem Land-
und Schäferleben huldigte; bekanntlich eine Haupt-
passion in der sentimentalischen Zeit. Gewöhnlich
schrieb man noch durch poetische Inschriften die Stim-
mung vor, die hier herrschen sollte:

„Hier seh ich, was ich nimmer sähe,
die Hölle fern, den Himmel nahe,

Hier trotz ich ihr, hier preis ich ihn.

Hier, wo wir nur in Hütten wohnen,

Seh’ ich nicht Perlen und nicht Kronen.

Doch seh’ ich Veilchen und Jasmin.

An Architekturen sind noch bemerkenswert der
Speisesaal, de Fortuna-, der Freundschaftstempel und die
Brücke. Natürlich fehlt auch der Irrgarten nicht. Auf dem

Rückwege von Schönbusch nach Aschaffenburg bietet
uns der Blick nach dem Pompejanum (1842 —1849 von
Friedrich von Gärtner erbaut) ein überaus eindrucks-
volles Gartenbild. (Fortsetzung folgt.)

Die Jahrhundert-Ausstellung in Breslau.

Auf Einladung des Magistrates und als seine Gäste
war am 25. und 26. April eine große Zahl von Ver-
tretern der Tages- und Fachpressen in Breslau ver-
sammelt. Der Magistrat
hatte die Absicht, schon
vor der Eröffnung der Aus-
stellung, der Presse einen
Überblick und die Mög-
lichkeit einer kritischen
Beurteilung zu geben. Die
städtische Verwaltung in
Breslau hat hierbei eine
große, vornehme Gast-
lichkeit gezeigt.

Die Teilnehmer wurden
am Abend des 25. April in
dem festlich geschmück-
ten Rempter des Rathau-
ses durch den Oberbürger-
meister selbstbegrüßt. Der
Begrüßung folgten Vor-
träge über die Ausstellung
durch die am Bau betei-
ligten Künstler und Ober-
beamten und diesen eine
festliche Bewirtung.

Am zweiten Tage er-
folgte, wieder unter Füh-
rung durch die beteiligten
Künstler, eine eingehende
Besichtigung der Ausstel-
lung. Am Abend fand ein
gemeinsames Festessen
statt, bei dem die gewon-
nenen Eindrücke ausge-
. tauscht wurden.

Eine erschöpfende Be-
urteilung der Ausstellung ist ja vor der Fertigstellung
nicht möglich und kann es sich zunächst nur um die
Wiedergabe des allgemeinen Eindruckes handeln.

Die Ausstellung steht sozusagen am Schlüsse
heftiger Kämpfe um die künstlerischen Richtlinien der
Gartenkunst. Sie kann daher überraschend neue Ideen
für uns nicht bringen, sondern zeigt das Ergebnis
dieser Kämpfe in einer abgeklärten Form. Die Garten-
bauausstellung ist räumlich wohl die größte und sie
wird auch eine der schönsten der letzten Jahre sein.
Eine besondere Bedeutung hat die Ausstellung durch
den Zusammenhang mit der Ausstellung zur Jahrhundert-
feier der Freiheitskriege. Diese letztere „Ausstellung
von künstlerisch und historisch bemerkenswerten Werken

Aschaffenburg: Blick nach dem Pompejanum.
 
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