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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 18
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Hoemann, Reinhold: Die Gärten auf der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig
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Staehle, Karl: Reiseerinnerungen an den Sommer 1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0278

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270

DIE GARTENKUNST.

XV, 18

Abb. 2. Pergola am Schloßteich und Blumengarten in Bad Pyrmont.

weiter ausspinnen, so verlockend es ist, aber ich möchte
ihn doch hiermit zur Diskussion stellen in der Hoffnung,
daß seiner Verwirklichung nicht unüberwindliche Schwie-
rigkeiten entgegenstehen.

Reiseerinnerungen an den Sommer 1913.

Von Karl Staehle, Hildesheim,

Die Breslauer Jahrhundertausstellung ließ manch
einen den Osten Deutschlands und den Stand der
dortigen gartenkünstlerischen Bestrebungen zum ersten-
mal kennen lernen. Zu denen gehörte ich auch.

Die Erwartungen waren hochgespannte, zumal man es
verstanden hatte schon vonderBonner
Gartenbauwoche an eine wirksame
Reklame zu betreiben. Breslau hat ge-
halten, was es versprochen hat. Die
Ausstellung konnte vielen vieles bie-
ten. Überraschend war es auch, fest-
stellen zu können, wie die Stadt
Breslau die Notwendigkeit der Schaf-
fung von Grünanlagen vor Jahrzehn-
ten schon erkannte und in welch
großzügiger Weise man zu Werke
ging. Bei einer Durchwanderung
der Anlagen konnte ich allerdings
von der Nutzbarmachung der Grün-
flächen für Spiel und Sport, die An-
passung älterer Parks an die For-
derungen der Neuzeit nicht viel be-
merken. Der Grund mag darin lie-
gen , daß man auf die Erhaltung
der landschaftlichen Gestaltung auch
bei den neueren Stadtplätzen leider
allzu großen Wert legt.

Doch über Breslau wollte ich
nicht berichten, vielmehr über meine
Eindrücke, die ich im Anschluß an
die Breslauer Tage gewann. Nur
ein kleiner Teil der Gartenkünstler
fuhr mit mir nach Liegnitz, der
Einladung des dortigen Gartenbau-
vereines folgend.

Liegnitz hatte für mich um so
größeres Interesse, als mit Vorliebe
in der Tagespresse in Hildesheim
auf Liegnitz immer und immer vor-
bildlich hingewiesen wird. Ich sah
es bald: der Laie ist erstaunt über
die Blumenfülle, wie sie etwa am
Schießhaus zur Zeit der Rosenblüte
herrscht, weiß nicht genug zu rüh-
men, daß ein Liegnitzer Bürger ei-
nen Palmen- und Musenhain ge-
stiftet und daß ein geheiztes Was-
serbecken südländische Vegetation
vorzutäuschen imstande ist, ergötzt
sich an den Lichteffekten eines von Glühbirnen er-
leuchteten Springstrahles. Aber wie nun, wenn der
Fachmann den künstlerischen Wert dieser Anlagen be-
messen soll? Da muß doch anders geurteilt werden
und wenn es hier geschieht, so soll es im Interesse
der Förderung der Bestrebungen, die alljährlich öffent-
lich auf den Tagungen der „D. G. f. G.“ proklamiert
werden, geschehen.

Eine gewiß selten wiederkehrende Aufgabe mag
es sein, innerhalb bestehender Anlagen einen Palmen-
und Musenhain zu schaffen. Und darum einer künst-
lerischen Durcharbeitung doppelt wert. Von der Er-
kenntnis ausgehend, daß es auch mit den riesigsten
„Kübelpalmen“ nicht möglich sein wird ein tropisches,

Abb. 3. Charakteristische Dekorationsgruppe im Palmen- und Musenhain in Liegnitz.
 
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