Die Gartenkunst — 15.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0279
DOI Heft:
Nr. 18
DOI Artikel:Staehle, Karl: Reiseerinnerungen an den Sommer 1913
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XV, 18
DIE GARTENKUNST.
271
Abb. 4. Im Teutoburger Walde.
natürliches Vegetationsbild zu schaffen, würde es weit
richtiger gewesen sein, den Palmen- und Musenhain in
einen „Garten des Südens“ gekleidet zu haben. Ich greife
meinem erfüllten Reiseprogramm vor, wenn ich zum
Vergleich einen „Garten des Südens“ erwähne, in
welchem die dort aufgestellten „Kübelpalmen“ hervor-
ragend verwendet waren und weit mehr südländische
Stimmung erzielten als in Liegnitz, ich meine Teile
aus den Kuranlagen in Pyrmont (Bild 1). Hier hat
die Künstlerhand Trips einen reizvollen Blumengarten
geschaffen und diesen Garten neben
seiner reichen Blumenverwendung
auf großen Parterres als Hauptzier
eine Allee herrlicher Phönix gegeben.
Mächtige Taxushecken schließen
gegen den Park, der landschaftlich
aufgebaut, ab. Aus zierlichem Treil-
lagewerk sind rosenbesponnene Lau-
ben erstellt. Beim Durchschreiten
der Pergola (Bild 2) genießt man
den Blick auf den Schloßteich einer-
seits, den Blumengarten anderer-
seits. In der Tat, bei all dem Reich-
tum an Architektur und Pflanzen-
schmuck eine vorzügliche Gesamt-
wirkung. Es war nicht nötig die
Pflanzenkübel wie in Liegnitz durch
Sommerblumen zu verdecken. Der
Kübel selbst war in seiner sichtbaren,
selbstverständlichen „Aufmachung“
und in dem rhythmischen Aufeinan-
derfolgen Schmuck des Gartens,.
Wenn ähnlich so mit dem nicht
mangelnden Gelde ein wirklicher
Garten und keine Dekoration des
Landschaftsparkes (Bild 3) in Lieg-
nitz geschaffen . worden wäre, man
könnte dieser Stadt zu ihrem Pal-
men- und Musenhain nur gratulie-
ren. Dekoration — das ist es, was
ich immer und immer empfand.
Auch vor dem Nymphäenteich mit
seiner weder japanisch noch süd-
ländischen Kulisse aus Felsbrocken
und Holzarchitektur.
Auch die Anordnung der Ro-
sen, die noch von der Ausstellung
1910 verblieben waren und jetzt ge-
rade ihren Hauptflor zeitigten, war
nicht dazu angetan für eine derar-
tige Verwendung zu werben. Schling-
rosen auf einer ebenen Fläche in
freier Einzelstellung finde ich nie-
mals vorteilhaft. Ihre Schönheit zei-
gen sie so nicht und das ist es doch,
was wir wollen: der Pflanze zu ihrem
vollkommensten Ausdruck zu ver-
helfen, sei es in der Gegenüberstel-
lung von Farben, sei es dem ihr eigenen Aufbau
durch Hilfsmittel entgegenzukommen. Welch ein Fort-
schritt war dagegen die Rosenpracht, wie sie in Bres-
lau im Rosengarten gezeigt wurde! Das Prinzip der
landschaftlichen Verwendung der Edelrose, das in Lieg-
nitz analog dem Palmen- und Musenhain verfolgt wird,
führt zu keinem befriedigenden Resultat. Ist auch für
Ausstellungszwecke nicht zu empfehlen, weil das Ge-
samtbild verwirrend und nicht sammelnd und ordnend
wirkt. Man sollte den Ausstellungsbeschauer nicht
Abb. 5. Alter Eichenbestand als Hutewald benutzt.
DIE GARTENKUNST.
271
Abb. 4. Im Teutoburger Walde.
natürliches Vegetationsbild zu schaffen, würde es weit
richtiger gewesen sein, den Palmen- und Musenhain in
einen „Garten des Südens“ gekleidet zu haben. Ich greife
meinem erfüllten Reiseprogramm vor, wenn ich zum
Vergleich einen „Garten des Südens“ erwähne, in
welchem die dort aufgestellten „Kübelpalmen“ hervor-
ragend verwendet waren und weit mehr südländische
Stimmung erzielten als in Liegnitz, ich meine Teile
aus den Kuranlagen in Pyrmont (Bild 1). Hier hat
die Künstlerhand Trips einen reizvollen Blumengarten
geschaffen und diesen Garten neben
seiner reichen Blumenverwendung
auf großen Parterres als Hauptzier
eine Allee herrlicher Phönix gegeben.
Mächtige Taxushecken schließen
gegen den Park, der landschaftlich
aufgebaut, ab. Aus zierlichem Treil-
lagewerk sind rosenbesponnene Lau-
ben erstellt. Beim Durchschreiten
der Pergola (Bild 2) genießt man
den Blick auf den Schloßteich einer-
seits, den Blumengarten anderer-
seits. In der Tat, bei all dem Reich-
tum an Architektur und Pflanzen-
schmuck eine vorzügliche Gesamt-
wirkung. Es war nicht nötig die
Pflanzenkübel wie in Liegnitz durch
Sommerblumen zu verdecken. Der
Kübel selbst war in seiner sichtbaren,
selbstverständlichen „Aufmachung“
und in dem rhythmischen Aufeinan-
derfolgen Schmuck des Gartens,.
Wenn ähnlich so mit dem nicht
mangelnden Gelde ein wirklicher
Garten und keine Dekoration des
Landschaftsparkes (Bild 3) in Lieg-
nitz geschaffen . worden wäre, man
könnte dieser Stadt zu ihrem Pal-
men- und Musenhain nur gratulie-
ren. Dekoration — das ist es, was
ich immer und immer empfand.
Auch vor dem Nymphäenteich mit
seiner weder japanisch noch süd-
ländischen Kulisse aus Felsbrocken
und Holzarchitektur.
Auch die Anordnung der Ro-
sen, die noch von der Ausstellung
1910 verblieben waren und jetzt ge-
rade ihren Hauptflor zeitigten, war
nicht dazu angetan für eine derar-
tige Verwendung zu werben. Schling-
rosen auf einer ebenen Fläche in
freier Einzelstellung finde ich nie-
mals vorteilhaft. Ihre Schönheit zei-
gen sie so nicht und das ist es doch,
was wir wollen: der Pflanze zu ihrem
vollkommensten Ausdruck zu ver-
helfen, sei es in der Gegenüberstel-
lung von Farben, sei es dem ihr eigenen Aufbau
durch Hilfsmittel entgegenzukommen. Welch ein Fort-
schritt war dagegen die Rosenpracht, wie sie in Bres-
lau im Rosengarten gezeigt wurde! Das Prinzip der
landschaftlichen Verwendung der Edelrose, das in Lieg-
nitz analog dem Palmen- und Musenhain verfolgt wird,
führt zu keinem befriedigenden Resultat. Ist auch für
Ausstellungszwecke nicht zu empfehlen, weil das Ge-
samtbild verwirrend und nicht sammelnd und ordnend
wirkt. Man sollte den Ausstellungsbeschauer nicht
Abb. 5. Alter Eichenbestand als Hutewald benutzt.