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Die Gartenkunst — 15.1913

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216

DIE GARTENKUNST.

XV, 14

des Publikums empfohlene Anlagen" gruppieren, während unsere
Volksparks in erster Linie Freiflächen ohne jeden unnötigen
Zwang und Gegengewichte gegen die Alkoholgefahr bilden
sollten, um der Gesundung des Nachwuchses in den Städten zu
dienen. Seine Mahnung zur Abhilfe faßt er zusammen in die
Worte: Reorganisieren und Demokratisieren. Ferner gibt er
für die städtebauliche Seite der ganzen Frage mannigfache
beachtenswerte Anregungen, und wenn er hierbei auch dies
oder jenes sagt, was andere schon vor ihm gesagt haben, so
ist zu bedenken, daß viele und zum Teil selbstverständliche
Forderungen nicht oft genug wiederholt werden können, ehe
ihre Erfüllung erreicht ist.

In den Abschnitten über mehr rein gärtnerische Fragen,
über die Vegetation als Gartengestaltungsmittel, über die Be-
deutung und richtige Auffassung der Gartenbauten und kleinen
Architekturmittel, die bei ihm mit der Bohnenstange und dem
Rosenpfahl beginnen, sagt er vieles Beherzigenswerte, insbe-
sondere auch in den Abschnitten über besondere Gartenformen,
wie Rosengärten, Staudengärten, Duftgärtchen, immergrüne
Rabatten u. a. mehr.

Zur Gartenkunst willMigge erst gelangen, wenn die Garten-
zwecke ihre Erfüllung und Lösung gefunden haben. Seiner
Auffassung nach wird heute viel zu viel über Kunst im Garten
geredet und geschrieben. Ihrer Betätigung fehlt aber meist das
Beglückende, sie läßt kalt. Sein Ziel ist der Rhythmus, der nicht
auf dem Wege über die Pflanzenbiologie und im Garten dar-
gestellte Natur erreicht werden kann, auch nicht mittelst wissen-
schaftlicher Überlegungen und ästhetisierender Empfindungen,
sondern auf dem Wege
der, alle seine Ausführungen
wie ein roter Faden durchzie-
henden Forderung der Brauch-
barkeit und Wirtschaftlichkeit,
die mit Notwendigkeit zu der
„Architektonischen Gebärde"
führt, die besonders in ihrer
Anwendung auf den Garten
voller Freiheit ist, während
der Spießer in ihr nur Zwang
und Steifheit sieht.

Die Gartenkunst derkorn-
menden Zeit kann nach ihm
nicht von Einzelnen herbei-
geführt werden, sondern sie
muß sich aus der Summe der
vielen kleinen geistigen Züge
und einzelnen Handlungen
entwickeln, die nach und nach
zu Gartentypen und typischen
Formen einzelner Gartenteile
führt, für die er in manchen
Bestandteilen unserer heuti-
gen Gärten bereits Ansätze
erblickt. Durch ihre öftere
Anwendung wird man zu be-
stimmten Kombinationen, zu
einem Herkommen gelangen,
das, ohne zum Schema zu
werden, der ganzen Art, Gär-
ten anzulegen, einen einheit-
lichen Stempel aufprägt, und
schließlich zu einer nationalen
Gartenauffassung, die, wie er
hofft, bei dem offenbaren Über-
gewicht des Deutschen auf
diesem Gebiete sogar einen
weitgehenden Einfluß auch
auf die Gartengestaltung an-
derer Völker ausüben wird.

Alle diese Gedankengänge, die nur als Beispiele für die
ganze Art des Buches herausgegriffen sind und seinen Inhalt
bei weitem nicht erschöpfen, sind in klarer und leichtfaßlicher
Form dargestellt. Sie machen die Lektüre zu einem Genuß.
Wenn außerdem noch erwähnt wird, daß die Ausstattung des
Buches mit zahlreichen Abbildungen und Plänen das Verständ-
nis wesentlich erleichtert, so dürfen wir uns weitere Emp-
fehlungen ersparen und jeden, der Interesse an dem Gegen-
stand des Buches hat, auf sein Studium selbst verweisen. Man
wird finden, daß wohl noch keinmal das ganze Gebiet von
einem in der Praxis stehenden Gartenfachmann so . verständnis-
voll, gründlich und umfassend behandelt ist, wie es hier geschieht.

Zur Tagesgeschichte.

Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung in Altona. Die städti-
schen Kollegien in Altona haben in ihrer Sitzung vom 18. Juni
ds. J. auf Antrag des Magistrats einstimmig beschlossen, an-
läßlich des 250jährigen Stadtjubiläums der Stadt Altona im
Jahre 1914 für die Zeit vom Mai bis Oktober 1914 eine „Jubi-
läums-Gartenbau-Ausstellung“ auf dem malerisch gelegenen
städtischen Gelände am nördlichen Elbufer und der Flottbecker
Chaussee zu veranstalten. Als Ausstellungsgelände kommen
in Betracht die Flächen des von der Stadt gekauften bekann-
ten Donnerschen Parkes, des unmittelbar anschließenden Stadt-
parkes, sowie ein großer Teil
einesim Besitz des Herrn Kom-
merzienrats Plange befind-
lichen Parkgeländes. Im gan-
zen werden ca. 13 ha Fläche
zur Verfügung stehen. Die
Ausstellung soll sich im Rah-
men eines Stadtjubiläums be-
wegen und außer dem Garten-
und Obstbau besonders auch
der Gartenkunst im Städte-
bau einen breiteren Spielraum
gewähren, während an Son-
derausstellungen solche für
Binderei, Schnittblumen,
Aquarien etc. etc. sowie eine
wissenschaftliche und gewerb-
liche Abteilung vorgesehen
sind. Zur Feststellung des
Programms hat der Magistrat
eine große Zahl hervorragen-
der Fachleute um ihre Mit-
wirkung gebeten. Alsdann
sollen die erforderlichen Aus-
schüsse für die Durchführung
gebildet werden. Etwaige An-
fragen sind zu richten an
Herrn Stadtgartendirektor
Tutenberg in Altona, welcher
bereitwilligst jede Auskunft
erteilen wird.

E. Barth: Sachsen-Platz in Charlottenburg. Blick über den
kleinen Waldtümpel nach den Blumenterrassen.

Personal-Nachrichten.

B. v. Herford, staatl. dipl.
Gartenmeister, bisher städti-
scher Gartenassistent, ist zum
Betriebsleiter des neuen Süd-
friedhofes in Nürnberg er-
nannt worden.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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