Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 15.1913

DOI Heft:
Nr. 5
DOI Artikel:
Rasch, Edgar: Heitmatschutz
DOI Artikel:
Wettbewerb für einen Zentralfriedhof der Stadt Erfurt, [1]: Protokoll des Preisgerichts zur Beurteilung der Entwürfe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0071

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XV,. 5

DIE GARTENKUNST.

63

Ein Stuhl ist nach wie vor zu denselben Zwecken
da, und wenn man unbehaglich darauf sitzt, mag noch
so ein großer Professor seinen ganzen Witz hinein-
gelegt haben; der Stuhl ist nichts wert.

Das Bisherige läßt sich leicht in unseren Beruf
übersetzen. Überall tritt die Parallele klar ins Auge.

Die ganzen Neuerungen machen keine Garten-
kunst, sie sind nur untergeordnete Mittel zum
Zwecke.

Wir dürfen nur nicht glauben, daß wir heute
bessere und tüchtigere Menschen sind als unsere
Väter, sonst könnte ein Ikarusflug das Ende sein.

Und wenn wir, wie ich oben andeutete, das Erbe
der Väter erst nur einmal kennen und verstehen ge-
lernt haben, werden wir unsere neuen Arbeiten wohl
etwas weniger selbstbewußt betrachten. Wir werden
finden, daß so sehr vieles, an dem wir heute mühsam
herumprobieren und welches wir durch schwächliche
unsolide Mittel zu lösen versuchen, vor uns lange viel
besser und tüchtiger gelöst ist.

Wir haben nichts „Neues“, Nochniedagewesenes
zu schaffen, sondern dafür zu sorgen, daß sich unser
Beruf und besonders wir selbst als Träger desselben
gesund und logisch entwickeln.

Diese Entwickelung kann natürlich nur dort ver-
nünftigerweise einsetzen, wo sie früher ihre höchste
Stufe erreicht hat.

Dies erfahren wir aber nicht durch traditionslose
Phantastereien, durch morbide Experimente, sondern
allein durch gewissenhaftes gründliches Studium des
Alten und seiner Entwickelung.

Diese Studien haben sich ebenso auf das Allge-
meine als auf die örtlichen Verhältnisse, für welche
wir arbeiten, zu erstrecken.

Dank daher der Heimatschutzbewegung dafür,
daß sie uns nicht nur das gute Alte zu erhalten
sucht, sondern uns, und das ist die Hauptsache, das
Alte erschließt, das Verständnis dafür weckt und zu
heben sucht.

Was ist denn die ganze bleiche, steife, gemütsarme
und zweckmäßige Kunst um die Jahrhundertwende
gegen den reichen gemütstiefen Formenschatz unserer
Altvorderen?

Man hat beim Bau gelernt und auch bei uns regt
sich’s. Aber es sind eben erst noch bescheidene
Anfänge.

Wir müssen den Heimatschutz nicht als Sport
oder als Mode oder moderne Bewegung betrachten,
sondern ihm dankbar sein, daß er uns und der Ent-
wickelung unseres Berufes die verschütteten Quellen
wieder aufgedeckt hat, damit wir vom vagen Phanta-
sieren und schulmäßigen Entwerfen zu gesundem ent-
wickelungsfähigem und zielbewußten und vor allem
gehaltvollen Schaffen gelangen.

Edgar Rasch, Stuttgart.

Wettbewerb für einen Zentralfriedhof
der Stadt Erfurt.

Protokoll des Preisgerichts zur Beurteilung der Entwürfe.

Die Arbeiten waren bis zum i. Dezember 1912 einzu-
liefern.

Am 4. Dezember erfolgte die Öffnung der eingegangenen
Arbeiten, wobei festgestellt wurde, daß eine Arbeit ■— Kenn-
wort „Zentral" (Nr. 51) — mit dem Poststempel vom 2. De-
zember 1912, also verspätet eingeliefert war.

Nach einer Vorprüfung der Arbeiten trat am 19. Januar
1913, früh 9 Uhr, das Preisgericht zusammen. Es waren er-
schienen: Herr Oberbürgermeister Dr. Schmidt, Herr Stadtrat
Roh, Herr Stadtbaurat Peters, Herr Professor Grassel, München,
Herr Stadtbaurat Schaumann, Frankfurt, Plerr Gartendirektor
Encke, Köln, Herr Gartenarchitekt Hömann, Düsseldorf, Herr
Oberinspektor Erbe, Breslau, Herr Gartendirektor Bromme,
Frankfurt, Herr Gartendirektor Brabant, Erfurt. (Letzterer an
Stelle des zurückgetretenen Herrn Stadtverordneten Rotter
vom Magistrat bestimmt.) Herr Professor Högg war durch
Krankheit verhindert und telegraphisch entschuldigt. Herr
Stadtverordneter Kummer war nicht erschienen.

Nach einer kurzen Betrachtung der eingegangenen Ent-
würfe besichtigten die Preisrichter zunächst das Gelände.

Es wurden sodann festgestellt, daß 50 Arbeiten recht-
zeitig eingeliefert waren.

Die zu spät eingelieferte Arbeit mit dem Kennwort
„Zentral", sowie ein am 15. Dezember 1912 eingegangener
Erläuterungsbericht (Kennwort „Friedhof“) wurden von der
Beurteilung ausgeschieden.

Bei dem ersten Rundgang mußten 14 Entwürfe aus-
scheiden, weil sie unvollständig, oder nicht auf solcher Höhe
standen, daß sie für eine Prämierung in Betracht kamen.

Es waren dieses: Nr.To,, Sphinx“; Nr. 14 „Erfurt“; Nr. 15
„Monument der Toten“; Nr. 18 „Totenhain“; Nr. 21 „Sanduhr“
(gezeichnet); Nr. 23 „Kreuz im Kreis“ (gezeichnet); Nr. 28
„4 verschlungene Ringe“ (gezeichnet); Nr. 33 „Skizzen“; Nr. 34
„E.-F.“; Nr. 35 „Unser Gärtchen“; Nr. 42 „2 verschlungene
Ringe“ (gezeichnet); Nr. 43 „Für Alle“; Nr. 45 „Monopol“;
Nr. 52 „Vorhof“.

Bei dem 2. Rundgang mußten weitere 20 Entwürfe aus-
fallen, die in Einzelheiten nicht so befriedigten, daß sie in die
engere Wahl kommen konnten.

Ausgeschieden wurden: Nr. 4 „In der Domachse“; Nr. 12
„2 verschlungene Ringe“ (gezeichnet); Nr. 16 „Danse macabre“;
Nr. 17 „Am Berg“; Nr. 20 „Paa“; Nr. 24 „OOO“; Nr. 25
„Längs des Berges“; Nr. 26 „Templum pacis"; Nr. 27 „Erfurt“;
Nr. 29 „ad perpetuum mobile“; Nr. 30 „Spätherbst“; Nr. 31
„Omega“; Nr. 32 „Westfriedhof“; Nr. 36 „stilisiertes Ausrufungs-
zeichen“ (gezeichnet); Nr. 39 „Wappen“ (gezeichnet); Nr. 41
„Ruhe nach dem Kampf“; Nr. 44 „Amen“; Nr. 48 „Lucas“;
Nr. 50 „Ruhe“.

Es verblieben damit in der engeren Wahl folgende 16
Arbeiten: Nr. 1 „ Mors janua vitae“; Nr. 2 „Neues Leben“; Nr. 3
„Aller Seelen“; Nr. 5 „Friedhof“; Nr. 6 „Advent“; Nr. 7 „Aux
morts“; Nr. 8 „Ruhig und sachlich“; Nr. 9 „Sparsam“; Nr. n
„Dreibund“; Nr. 13 „Wappen der Stadt Erfurt“; Nr. 19 „R.I.P.“;
Nr. 37 „Letztes Heim"; Nr. 40 „Kreuz im Quadrat“ (gezeichnet);
Nr. 46 „Domachse“; Nr. 47 „Auf freiem Felde“; Nr. 49 „Urne“
(gezeichnet).

Die Beratungen wurden am Montag, den 20. Januar 1913
fortgesetzt.

Nach Besprechung aller Einzelheiten, wobei Vorteile und
Nachteile der einzelnen Arbeiten einander gegenübergestellt
und verglichen wurden, und nach Prüfung der in den Erläute-
rungsberichten niedergelegten Ansichten der Verfasser wurden
die Arbeiten 1, 2, 13, 19, 46, 47, 49 zur engsten Wahl gestellt
und von diesen die Arbeiten 1, 13, 46, 47, 49 als die relativ
besten Leistungen bezeichnet.

Diese letzteren Arbeiten fanden folgende Beurteilung:
 
Annotationen