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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 14
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Boeck, Willy: Die Anordnung von Bäumen auf Stadtplätzen
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Heick, G.: Die Staudenkulturen von Georg Arends, Ronsdorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0212

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204

DIE GARTENKUNST.

XV, 14

Abb. 3. Marktplatz in Lübeck mit Brunnen und vorbildlicher Baumanordnung.
Aufnahme von W. Boeck in Lübeck.

wenigstens davon ausgehen, den Baum entweder als
Hauptmoment auf dem Stadtplatze in Erscheinung
treten zu lassen oder ihn einer Schöpfung der Archi-
tektur ganz unterzuordnen, wenn er nicht den Platz
rings umschließt, dann entweder den Gebäuden ein
angenehmeres Äußere verleiht oder selbst als Ab-
schluß des Platzes, als Raumbildner in Frage kommt.

Die Staudenkulturen von Georg Arends,
Ronsdorf.

Von G. Heick, Kerpen b. Cöln.

Hin und wieder brachte die „Gartenkunst“ kleine
Beschreibungen und Ausschnitte von Pflanzen aus den
Arendsschen Kulturen. Da wird es wohl manchen Leser
interessieren, ein wenig mehr von diesen Anlagen zu hören.

Den Arendsschen Alpengarten im Frühlingsschmuck
zu sehen bietet einen Schönheitsgenuß. Wenn eine solche
Anlage als Vorbild genommen wird, dann kann man
es schon verstehen, daß sich heute den Alpen- und
Felsengärten die Liebe der Garten- und Naturfreunde
zuwendet. Dazu der neue Gedanke der Trockenmauer:
Nun kann eine gute Zeit kommen für diese so reiz-
volle Alpenflora.

Wie das so blühend aus den Felsspalten quillt;
wie die Blumenpolster das harte Gestein umschmiegen;
wie sie das Erdreich zwischen den Steinen so liebevoll
mit buntgewirkten Teppichen belegen. Und mögen
dem Kundigen auf den ersten Blick bekannte Blumen-
gesichter entgegenlachen: die reichblühenden Aubrie-
tien, die wunderschönen Glockenblumen, die

Nelken und Alpenastern, der
wunderbare Frühlingsphlox in
seiner lilablauen Himmelsfarbe, die
artenreichen Steinbreche und
Semperviven, und was dieser
Schönheiten alle in dem Alpen-
garten noch mehr sind. Beim ge-
naueren Aufmerken treten allerlei
Seltenheiten und Neuheiten hervor,
die das Entzücken des Kenners,
des Botanikers und Gartenkünstlers
hervorrufen.

Wie bildet da Saxifraga Hybr.
„Blütenteppich“ im wahrenSinne
ihres Namens einen Blütenteppich
aus rosiger Seide; wie leuchtet die
dunkelkarminrote Blütenpracht der
Saxifraga Hybr. „Schöne von
Ronsdorf“; wer später kommt,
wird die Aub riet ie, A. Hybr.
Moerheimi, schon zum zweiten
Male in voller rotschöner Blüte, die
sich gleich dem Frühblühen an-
schließt, finden. Mehr als aus den
Gärten ist der stengellose
Enzian aus den Blumengeschäften
her bekannt. Im Arendsgarten blüht
auch in kräftiger Staude der seltenere gelbe Enzian,
der mit seinen hohen Blütenschäften einen hübschen
Gegensatz zu all dem niedrigen Krautwerk liefert.
Die kräftig wachsende Ramondia pyrenaica ziert
mit ihren vielen dunkelvioletten, auf 5 bis 10 cm hohen
Stengeln stehenden Blumen ungemein. Aber die Blüten-
wogen und -Pyramiden von Saxifraga Cotyledon
pyramidalis, cuneifolia, apennina und anderen
nehmen mich immer gefangen. Die feine Spergula
pilifera und S. pilif. aurea ist nicht nur blühend,
sondern auch in der grünen und gelben blütenlosen
Färbung als wahrer, lebender Teppich wunderschön.

Wer kann sie alle nennen, diese lieblichen Pflanzen-
und Blumenwesen. Wenn solche erst einmal etwas
weitere Verbreitung in den Gärten gefunden, wenn sich
erst einmal weitere Kreise an ihren Schönheiten laben
können, dann werden noch manche Gelüste um den
Besitz solcher Herrlichkeiten geweckt. Und die Züchter
erlangen noch das Verdienst um den Pflanzenschutz.
Manche Arten werden durch sie vor dem Aussterben,
vor der Vernichtung durch Sammler bewahrt. Dann
werden solche weitblickenden Züchter auch der wunder-
baren Flora unter der Mitternachtssonne, des zarten
Pflanzenwuchses am ewigen Eise, der ebenfalls teil-
weise bedroht ist, ihre Liebe und Pflege zuwenden,
solche den Naturfreunden anbieten und damit ihr Aus-
sterben verhindern.

Nun breiten sich vor uns die blühenden Stauden-
felder aus. Wie das flackert auf den Pyrethrumbeeten !
Wie das aus der Ferne leuchtet von den Irisfeldern
her! Und die Flammenblumen leuchten, und all die
 
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