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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 23
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Hoemann, Reinhold: Le Nôtre und seine Schöpfung in Vaux
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Kiehl: Flower borders
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0361

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354.

DIE GARTENKUNST.

XV, 23

Abb. ii. Hermengeschmücktes Halbrund im Park von Vaux le Vicomte

werden sich auch aufrichten an diesen Werken, sie
werden reiche Anregung empfangen aus der schier
unermeßlichen Fülle, welche ihnen aus le Notres
Werken entgegenströmt.

Flower borders.

Von Kiehl, Pausitz-Riesa a. E.

Ich höre schon schelten über das englische Wort;
warum kann der Mensch nicht Blumenbeet sagen!
Gut deutsch ist es zwar, gerade so gut deutsch wie
„Gartenmeister“, und trotzdem sage ich „Flower
borders“ und wohlgemerkt nicht „herbaceous borders“.
Weil ich also flower borders sage, zähle ich hier-
zu nicht nur die ausdauernden Stauden, sondern
auch Sommerblumen, Zwiebel- und Knollengewächse,
sonstige Blütenpflanzen, schönblühende Sträucher und
Rosen; von den beiden letzteren, insbesondere den
Rosen, nur eine beschränkte Aus-
wahl, häufig Polyantharosen, die
alten vergessenen Gartenrosen,

Moosrosen, Centifolien, Kapuziner-
rosen, Rugosarosen, einige Rank-
rosen und die sogenannten Wild-
rosen. Voraussetzung bei derartigen
Pflanzungen ist, daß der, der sie
pflanzt, sein Material kennt, daß
er weiß, wann und wie es blüht,
und wie der ganze Aufbau der ein-
zelnen Pflanze ist. Eine nicht min-
der wichtige Voraussetzung ist die,
daß der Betreffende, der diese Pflan-
zungen zu unterhalten hat, seine
Pfleglinge ebensogut kennt. Sehr
richtig bemerkt HerrHoemann, daß
auf die Unterschiede im Charakter
derPflanzen so selten geachtet wird,

und daß besonders die rferrschafts-
gärtner oft nach dieser Richtung
hin sündigen. Auch mir sind erstaun-
liche Fälle von Unkenntnis der Frei-
landpflanzen insbesondere der Stau-
den unter den Herrschaftsgärtnern
vorgekommen. Diese Unkenntnis
hat mir in einigen Fällen nicht allein
die durch die Pflanzung bestimmter
Stauden an ganz bestimmten Stellen
beabsichtigte Wirkung vereitelt, sie
hat mir in zwei Fällen sogar die
ganze Staudenpflanzung durch völlig
unsachgemäße Behandlung vernich-
tet. Beide Herrschaftsgärtner sind
dagegen sehr tüchtige Topfpflan-
zenzüchter. Wie schwierig ist es
doch oft, den Besitzer zur Bereit-
stellung genügender Mittel für eine
schöne Bepflanzung und sonstige
Ausstattung seines Gartens zu be-
wegen und diesen nicht nur für ein notwendiges Übel zu
halten. Versagen dann aber die Pflanzungen infolge
der Unkenntnis mancher Herrschaftsgärtner auf diesem
Gebiet, dann muß die Abneigung des Besitzers gegen
seinen Garten nur zu berechtigt erscheinen. Ferner
ist bei den „flower borders“ Voraussetzung, daß ge-
nügender Raum zur Verfügung steht; auf schmalen
Rabatten ist es ein Unding, derartige Pflanzungen aus-
führen zu wollen. Die Mindestbreite sollte wenigstens
2 Meter betragen, wenn irgend angängig sollte man
nicht unter 3 Meter hinabgehen.

Mir stand kürzlich ein idealer Platz hierfür zur
Verfügung. Bei einer größeren Gartenanlage von
ziemlich rechteckigem Grundriß hing, wenn ich so
sagen soll, ein langer schmaler Zipfel daran, der bis-
her zum Teil zur Gemüsekultur, zum Teil als Hühner-
hof benutzt wurde. Die Länge betrug zirka 175 Meter;
die Breite am Zusammenhang mit dem Hauptgarten

Abb. 12. Dekorative Treppenanlage in Vaux le Vicomte.
 
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