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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 11
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Fuchs, Ludwig F.: Vier alte Gartenanlagen, [2]: Schwetzingen, Schönbusch und die Hofgärten von Veitshöchheim und Würzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0161

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XV, 11

DIE GARTENKUNST.

153

Vier alte Gartenanlagen:

Schwetzingen, Schönbusch und die Holgärten von Veitshöchheim und Würzburg.

Mit Aufnahmen vom Verfasser.

(Fortsetzung.)

Veitshöchheim und Würzburg.

Unterfranken ist so recht eigentlich das deutsche
Gartenland. Nirgends finden sich Herrschafts-, Klöster-
und Bürgergärten in solcher Menge wie an den schönen
Ufern des Mains. Der Höhepunkt dieser Gartenpracht
ist Würzburg und seine Umgebung. Wir greifen die
zwei schönsten und interessantesten Gärten heraus.
Über sie allein könnte man Bände schreiben. Ich
meine die Hofgärten von Veitshöchheim und Würz-
burg. Beide, wie auch der vorige, sind Anlagen und
Besitztümer von Kirchenfürsten gewesen, während sie
heute königliches
Eigentum sind.

Zur Geschichte
desV eitshöchhei-
mer Gartens sei
bemerkt, daß
etwa im 17. Jahr-
hundert an die-
ser Stelle ein bi-
schöflicher Wild-
park existierte.

Im Jahre 1749 er-
hielt Balthasar
Neumann, derEr-
bauer des Würz-
burger Residenz-
schlosses, von
Karl Philipp von
Greiffenklau den
Auftrag, diePläne
für die Umwand-
lungin einenLust-
garten zu entwer-
fen. Die Vollen-
dung erfolgte je-
doch erst unter dem geistvollen A. Friedrich von Seins-
heim, der an der Gestaltung dieses, wie auch des Würz-
burger Hofgartens, den Löwenanteil hat.

Das aus verschiedenen Bauperioden stammende
Schlößchen (wahrscheinlich stammt der Mittelbau von
Jos. Greising, die Seitentrakte von Neumann) liegt
seiner Längsrichtung nach so ziemlich von Nord nach
Süd. Es erhebt sich auf einer wirkungsvollen Terrassen-
anlage, die über eine schöne Freitreppe im Westen
in eine Allee übergeht, welche mit dem sogenannten
Fasanentor endigt. Dieses scheint die ursprüngliche
vom Schloß beherrschte Zieranlage zu sein, die erst
gelegentlich der späteren Erweiterung ihren heutigen

Schmuck erhielt. Außer den Plastiken besteht er
hauptsächlich in den beiden entzückenden kleinen
Lauben, die den westlichen Abfall der Terrasse flan-
kieren. Diesem kleinen Teil schließt sich im Süden
der etwa 90 Tagwerk große neue Garten in gut ver-
mittelndem Übergange an.

Es ist natürlich eine Unmöglichkeit, in Kürze eine
beschreibende Darstellung der Einteilung zu geben.
Am nächsten kommen wir der Sache, wenn wir be-
merken, daß es im wesentlichen vier pfeilgerade Alleen
sind, die dem Garten gewissermaßen als Skelett dienen.

Die erste beginnt
ungefähr am Ein-
gang, läuft paral-
lel der dem Bahn-
hof zugekehrten
Mauer und endigt
im Süden beim
Mithras - Heilig-
tum. Die. zweite
nimmt bei der
Sphynxtreppe
der Schloßterras-
se ihren Anfang
und schließt, das
Naturtheater und
die Statuen der
Athene und des
Herkules passie-
rend , mit der
Orpheusgruppe
ab. Die dritte,
ein entzückender
Heckengang mit
2 Etagen, läuft
vor der Terrasse
her und endigt, ihrer ganzen Länge nach die heitersten
Ausblicke gewährend, mit der Todespforte, auf die
wir noch zurückkommen. Die vierte, zu den andern
ebenfalls parallele, zweigt von der alten Allee beim
Fasanentor ab und erstreckt sich jenseits der Seen
bis zur Südmauer.

All diese schier endlosen Gartenstraßen sind be-
setzt mit Gestalten der persischen, ägyptischen und
griechischen Mythologie, mit wundersamen Vasen und
Bänken in phänomenaler Mannigfaltigkeit der Form-
gebung. Denselben Reichtum an plastischen Schmuck
zeigen die vielen Verbindungswege, die hier unmittel-
bar von Allee zu Allee führen, dort in der Quere

Schloß Veitshöchheim. Aufnahme von L. F. Fuchs, München.
 
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