Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 15.1913

DOI Heft:
Nr. 19
DOI Artikel:
Philow, J. Otto: Eine Fahrt nach den Kanadischen Rocky Mountains
DOI Artikel:
Zur Tagesgeschichte
DOI Artikel:
Personalnachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0304

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
296

DIE GARTENKUNST.

XV, 19

Felswände von mehreren. Hundert Fuß Höhe durch-
fahren. Weiter geht unsere Rei.se über Station'Revel-
stoke am Columbia-Flusse durch ein immerwährendes
Kaleidoskop von Bergen, Forsten und Felsgraten nach
.Craigellachie, Sicamous am Shuswapsee und Kelowna
mit seinen von Lord Aberdeen angelegten 13000 Acre
großen Obstplantagen, bis wir bei Kamloops in das
Gebiet des Great Fraser-Stromes gelangen. Diesem
Strome folgt die Bahn durch an abwechselnder Szenerie
reiches Gelände, in welchen wir die Lachsfischerei zu
beobachten Gelegenheit nehmen, bis nach Vancouver,
welches wir am Abend erreichen.

Wenn Kanada durch seine langen arktischen
Winter mit eisigen Schneestürmen bekannt und be-
rüchtigt ist, so trifft dies auf seine junge, mächtig auf-
strebende Metropole am Golf von Georgia nicht zu.
Dafür sorgt der von Japan kommende warme Meeres-
strom. Im Stanley Park und in den prächtigen pri-
vaten Gärten blüht die Rose „Gruß an Teplitz“ elf
Monate im Jahre. Das Klima an diesem Küstenstrich
des stillen Ozeans ist für Gartenbau und Blumenzucht
mit weniger als einem Monat frostiger Temperatur und
regelmäßigen Niederschlägen im Sommer ein geradezu
ideales zu nennen. Da sich die Bewohner die Ver-
schönerung der Stadt und ihrer Haine durch Blumen-
schmuck angelegen sein lassen, blüht und grünt es
allerorten. Dasselbe läßt sich von der fünf Stunden
per Dampfer entfernten, auf der Vancouver-Insel ge-
legenen Hafenstadt Victoria berichten. Die Versuchung
liegt nahe, , mich im weiteren über die große Zukunft
dieser Hafenstädte, ihrer neuen Monumentalbauten,
■kosmopolitischen Charakter der Bevölkerung und
Promenaden, nebst Parkanlagen zu ergehen. Doch
dies 'liegt' außerhalb des Rahmens dieser Abhandlung.
Meine Reise führte mich von hier aus über Seattle-
Washington, Portland, Oregon nach California; also
.von der Gletscherwelt der nördlichen Kanadischen
Felsengebirge in die Palmenhaine und Orangengärten
von Santa Barbara und Los Angeles. Auf meiner
Rückfahrt nach dem Osten nahm ich schließlich noch
Gelegenheit, die unauslöschlichen Eindrücke des großen
Canyon von Arizona in mich aufzunehmen, eines Natur-
Weltwunders, welches allen nach den Vereinigten Staaten
kommenden Reisenden aufs angelegentlichste empfohlen
werden kann.

In der Überzeugung völliger Übereinstimmung
meiner deutschen Leser mit mir über den hohen er-
zieherischen Wert des Reisens überhaupt, kann ich
mir zum Schluß nicht versagen, die Tatsache hervor-
zuheben, daß wir, die wir durch unseren Beruf auf
Natur- und Vegetationsstudien hingelenkt werden,
immer diejenigen sind, die höchsten Gewinn mit nach
Hause bringen. Die alte Welt mag sich darauf vor-
bereiten, daß mit zunehmender Erschließung der Schön-
heiten unserer Gebirgswelt die Bergtouristik vom bis-
herigen einseitigen Kurs in den wechselseitigen über-

gehen wird. Mit Freude und patriotischem Stolz können
wir im voraus die Versicherung geben, daß der in
absehbarer Zeit einsetzende Strom unserer ausländischen
Besucher in bezug, auf reinen Naturgenuß auf seine
Kosten kommen wird.

Zur Tagesgeschichte.

In Bad Homburg v. d. H. ließ sich der Kaiser kürzlich
die Pläne zur Erweiterung (70000 qm)" des Kurparkes vor-
legen. Zu der Konferenz waren hinzugezogen: der Chef des
Geheimen Zivilkabinets von Valentini, Regierungspräsident
von Meister, Landrat Ritter von Marx, Oberbürgermeister
Lübke, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Rüdiger und Kurdirektor
Graf Zeppelin. Der Kaiser entschied sich mit einigen Ab-
änderungen für das Projekt der Firma Gebrüder Siesmayer,
Frankfurt a Main.

In dem benachbarten Oberursel a. Taunus fand eine Sit-
zung der Stadtverordneten statt, in der außer dem Bürger-
meister Füller 17 Stadtverordnete und 3 Stadträte anwesend
waren, um den Entwurf eines Planes für die gärtnerische Aus-
gestaltung des Wiesentales (100000 qm) zu beraten. Derselbe
ist von den Gartenarchitekten Gebrüder Siesmayer, Frank-
furt a. Main ausgearbeitet und sieht einfache, aber großzügige,
parkartige Anlagen von der Oberhöchstädter Straße bis zum
Walde vor. Das Kollegium war einstimmig mit diesem,
von der ITeimatschutzkommission befürworteten Projekt ein-
verstanden.

Auszeichnung. Auf der Gewerbe-, Industrie- und Kunstaus-
stellung Paderborn 1913 (26. Juni bis 5. September) erhielt der
Gartenarchitekt Joseph Buerbaum, Düsseldorf, für seine dort-
selbst in der Kunsthalle zur Schau gebrachte „Gartenkunst-
Ausstellung“ die höchste Auszeichnung: „die goldene
Medaille“.

Für ihre nächstjährige Gartenbau-Ausstellung gab die Stadt
Altona das Programm heraus. Weitere Auskunft erteilt die
Geschäftsstelle der Gartenbau-Ausstellung 1914, Rathaus Altona.

Berichtigung, ln Heft 16 S. 240 bei Abb. 1 soll es heißen
„Gärtner Seidel“' anstatt „Architekt Seidel“; S. 243 bei Abb. 5
soll es heißen „Aufn. v. G. Wolf, Breslau“ anstatt „Aufm v.
Mertens, Zürich“.

Personalnachrichten.

Foltas, J. F., Gartenarchitekt, D. W. B., hat sich in Danzig
als Gartenarchitekt niedergelassen.

Lesser, Ludw., Gartendirektor Steglitz-Berlin, hält künftig-
hin als Dozent für Gartenkunst an der „Freien Hochschule
Berlin“ Vorlesungen über „Neuzeitliche Hausgärten“.

Martin, Hans, Gartenarchitekt, seit 1905 bei der städtischen
Parkverwaltung zu Berlin tätig, zuletzt bei der städtischen
Gartendirektion als Gartenassistent, übernimmt am 1. Oktober
d. J. die Leitung der Abteilung Gartenkunst und Dekoration
bei der Firma Adolf Koschel in Charlottenburg.

Schomburg, Wilhelm, bisher Stadtgärtner der Seestadt
Rostock i. M. und von Warnemünde isf in Anerkennung seiner
Verdienste um Verschönerung der Stadtanlagen vom Senate
zum Stadtgartendirektor ernannt worden.

Vogeler, Otto, Landschaftsgärtner zu Charlottenburg, in
den letzten Jahren Gartendirektor des Prinzen Leopold von
Preußen in Glienicke bei Potsdam, ist am 5. September im
70. Lebensjahre verstorben. Er war Mitbegründer des Vereins
Deutscher Gartenkünstler und einer seiner fleißigsten und
regsten Mitarbeiter.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoeraann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
Annotationen