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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 7
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Röhne, Marius: Der Fjellebropark in Dänemark
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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0110

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102

DIE GART ENK KN ST.

XV,|7

J. P. Andersen vom jungen Grafen Ahlefeldt den
Auftrag erhielt, moderne Kultur in die Wildnis hin-
einzubringen: Das ganze Parkareal war mit fünfzehn-
jährigem „jungem Wald“ überwachsen und zwar derart*
daß jede Spur der früheren Anlage verwischt war.

„Ichsüchte daher gar nicht den Faden der einstigen
Ordnung“, sagt J. P. Andersen selbst, „versuchte viel-
mehr einen Park unabhängig und aus eigenen Ge-
danken zu erschaffen: Große freie Rasenflächen mit alten
Bäumen, von den umgebenden Wäldern bekränzt —
das war mein Ziel.“ —

Man muß zugeben, daß er nicht nur vorzüglich
dieses Ziel erreicht hat, sondern noch manches andere,
und das will in der Tat viel heißen; denn sehr häufig
sieht man Beweise des Gegenteils: Man nimmt wahr,
wie ein guter Anfang gemacht ist — daß also ein
gutes Ziel vorhanden ist, aber je mehr man sich von
den Hauptobjekten entfernt und auf dieser Wanderung
Schwierigkeiten begegnet, desto mehr verwirrt man
sich. Man macht unmotivierte „Sprünge“ — und das
Ganze wird sehr leicht verfehlt. Man ist sich
selbst nicht treu geblieben! Auch fehlt oft der
Mut, die Sache anders anzufangen, um auf andere Art
und Weise seine Ideen zum Sieg zu führen.

In betreff des Fjellebroplanes wage ich zu be-
haupten, daß er von dieser Unbeholfenheit frei ge-
blieben ist. Ein starker Geist hat hier die Arbeit
gelenkt. Das Produkt ist in seiner Komposition daher
auch kräftig.

Bei einer mehr eingehenden Kritik des vorliegen-
den Planes ist das erste, das sich der Aufmerksamkeit
aufdrängt, die Art und Weise, wie der Künstler ver-
standen hat Schloß und Anlage zusammenzuziehen,
trotzdem sie durch das Wasser getrennt werden.
Vermittelst einiger kräftiger, zugleich angenehmer und
durch eine zweckmäßige Bepflanzung unterstützter
Linien, hat er einen geradezu vorzüglichen organischen
Zusammenhang zwischen den drei Faktoren, Schloß,
Wasser und Park, erzielt. Selbst wenn man sich im
Schloßhof aufhält, hat man nicht den Eindruck einer
Trennung — im Gegenteil: Die verschiedenen Teile
verschmelzen sozusagen zu einem großen, harmonischen
Ganzen von außerordentlicher Wirkung, und das Auge
findet Ruhe und Halt an der alten, langen Lindenallee
im Hintergründe, welche Fjellebro mit dem Haupt-
besitz Egeskov, der drei Kilometer entfernt liegt, ver-
bindet. Siehe übrigens Perspektive A.

Perspektive B zeigt das Schloß von der entgegen-
gesetzten Seite des umliegenden Sees.

Perspektive C zeigt den eigentlichen Blumengarten
Hier hat man wieder ein Bild, das bei weitem nicht
an die Wirklichkeit heranreicht. Hier sieht man die
regelmäßig abgesteckten Wege, zu beiden Seiten mit
Blumen umsäumt, die dabei noch als ein engerer
Rahmen um das frische, grüne Gras dienen. Bäume
mit architektonischer Struktur ragen in den Ecken
empor und bringen, in Verbindung mit dem dahinter
liegenden Wasser und Wald, eine geschlossene Baum-

wirkung und eine vorzügliche Luftperspektive her-
vor. Auch dieses Bild ist aus höchst verschieden-
artigen Einzelheiten zusammengesetzt — wie be-
hutsam, sorgfältig und geschmackvoll ist es aber
gemacht! Kein einzelner Teil drängt sich auf Kosten
des anderen hervor. Alle gehören sie zusammen und
wirken gemeinsam. Ein wimmelndes Leben regt sich
hier. An einem derartigen Ort kann nie Langweile
herrschen. Zu jeder Stunde des Tages und der Nacht
ist hier Abwechslung — immer hat diese Parkszenerie
etwas Neues zu erzählen — bei Regen, sowie bei
Sonnenschein. Und jede Stunde hat ihre eigene ge-
heimnisvolle Schönheit!

Zur Tagesgeschichte.

Der Reichsverband für den deutschen Garten-
bau (R. D. G.) hat nunmehr seine Satzungen heraus-
gegeben , welche wir im Nachstehenden zur Kenntnis
unserer Leser bringen.

Satzungen.

i. Name:

Reichsverband für den deutschen Gartenbau. (R. D. G.)

2. Aufgaben und Arbeiten:

Die Aufgabe des Reichsverbandes ist es, die deutschen
Gärtner zur gemeinsamen und kraftvollen Vertretung ihrer
berechtigten, wichtigsten Berufs- und Standesinteressen zu
vereinigen.

Der Reichsverband bildet für den deutschen Gartenbau
den neutralen Boden, auf dem alle etwaigen Meinungsver-
schiedenheiten unter den gärtnerischen Vereinen, Verbänden
usw. in sachlicher und freundschaftlicher Weise ausgeglichen
werden, damit durch die machtvolle Einwirkung des Reichs-
verbandes, als der von den deutschen Gärtnern anerkannten
gemeinsamen Vertretung, allen für den gesamten deutschen
Gartenbau wichtigen Aufgaben der volle Erfolg verschafft werde.

Die von dem Gärtnertag und dem Arbeitsausschuß des
Reichsverbandes gefaßten Beschlüsse sind, soweit sie wirt-
schaftspolitische Zwecke verfolgen, denjenigen Vereinen,
zu deren Arbeitsgebiet sie gehören, zur weiteren Bearbeitung
zu überweisen. Der Geschäftsgang hierbei wird von diesen
Vereinen unter sich vereinbart. Über den Verlauf der Arbeiten
ist dem Vorstand des Reichsverbandes Bericht zu erstatten.
Alle Eingaben an Behörden usw. werden von dem beauftragten
Verein im Namen der im Reichsverband organisierten wirt-
schaftlichen Vereine und Verbände gemacht. Der Vorsitzende
des Reichsverbandes ist zu allen Sitzungen in solchen Ange-
legenheiten einzuladen.

Alle anderen Beschlüsse sind von dem Arbeitsausschuß
des Reichsverbandes den zuständigen Behörden, Körper-
schaften, Vereinen, zur Kenntnis zu bringen und zu begründen.

Die Veranstaltung von Ausstellungen oder die Beteiligung
bei deren Leitung bleibt einer Verständigung des Arbeitsaus-
schusses mit den leitenden gärtnerischen Vereinen des Aus-
stellungsortes Vorbehalten.

3. Mitgliedschaft:

Dem Reichsverbande können sich alle Vereine und Ver-
bände, Körperschaften und Gesellschaften, Lehranstalten und
Versuchsstationen, anschließen, die sich die Förderung der
verschiedenen Zweige des Gartenbaues zur Aufgabe stellen.
Über die Aufnahme entscheidet der Arbeitsausschuß.

Durch den Beitritt zum Reichsverband soll ihre Selb-
ständigkeit, Eigenart, Verfassung und ihr Arbeitsplan in keiner
Weise Einbuße erleiden. Im besonderen bleibt es den im
 
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