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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 6
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Wettbewerb für einen Zentralfriedhof der Stadt Erfurt, [2]
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Rasch, Edgar: Das Teppichbeet
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0091

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XV, 6

DIE GARTENKUNST.

83

doch so viel ästhetische Werte, wie z. B. die malerischen
Vorzüge, die Möglichkeit der besseren Unterordnung
der Familiengräber usw., so daß sie einer Anregung
schon wert erscheint.

Daß für die Reihengräber nur ganz niedrige Grab-
steine vorgeschrieben werden müssen, ist wohl selbst-
verständlich. Diese Gräberfelder sollen durch Anpflan-
zung von Lebensbäumen, Trauer-Eschen und Trauer-
weiden, welch erstere in ihrem dunklen Grün sehr gut
gegen die hellen Birken stehen, malerisch gestaltet werden.

Für die Urnen-Bestattung sind die Urnenhaine vor-
gesehen, und zwar sollen die Bestattungen nach vier
Arten erfolgen.

1. Im Kolumbarium unter der Terrasse,

2. in Mauernischen, wobei wiederum die Kosten
für den betreffenden Mauerteil von den Stellen-Inhabern
getragen werden müßten,

3. in der Erde, nach einer Anregung von berufener
Seite, in stehender Achse mit quadratischer Deckplatte,

4. in künstlerisch ganz wertvollen freistehenden
Denkmälern.

Die Bauwerke sind in Putzbau gedacht, mit Ziegel-
deckung Mönch und Nonne. Am Hauptgebäude istfürdas
Portal und die Simse und Sockel Haustein vorgesehen.

Die Einsegnungsräume sind mit Holzdecken vor-
gesehen, ebenso die Leichenhalle, die Arkaden haben
offenen Dachstuhl. Der Niveau-Unterschied des Haupt-
platzes vom Gelände wird auf der linken Seite durch
eine Terrasse betont, in welche ein Kolumbarium ein-
gebaut ist und auf welcher die Leichenhalle steht.
Von der Terrasse führen Treppen hinunter in den
Urnenhain. Die Perspektive zeigt die Situation nach
der Vergrößerung der Leichenhalle. Die Terrasse ist
schon jetzt fertig geplant und im Kostenanschlag
enthalten.

Das Teppichbeet.

„Das Teppichbeet wird unmodern; was soll
man da nur machen?“ So klagten mir verschiedene
Kollegen, die neben ihrer Plandelgärtnerei auch „Land-
schaft“ machten, ihre große Not. Es läßt überhaupt
mancherlei darauf schließen, daß der Geschmacks-
wechsel des Publikums nicht ohne Folgen auf den
Betrieb vieler Existenzen geblieben ist. Gerade so wie
damals als man gegen den schablonenhaften „Land-
schaftsstil“ Front machte.

Teppichbeet ist für die meisten ein Sammelbe-
griff bestimmter Beet- und Pflanzungsarten im bekann-
ten Musteralbumstil. Es ist denselben unverständlich,
daß man Teppichbeete nicht überall in jeder Größe,
Form und Farbe anlegen kann. Gingen und gehen
doch manche Gartenverwaltungen, städtische und private
volens oder nolens mit dem schlechtesten Beispiel
voran. — Die Gärtner nehmen sich an diesen Arbeiten
eben ein Beispiel und denken, wenns der städtische
Herr Gartendirektor macht, dann wird es wohl seine
Richtigkeit haben.

Daß sich eines nicht für alle schickt und Garten-
fragen von Fall zu Fall besonders behandelt sein
wollen, ist auch heute in Fachkreisen noch nicht Ge-
meingut. Durch Vorträge in Fach- und Gartenbau-
vereinen, auch in solchen von Gehilfen (denken wir an
die Zukunft —), sowie durch Artikel in der Fach- und
Tagespresse kann viel zur Aufklärung von Fach- und
Konsumentenkreisen geschehen. Das Geld, die Zeit
und Anstrengung die alljährlich für Vorgarten- und
Balkonkonkurrenzen verpulvert werden, könnten hier
der Gartensache mehr nützen. Nicht nur betreffs
Aufklärung über Teppichbeete. Wir haben noch
mehr solche üppigen Wasserschosse an unserem Baum.
W i r kommen mit dem Messer meistens zu spät, wenn
schon Publikum und Künstler eingegriffen haben.
Dann wollen wir aber doch gerecht sein; die Außen-
seiter nicht bös ansehen, sondern einsehen, daß wir
etwas versäumt haben.

Wir haben es versäumt, für die Aufklärung der
Fachgenossen über die richtige Verwendung der Tep-
pichbeete zu sorgen. Wir haben es versäumt, Aus-
wüchse und Geschmacksverwilderungen zur rechten
Zeit zu bekämpfen und für Aufklärung über Garten-
kunstfragen bezw. Geschmacksbildung jener Fach-
kreise zu sorgen, durch welche das Unheil ange-
gerichtet ist.

Die Frage ist nun, wie kann dem Übelstande
abgeholfen werden ?

Wenn diese Frage eigentlich etwas weiter greift
und von unserem Teppichbeet abschweift, so hängt
sie doch organisch damit zusammen. Wir haben, wie
oben angedeutet, neben dem Teppichbeet noch manch
anderes Schmerzenskind im Garten. Aus der Zeit der
allgemeinen Geschmacksverwilderung kommen wir nicht
so schnell heraus. Viel Gutes könnte hier ein ein-
mütiges Zusammenarbeiten der gesamten gärtneri-
schen Fachpresse stiften.

Bedenken wir, daß kunstgewerbliche, architekto-
nische und sonstige geschmackbildende Bücher und
Zeitschriften in den Kreisen der Handels- und Kunst-
gärtner und Gehilfen fast unbekannt sind. Man
kümmert sich da fast ausschließlich um das Technische.
Hier ist doch die gärtnerische Fachpresse, speziell die
handelsgärtnerische nicht nur technischer Berichter-
statter, sondern auch Lehrer, Berater und Erzieher.
Früher kümmerte sich diese Fachpresse auch um die
sonstigen Arbeiten ihrer Leser außerhalb der eigent-
lichen Gärtnerei. Da las man über Blumenbinderei,
Dekorationen, Landschaftsgärtnerei, Teppichbeete,
Springbrunnenanlagen usw. Man blättere nur mal in
alten Jahrgängen vom „Möller“. Ja, da fand der Gärt-
ner alles darin, was ihn in der Praxis bewegte und
bedrückte. Wieviel Gutes ist da geleistet? Gewiß ist
auch viel Minderwertiges gesät, doch das lag nun in
den Zeiten.

Seit einiger Zeit scheint man sich aber in der
Fachpresse derartig auf die Pflanzenzucht zu speziali-
sieren, daß man darüber vergessen hat, dem Gärtner
 
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