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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 15
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Holland-Cunz, Otto: Die blühende Natur!
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Ammann, Gustav: South Kensington Garden
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XV, 15

DIE GARTENKUNST.

221

saftigen Blätter des Aronstabes, Arum maculatum er-
sichtlich. Diesesmal nicht am Bach, oder an feuchter
Stelle, sondern am Berghange. Er scheint auch da im
Waldhumus recht zufrieden zu sein mit seiner Existenz.

Den Lerchensporn, Corydalis sölida, erblickt man
auf dem zweiten Bild (Nr. II). Das matte Purpurrot
der Blüten hebt sich angenehm ab, vom lichten Grün
der Blätter. Es übt dieses Bild ähnliche Reize aus,
wie das der Buschwindröschen, nur kommt hier noch
der feine Duft der Blüten hinzu.

Diese beiden Frühlingsblüher lassen sich sowohl
durch Teilung, als auch durch Aussaaten vermehren.
Auf die fremden
Arten nnd Abar-
ten sei hingewie-
sen , weil sich
eine V erlänge-
rung der Blüten-
periode damit
erreichen läßt.

Besonders beach-
tet werden muß
bei der Anlegung
solcher biologi-
schen Bilder, daß
die Pflanzen bald
absterben. Die-
ses gebietet da-
her, daß man ih-
nen einen Platz
anweist, wo sie
keine sichtbare
Lücke erzeugen.

Mutter Natur er-
reicht dieses da-
durch , daß sie
sich, wie auf dem
Bilde ersichtlich
ist, des Efeus, der Farne, der Stechpalme etc. in
reichem Maße bedient. Der „blühende Waldböden!“ —■
Man achtet so wenig auf ihn, aber von jeher hat jeder
rechte Gärtner von der idealen Meisterin Natur gelernt, der
nach Wahrem und Schönem sich sehnte und trachtete.

Otto H o 11 and - Cu n z , Bad Godesberg.

South Kensington Garden.

Von Gustav Ammann, Gartenarchitekt, Zürich.

Die unmittelbare Fortsetzung des Hyde-Parkes
ist es, die so genannt wird. Hart an seiner Grenze
beim Palace liegt still verborgen hinter Lindenlauben
ein kleiner, abgeschlossener Garten. Auf drei Seiten
eingerahmt von prächtigen Bäumen des Parkes, gewährt
er uns ein Bild von so entzückender Feinheit, daß ich
nicht unterlassen mag, das kleine Juwel hervorzuziehen
aus seiner stillen Abgeschiedenheit.

Inmitten ruht ein stiller Wasserspiegel, auf dem
Seerosen ihre Lilienblüten schaukeln. Harter Stein

faßt seine Grenzen, scharf umrissen ist die Form des
Beckens. Wohlgeordnet liegen Plattenfließen zum
Weg gebaut um ihn herum. An seinem Rande stehen
steinerne Kübel, rhythmisch geordnet; blaue Agapanthus-
blüten steigen aus den dichten Blätterbüscheln, sich
im dunkeln Wasser spiegelnd. Ein grünes Rasenband
umgürtet diesen strengen Kern.

Dann lösen sich die strengen Formen. Die
Mauern, die den weitern Raum abstufen, kleine Ziegel-
mauern, ordnen wohl durch ihre Farbe und verschiedene
Höhe all das Blütenmeer, das sich da dränget. Kleine
Stauden erst, dann größere und zuletzt die gro-
ßen, die vor der
kleinen bis zur
großen Mauer
stehen. Wo sie
verblüten , wur-
den sie durch-
wirkt mit Som-
merflor in der so
liebevollenWeise,
in der die Gärt-
ner Englands
Meister sind. Und
trotz der vielen
Farben und For-
men steht alles
wohl erwogen.
Die Hauptblüten-
massen zu den
Seiten der vier
Pforten sind sym-
metrisch ange-
ordnet. Das An-
dere ist freier, un-
gezwungener und
doch gebunden
durch die Höhe
und die roten Mauern. Der harte Fließenweg drängt sich
hindurch durch diese weichen Blütenmassen. Er steigt über
Stufen zu demTor empor. Dem Doppel seiner Steigung fol-
gen wieder Vasen, die steife, dunklePflanzenkörpertragen.

Die äußerste der Mauern als Brüstung aufgebaut
am Umgangswege, begleitet vom rundgebogenen Linden-
gang, ist von den Pforten unterbrochen. Streng im
Zirkel ist die Linde darüber weggeführt. Das zier-
liche Eisengitter bleibt leider dem Besucher zuge-
schlossen. Drum quellen aus den Fugen zwischen den
Steinplatten ungestört die Pflanzen, ja tragen zierliche
Blüten die den harten Stein umklammern, um ihn doch
etwas in den Bann zu ziehen, der weich und duftig dieses
Blütenreich durchzieht. Und doch gerade dieser herrliche
Kontrast: der tote Stein, das stille Wasser und das Über-
sprudeln farbenfroher Blütenkinder ist es, das so bezau-
bernd wirkt. Ein feiner Sinn hat all die zarten Werte ab-
gewogen und ihm gelang es, was so selten wird in unseren
Tagen: das Eine ob dem Andern nicht vergessen!

Kensington-Garden: Eingangstor. Aufnahme von G. Ammann, Zürich.
 
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