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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 8
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Schröder, Helmut: Baumpflanzungen und Städtebau: Studien an Beispielen
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XV, 8

DIE GARTENKUNST.

105

Baumpflanzungen und Städtebau.

Studien an Beispielen. Von Dr. Ing. Karl Schröder, Architekt, Heidelberg.

Von den mannigfachen Fragen über Bildung und
Ausgestaltung von Grünanlagen in den Städten soll
hier über die Massenwirkung der Baumpflanzungen
und ihren Zusammenhang mit der Masse der Gebäude
gesprochen werden. Wie der Städtebau innerhalb des
überbauten Gebietes einer Stadt die Hausmassen
sichtet und ordnet, durch Anhäufen und Betonen dem
Städtebild Charakter gibt, durch Öffnen und Schliessen
das innere Straßen- und Platzbild schafft, so müssen
auch diese selben Gesetze gestaltend und ordnend die
Massenverteilung von Baumpflanzungen im Stadtbild
beherrschen. Haus- und Baummassen sind im Grund
dieselben Bausteine für den räumlichen Aufbau der
Stadt. Der Gar-
tenkünstler hat
im Falle einer
solchen Anlage
die gleiche Auf-
gabe wie der
Städte bauende
Architekt;er muß
mit dem ihm eige-
nen Material, der
Massenwirkung
der Baumpflan-
zungen, raum-
bildend schaf-
fen. Schneller
und auch leichter
wird er reizvolle,
mannigfache
Wirkung erhal-
ten durch den
Vorteil der die-
sem lebendigen
Baustoff innewoh-
nenden Gestal-
tungsfähigkeit.

Beispiele von
Baumpflanzungen
in Bildern, Auf-
nahmen undSkiz-
zen sollen darge-
stellt werden, wie
sie alltäglich zu
sehen sind, ohne
besondere Wahl;
es wird möglich
sein, an ihrer
Wirkung, ob gut
oder schlecht,Ge-
setze zu bespre-
chen, die maß-

gebend sind für die Gestaltung solcher Baummassen
im Städtebau*).

Der Mönch hofplatz (Abb. i) füllt den Raum
eines vollständigen Baublocks; von den vier ein-
schließenden Straßen hat die eine großen Durchgangs-
verkehr, die andern sind Wohnstraßen; die Bauweise
der benachbarten Blöcke ist teils geschlossen (an der
Verkehrsstraße 4 stockig), teils sind es Einzelvillen;
die Anlage bildet einen Übergang von innerstädtischer,
zu Villenbauweise. Es ist von guter Wirkung, die
sonst von den Häusern gebildete Straßenlinie in diesem
unbebauten Block durch dichte hohe Baum-Rand-
Pflanzung auszudrücken. Die geschlossene Randbebau-
ung eines Bau-
blocks wird so
durch Baummas-
sen ersetzt, es er-
hält die Anlage
einen ihrer Um-
gebungähnlichen
Charakter: der
Straßeneindruck
bleibt und der
Platz selbst wird
in sich geschlos-
sen. Im Innern
ist nach der Son-
nenlage und dem
Zwecke eine klare
Zweiteilung: aui
der südlichen
Hälfte ein ein-
heitlicher Kies-
platz mit nieder
gehaltenen regel-
mäßig gepflanz-
ten Linden, die

*) Die folgenden
Beispiele sind An-
lagen der StadtHei-
delberg; es soll
keine Kritik an ih-
nen geübt werden,
nur Gesetze in oben
angeführtem Sinne
werden an ihnen
abgeleitet. Die Bil-
der wurden mit Ab-
sicht in unbelaub-
tem Zustande der
Bäume aufgenom-
men, um im Bau der
Stämme und Äste
den konstruktiven
Gedanken deutlich
zu zeigen.

Abb. 1. Der Mönchhofplatz in Heidelberg.
 
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