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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 8
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Schröder, Helmut: Baumpflanzungen und Städtebau: Studien an Beispielen
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106

DIE GARTENKUNST.

XV, 8

Abb. 2. Die Neckarmünz-Gasse in Heidelberg.

nördliche Hälfte eine sonnige Grasfläche mit Blumen-
beeten; der Gegensatz zwischen Schatten und Licht
gibt eine klare einheitliche Wirkung.

Im Innern der Altstadt verbreitert sich die schmale
Neckarmünzgasse platzförmig bis an den Fluß
(Abb. 2, 3). Der inneren Hausreihe gegenüber, längs
der Ufermauer, steht eine Reihe alter Roßkastanien,
die in engem Stand und breitem Wuchs ineinander
den Platzraum abgrenzen gegen den weiten Luftraum
über dem Flußtal. Sie ersetzen in ihrer Masse gleich-
sam eine abschließende platzbildende Hauswand. Es
ist der Charakter des Abschlusses dieser grünen
Massen mit den Durchblicken zwischen den Stämmen
auf das Wasser zusammen mit den alten Hauswänden
gegenüber in reizvollem Wechsel das Bild einer intimen
Altstadt. Vollständig abseits gelegen, ist dieser Platz
still; mit wenigen Fischern, die ihre Boote hier an-
legen, und spielenden Kindern, gibt
er den Eindruck wieder des ruhig
beschaulichen Lebens am Fluß.

An einer exponierten, wichtigen
Stelle im Stadtbild dagegen, mitten
im Verkehr, liegt der Bismarck-
platz. Seine hohe Baumpflanzung
hilft gegen den Neckar den Brücken-
kopf bilden : Wo die neue Brücke
mit all dem durchgehenden Verkehr
längs der Bergstraße ihre Bogen
gegen das hohe Heidelberger Ufer
setzt, steht auf der einen Seite als
Flanke das Gebäude des Gymna-
siums und auf der anderen halten
das Gegengewicht die hohen Trauer-
weiden der Bismarckanlagen (Abb.

4 und 5). Von der ganzen Linie der
gegenüberliegenden Uferstraßen fal-
len diese hohen Massen ins Auge,
und die Gebäude und Bäume sind
gleich in ihrer Wirkung. — Diese
Bilder zeigen Gelegenheiten, wo der
Gartenkünstler, ebenbürtig dem Bau-
meister, eine nicht weniger monu-

mentale Wirkung zu erreichen ver-
mag; im Zusammengehen mit dem
Städtebauer muß er seine Bäume
pflanzen und ziehen in bewußter
Form zu gewollter Wirkung gleich-
wertig mit den raumbildenden Haus-
massen.

Auf dem Karlsplatz, wieder
in der Altstadt, hat der Architekt
schon den Platz geschaffen, seitlich
von der Verkehrsstraße wie ein
Ausschnitt mit regelmäßig gleich-
wertigen Hauswänden. Hier gibt
der Gartenarchitekt die Innenein-
teilung, wenn man will, die Möblie-
rung. Die Abbildungen zeigen die
klare einfache Anordnung, die im Charakter der ganzen
Platzgestaltung so stilvoll einheitlich dem Raum einen
Maßstab gibt, und die Gesamtanlage zu einem intimen
Schmuckstück macht (Abb. 6, 7). Hier mußten sich
die Bäume in ihrem Wuchs den Häusern unterordnen,
ihre Größe war vorgeschrieben, ihre Masse muß zu
der der Pläuser in richtigem Verhältnis bleiben; ihr
Zweck und ihre Wirkung ist ganz andere, wie in den
ersten Beispielen, sie sind kleine Anbauten an größere
Massen, oder kleinere Einbauten in größere Räume.

Ähnlich sind die Gesetze, wenn in engen beider-
seitig bebauten Straßen auf der Sonnenseite eine
Baumreihe stehen soll: es können nur kleine, regel-
mäßige Kronen sein, die das Trottoir beschatten.

In der Rohrbacherstraße sind es Kugel-
akazien, die in ihrer Größe in richtigem Maßstab zum
Straßenquerschnitt gehalten werden (Abb. 8).

Abb. 3. Neckarmünz-Gasse in Heidelberg.
 
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