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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 6
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Hoemann, Reinhold: Schneerosen
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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0095

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XV, 6

DIE GARTENKUNST.

87

dieser Schmuck niemals so recht Freude machen wollen.
Warum? Weil ich das langsame Hinsterben der Pflanzen
vom ersten bis zum letzten Tage der kurzen Schmuckperiode
sehe und fühle. Kann es denn Freude machen, wenn man
diese lebenden Pflanzen langsam aber sicher dahinsiechen
sieht? Freilich auch die Sommerpflanzen sterben in den
Blumenkästen, aber sie sterben, nachdem wir sie wachsen,
blühen und gedeihen sahen und uns dieser Entwickelung freuten,
ihr Tod ist der natürliche Abschluß ihres pflanzlichen Lebens,
die kleinen Tännlinge aber werden von uns im zarten Kindes-
alter langsam hingemordet. Gibt es denn einen Ersatz für diese
Tännlinge ? Ich meine ja, mancherlei Pflanzen eignen sich zu einem
Ersatz und auf eine dieser Ersatzpflanzen hinzuweisen ist der
Zweck dieser Zeilen. In meinen Blumenkästen, die auf der Ve-
randamauer stehen, blühen jetzt die Schneerosen, sie blühen be-
reits seit mehreren Wochen und sie werden noch viele Wochen
blühen. Mancher Besucher staunt die kleinen Blumenwunder des
Dezember- und Januarmonats an. Ich zählte heute ca. 150 offene
und halboffene Blu-
men auf 5 lfd. m
Blumenkästen, also
ca. 30 auf dem lfd.

Meter. Dabei ist
eine noch weit grö-
ßere Anzahl in der
Entwickelung be-
griffener Knospen
vorhanden. Leider
mangelt es in den
Kästen etwas an
dem Blattwuch s und
mit Neid müssen
diese Schneerosen
auf ihre Schwestern
sehen, die unten im
Kindergärtchenblü-
hen, die auf mehr-
jährigem Standort
prächtig geformte,
fächerförmige, dun-
kelgrüne Blätter
tragen, die straff
wie ein Schirm sich
über die Blüten
breiten.Die Schnee-
rosen in meinen
Blumenkästen wur-
den erst Anfang November gepflanzt, ich ließ sie aus Holland
kommen, sie waren lange unterwegs und mögen wohl 14 Tage
oder noch länger in ihren Körben gelegen haben. Da hat ihr
Blattwerk gelitten. Wenn man die Pflanzen aber im Topf
oder besser noch im Drahtkorb vorkultivierte, dann müßte
es gelingen, völlig gut belaubte Pflanzen in den Kästen anzu-
pflanzen und zur Weiterentwickelung zu bringen. Ob im
kalten Norden dies möglich, entzieht sich meiner Beurteilung,
hier im milden Westen ist diese Verwendungsart möglich und
ich denke, es muß mehr erfreuen, die blühende Christrose zu
beobachten, die uns als erste von allen Pflanzen zur Zeit der
Sonnenwende den Frühling kündet, als den sterbenden Tännling.

Nachsatz. Mein Lob der Schneerosen für die Winter-
bepflanzung der Blumenkästen muß ich doch etwas einschränken.
Im Januar trat für mehrere Tage anhaltendes Frostwetter ein,
da neigten sich die schönen Blumen zur Erde und ihre Schön-
heit war zerstört. Zwar standen sie sofort nach dem Frost-
wetter wieder auf, aber die schneeige Weiße der erfrorenen
Blumen kam nicht wieder, nur die noch unerblühten Knospen
blühten wieder voll und prächtig auf, aber ihre Fülle reichte
doch nicht mehr an den ersten Flor heran. Ich werde
weitere Versuche machen und später darüber berichten.

R. H.

Zur Tagesgeschichte.

Harburg (Elbe). Die Städtischen Kollegien haben be-
schlossen, aus Anlaß des 25jährigen Regierungsjubiläums
unseres Kaisers, im Süden der Stadt, am Außenmühlenteich
auf einem 56 Morgen großen Gelände, nach den Entwürfen
des Stadtgärtners, Kgl. Garteninspektor Hilscher, einen öffent-
lichen Volkspark (Kaiser Wilhelm-Anlagen), herzustellen mit
einem Kostenaufwand von 120000 Mk. Die Anlage wird, den
sozialen Gesichtspunkten der heutigen Zeit folgend, allen nötigen
Wohlfahrts- und sportlichen Einrichtungen erhalten.

Kaiser Wilhelm-Park Gleiwitz, O.-S. Herr Geheimer Kom-
merzienrat von Friedländer-Fuld -Berlin hat seiner Vater-
stadt Gleiwitz aus Anlaß des Regierungsjubiläums unseres
Kaisers zur Errichtung eines Volksparkes mit der Bezeichnung:
„Kaiser Wilhelm-Park“ den Betrag von 100000 Mk. gespendet.
Die vom städt. Garteninspektor Kynast entworfenen Pläne
wurden in der letzten Stadtverordneten-Sitzung eingehend

besprochen und die
sofortige Inangriff-
nahme der Arbeit
beschlossen. Es
kommt zunächst
eine Parkfläche von
51 Morgen und spä-
ter ein Anschlußteil
in Größe von 29
Morgen, der die Ver-
bindung zum Stadt-
wald herstellt, in
Betracht.

Essen a. d. Ruhr.
Das Stadtverord-
netenkollegium be-
schloß in der Sit-
zung am 20. Fe-
bruar d. J. die bal-
digeHerstellung fol-
gender Grünanla-
gen und stellte die
erforderlichen Mit-
tel bereit für Wei-
terführung der An-
lagen am Hau-
mannshof 36000 M.,
Westpark 22 000 M.,
Baumpflanzung in
Straßen 30034 M., Anlagen auf dem Hohenzollerplatz 6300 M.,
Anlagen auf dem Hermannsplatz 3850 M., Anlagen an der
Straße auf der Donau 2650 M., Anlagen in der Pelrhannstraße
3600 M., Anlagen an der Bonnerstraße 1700 M., Brunnen an
der Bonnerstraße (städtischer Beitrag) 3000 M., Spielplatz im
Mühlbachtal 900 M., in Summa 110 034 M.

In Eberswalde findet eine Jubiläums-Gartenbaukunst-Aus-
stellung vom 28. August bis 9. September 1913 statt. An-
fragen und Programme durch die Geschäftsstelle, Mühlen-
straße 21.

Gartenbau-Ausstellung in Frankfurt a. M. 1915. In Frank-
furt am Main bestand seit geraumer Zeit die Absicht, im
Jahre 1915 eine große allgemeine Kunst- und Gartenbau-Aus-
stellung für die Dauer des ganzen Sommers ins Leben zu
rufen. Diese Absicht scheint nunmehr, wenigstens in bezug auf
die Gartenbau-Ausstellung gescheitert zu sein. In einer am
14. Februar 1. J. in Frankfurt abgehaltenen Besprechung dieser
Angelegenheit, an welcher die Vertreter von 17 dortigen Fach-
und Liebhaber-Vereinen teilnahmen, wurde beschlossen, nur
eine kurzfristige etwa 2—3 Wochen dauernde Gartenbau-Aus-
stellung im Herbst 19x5 durchzuführen, die allerdings auch
nationalen Charakter tragen soll. Das Unternehmen wird
naturgemäß durch die Beschränkung auf die kurze Dauer
sehr viel leichter durchführbar sein, aber auch in seiner Be-

Schneerosen im Blumenkasten im Freien.

Aufnahme in der letzten Dezemberwoche. Von R. Hoemann, Düsseldorf.
 
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