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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 7
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Gienapp, Emil: Dekorative Berankungspflanzen (Schlingsträucher)
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Röhne, Marius: Der Fjellebropark in Dänemark
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0106

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DIE GARTENKUNST.

XV, 7

wärts nach innen aufrollenden, kirschlaubigen Blättern
sowie die in China beheimatete Berchemia racemosa
mit feinzweigigen, vielverästelten Ranken und stark-
gerippten, spitzovalen, grünen Blättern wären noch zu
nennen. Hier wäre ebenfalls einzureihen der aus dem
nordöstlichen Asien eingeführte, mit hellgrünen, stumpf-
gelappten Weinlaubblättern dichtbesetzte Kanadische
Mondsame (Menisperum canadense und dahuricum)
und die kl ett erzweigige, mit großen dunkelgrünen, der
Länge nach stark geripp-
ten Blättern dicht beklei-
dete, an den Ranken mit
zerstreut sitzenden, nadel-
scharfen Stacheln ausge-
rüstete Smilaxpflanze
(Smilax rotundifolia). —

Als letzte endlich verdienen
empfohlen zu werden die
vor reichlich einem Jahr-
zehnt aus Japan impor-
tierte, mit großen hübsch-
gelappten, dreiteiligen Blät-
tern geschmückte Pueraria
Thunbergi und die in vielen
Gegenden Deutschlands
wildwachsenden schwarz-
und rotbeerigen, im Blatt-
kleide efeuartig geformten
Zaunrüben Bryonia alba
und dioica, die alljährlich
aus der winterharten
Knolle viele Meter hoch
schlingen und sich für die
Bekleidung von Lauben-
gängen, Säulen und Festons
eignen. — Aus vorstehen-
dem sieht man also, daß
wir außer den bekannteren
und in der Regel ver-
wendeten Schlingpflanzen
noch eine ganze Anzahl
weiterer Schlingsträucher
besitzen, die es mehr noch
wie jene gestatten, für den
jeweiligen Pflanzungszweck Geeignetes auszuwählen,
und namentlich auch zwischen Pflanzen klimmenden oder
schlingenden Charakters zu unterscheiden. Erstere
wirken am malerischsten, wenn man ihrem natürlichen
Wüchse freien Lauf läßt; sie wissen sich mit ihren
Halteorganen schon selbst festzuhalten. Letztere müssen
indessen entsprechend geleitet und durch Anbinden
an Gittern, Spalieren, Pfählen usw. einen Unterstützungs-
punkt finden, sollen sie im Ausdrucke ihres Behanges
sowohl die Gesetze der Schönheit als auch die Forde-
rungen ziergärtnerischen Schaffens weitgehend und
zweckmäßig erfüllen.

Der Fjellebropark in Dänemark.

Von Kand. Marius Röhne, Gartenarchitekt, Christiania.

Übersetzung aus dem Dänischen.

Wie jeder, der sich ein wenig mit botanischen
Studien beschäftigt hat, schon wissen wird, sind die
Pflanzen keine so „unveränderlichen Individuen“, wie
es vielleicht bei der ersten, oberflächlichen Beobachtung
scheint. Sie besitzen vielmehr die Fähigkeit, sich den
vorhandenen Verhältnissen derartig zu fügen, daß so-
wohl ihre äußere als auch
ihre innere Struktur eine
den Lebensbedingungen
des betreffenden Ortes ent-
sprechende Form annimmt.
Selbst in freier Natur sind
die Pflanzen kein an Boden
oder Ort gebundener Be-
griff— im Gegenteil: Auch
dort sind sie in unaufhalt-
samer Bewegung, unter
welcher sie größere und
kleinere „Sprünge“ ma-
chen — vorwärts, rück-
wärts oder seitwärts!

Für gewöhnlich geht
diese Bewegung — d. h.
Trieb zum Wechsel und
Anlage zur Änderung —
so langsam vor sich, daß
man ihr nur schwierig zu
folgen vermag — immer
wird man aber eine gewisse
Gesetzmäßigkeit darin fin-
den. Dabei wird man auch
bemerken können, daß,
dem Anschein nach, In-
dividuen mit neuen Eigen-
schaften plötzlich entste-
hen. Diese Eigenschaften
können dann dem Indivi-
duum das Gepräge von
etwas ganz Neuem ver-
leihen, und trotzdem ist es
kaum etwas Neues! Es
ist eher möglich, daß es zwar schon lange da gewesen ist,
aber ein, unserem Auge verborgenes Dasein geführt hat.

Glaubt man vielleicht, daß nun solche Bewegungen
unmotiviert und ohne zielbewußte Absicht geschehen?
Nein, in der Natur kommen keine unmotivierten Hand-
lungen vor. Die vielen feinen Fäden bilden kein ver-
worrenes Flechtwerk, wenn wir sie auch schwierig

auseinander halten können. In schöner Verbindung

bilden die Fäden miteinander das große mächtige Ge-
samtbild — dasjenige, das wir alle sehen und be-
wundern können: Die herrliche Natur. —

In den vorstehenden Worten habe ich versucht,
meine Auffassung von der Natur — bezüglich ihres
Pflanzenlebens — klarzumachen. Allein — nicht nur

Menispermum dahuricum. Aufnahme von E. Gienapp, Hamburg.
 
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