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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 16
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Barth, Erwin: Die richtige Verwendung von Blumen im Garten: Vortrag, gehalten auf der Haupt-Versammlung der "Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst" in Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0246

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DIE GARTENKUNST.

XV, 16

Die richtige Verwendung von Blumen im
Garten.

Vortrag, gehalten auf der Haupt-Versammlung der
„Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ in Breslau.

Von E. Barth, Charlottenburg.

Die Blumen sind das edelste Material, mit welchem
der Gartenkünstler arbeitet, ihnen gebührt der schönste
Platz im Garten. Nicht immer hat man ihnen diese
Bedeutung beigemessen. Noch vor kurzem, als die
Gärten meist in freier Form, im sogenannten land-
schaftlichen Stil angelegt wurden, hat man die Blumen
arg vernachlässigt. In der Literatur hat man sich
zwar viel mit ihrer Kultur, mit ihren Neuzüchtungen
beschäftigt, aber seltener mit ihrer Verwendung.

Über die Verwendung der Blumen sollte man
nicht viel reden; feststehende, allgemeine Regeln führen
leicht zum Schematismus, wie wir das zur Genüge
sowohl bei der landschaftlichen, wie bei der architek-
tonischen Gartengestaltung erfahren haben. Wir haben
hier ein Gebiet aus der Praxis, welches nur durch
Erfahrung und Anschauung gelernt sein kann. Die
Hauptwirkung der Blumen liegt in ihren Farben. Der
Vortrag beschränkte sich dementsprechend haupt-
sächlich auf die Vorführung farbiger Lichtbilder, welche
hier nicht wiedergegeben werden können.

Wo sollen wir mit Blumen arbeiten? Überall
da, wo ihre Lebensbedingungen erfüllt werden, wo
nicht eine direkt ernste oder düstere Stimmung er-
zielt, überall da, wo Fröhlichkeit, Leben und Unter-
haltung herrschen soll. In den öffentlichen Gärten
einer Stadt sollte man namentlich dort, wo die weniger
Bemittelten wohnen, durch Gärten mit verschwende-
rischer Blumenfülle einen Frohsinn in weite Kreise

tragen. In dem Sinne ist Blumenschmuck kein Luxus,
wie oft angenommen wird, sondern er kann von großer,
sozialer Bedeutung sein. Es ist auch nicht richtig,
daß die ärmere Bevölkerung die Blumen weniger
schont oder achtet; im Gegenteil, sowohl in Cöln wie
auch in Charlottenburg und jedenfalls auch in anderen
Städten hat man die Erfahrung gemacht, daß in
Arbeitervierteln die Bewohner die Anlagen mit Eifer
schützen. Voraussetzung ist, daß diese Gärten sauber
angelegt und sorgfältig unterhalten werden. Leider
müssen wir uns auch darüber klar sein, daß Blumen-
schmuck teuer ist. Wo die Mittel fehlen, muß man
in der Regel von Blumen absehen. Dürftige Blumen-
beete gewähren einen traurigen Anblick.

Wie können wir nun die Blumen anwenden? Zu-
nächst nach dem schönsten Vorbilde,
welches uns die Natur oft in so
mustergültiger Weise zeigt: in un-
gezwungener, freier Anordnung z. B.:
als Walduntergrund,
als Gebirgswiese,
als Wiese des Flachlandes,
als Vorpflanzung von Gehölz-
gruppen,

in der Felspartie zwischen dem
Gestein usw.

Ohne diese Vorbilder direkt nach-
ahmen zu wollen, können auch vor-
teilhaft Zusammenstellungen mit Gar-
tenblumen gemacht werden, z. B. Tul-
pen, Crocus und Narzissen im Rasen.
Die Blumen können hierbei annä-
hernd gleichmäßig verteilt sein oder
in großen Trupps, welche sich all-
mählich nach außen auflösen, zu-
sammengestellt werden. Hauptsache
ist, daß die Blumen nicht spärlich,
sondern in großen Massen verwandt
werden.

Ferner können Blumenanordnungen zwar im Auf-
riß unregelmäßig aber im Grundriß in strenger Form
gefaßt sein. Wir kommen damit zu den bei uns jetzt
so beliebten gemischten Rabatten von Stauden und
Sommerblumen.

Eine gute Staudenrabatte macht einen so selbst-
verständlichen Eindruck, daß die Laien, besonders die
Architekten meistens glauben, sie sei mühelos ent-
standen und erscheine jedes Jahr in gleicher Pracht
von selbst wieder. Das ist ein großer Irrtum, die An-
lage derartiger Rabatten ist eine der schwierigsten
Aufgaben, welche wir auf dem Gebiete der ange-
wandten Gartenkunst zu lösen haben, nur der, mit
allen Einzelheiten der Pflanzen, vertraute Gärtner und
Pflanzenkenner kann ihr gerecht werden.

In den meisten Fällen verlangen Rabatten einen
dunklen, ruhigen Hintergrund, z. B. eine Rasenböschung,
eine Hecke, eine Mauer oder eine ruhige Gehölzpflanzung.
Sie werden aus diesem Grunde vorteilhaft einseitig

Ausstellung Breslau: Blick in die Pergola. Aufn. von Heicke, Frankfurt a. M.
 
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