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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 10
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Beitz, Georg: Die Jahrhundert-Ausstellung in Breslau
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Späth, H. L.: Ampelopsis japonica und Bryonia alba und dioica
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0159

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XV, 10

DIE GARTENKUNST.

151

Hauptsache dem Genüsse dienen soll, die Friedhofs-
kunst zu zeigen. Das Friedhofwesen genießt aber in
den städtischen Verwaltungen und auch im Publikum
nicht diejenige Beachtung, die es verdient. Es ist bei
den städtischen Verwaltungen und bei der Bürgerschaft
noch lange nicht genügend anerkannt, daß der Friedhof
nicht nur eine Stätte der Beerdigung ist, für die die
Kosten möglichst vollständig durch die Erhebung von
Gebühren wieder herausgeholt werden sollen, sondern
daß gerade bei dem Friedhofe eine große Menge
ästhetischer Fragen zu lösen sind, die ebenso wie bei
anderen öffentlichen Anlagen und im öffentlichen Bau-
wesen ohne Rücksicht darauf gelöst werden müssen,
ob die aufgewandten Kosten sofort wieder durch
Gebühren gedeckt werden. Es ist ein Verdienst der
Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, dies schon
vor sehr langer Zeit erkannt und darauf hingewirkt zu
haben. Ausstellungen bilden die beste Gelegenheit,
auch dem großen Publikum hierüber die Augen zu
öffnen. Beschattet von alten Bäumen, ganz abgesondert
von den anderen Gärten, macht diese Friedhofsanlage
wirklich den Eindruck einer stillen, der Schönheit und
dem Frieden geweihten Stätte. Eine erschöpfende
Beschreibung ist nicht möglich ohne die Beifügung
von Abbildungen. Sie wird also einem spätem Artikel
Vorbehalten werden müssen. An Baulichkeiten sind
vorhanden das Eingangsportal, ein Hallenbau zur Aus-
stellung von Plänen oder Entwürfen und auf einer
besondern, als Dorfkirchhof gedachten Abteilung, eine
wiederaufgebaute alte Holzkirche. Die Verhältnisse
des Eingangsportals, des Hallenbaues und der zwischen-
liegenden Rasenfläche sind ganz ausgezeichnet ab-
gewogen. Es ist selbstverständlich, daß die Bauten
auch dem Ausstellungszweck Rechnung tragen und
nicht so gebildet sind, daß man sie ohne weiteres an
andere Stellen versetzen könnte. Aber gerade darin,
daß die Gebäude so ausgezeichnet an ihre Stelle und
zueinander passen, sehe ich ihren künstlerischen Wert.
Es ist schade, daß der Hallenbau in seiner Raum-
einteilung nicht vollständig als Begräbnis- und Auf-
bahrungshalle gedacht ist. Ich bin überzeugt, daß
sein Erbauer auch hierfür eine gute Lösung gefunden
hätte. Die Ausstellungsverhältnisse lassen ja nicht
eine vollständig friedhofsmäßige Anlage zu. Es handelt
sich mehr um die Vorführung von Bepflanzungs-
beispielen für einzelne Grabstätten, als wie um die
Anlage eines Friedhofes.

Die Schwierigkeit, hier wie überall, ist die Anlage
der sogenannten Reihengräberfelder. Ohne einschnei-
dende Bestimmungen bezüglich der Größe und der Art
der zulässigen Denksteine wird sich kaum eine durch-
greifende Verbesserung der bisherigen Verhältnisse er-
reichen lassen. Die große Schwierigkeit besteht darin,
einen künstlerisch befriedigenden Gesamteindruck des
Bildes zu erreichen, ohne dem einzelnen die Möglich-
keit, das Grab seiner Lieben nach eigenem Geschmack
und Willen auszuschmücken, zu nehmen. Das Interesse
der Allgemeinheit wird hier immer in einem gewissen

Gegensatz zum Interesse des einzelnen stehen, wie es
ja auch bei vielen anderen städtebaulichen Maßnahmen
der Fall ist. Die Vorführungen in Breslau zeigen einen
Weg, der wohl gangbar ist. Jedenfalls sind diese Vor-
führungen geeignet den Geschmack des Publikums in
guter Weise zu beeinflussen. Auch hierbei ist ebenso
wie bei den Bauten die Ausführung nach den vor-
handenen räumlichen Verhältnissen abgewogen. Es
ist nicht sicher, ob das an sich reizende Kinderplätz-
chen mit den kleinen, lediglich Erinnerungszeichen
bildenden Gußkreuzen in großen Verhältnissen ebenso
wirken würde. Eine weitere Beschreibung der Fried-
hofsanlage bleibt, wie gesagt, einem weiteren Artikel
unter Beifügung von Abbildungen Vorbehalten. Sicher
wird aber die Friedhofskunstabteilung eine der best-
gelungenen und sehenswertesten der Ausstellung sein.

Die Leistungen der einzelnen Aussteller hier
zu beurteilen ist noch nicht möglich. Die Blumenpracht
war ja noch nicht hergestellt, die Gärten der Garten-
architekten noch nicht vollendet und auch die Gebäude
noch nicht so weit ausgeschmückt, daß sich die
Wirkung richtig beurteilen ließe. Sicherlich wird aber,
wie schon eingangs erwähnt, die Ausstellung sehr schön
und sehr sehenswert werden. Leider liegt Breslau
etwas abseits vom Wege. Für denjenigen, für den der
Besuch der Gartenbau-Ausstellung allein nicht wichtig
genug erscheint, um eine weite Reise zu machen, ist
wie schon gesagt, der Zusammenhang mit der
historischen Ausstellung zu beachten. Außerdem ist
Breslau eine Stadt, deren Schönheit viel zu wenig im
Reiche bekannt ist. Es ist natürlich, daß die Breslauer
vorwiegend auf ihre neuen Errungenschaften, auf ihre
neuen Stadtteile, Straßenzüge und Parkanlagen stolz
sind. Der Reiz der Stadt besteht für den Fremden
ganz besonders in den erhaltenen malerischen Bildern
früherer Zeit. Das Breslauer Rathaus ist, wie bekannt
eines der schönsten Bauwerke des Mittelalters. Außer-
dem finden sich auch aus der Barockzeit ausgezeichnet
schöne Bauwerke. Die Flußbilder, die Blicke auf die
Sandinsel, die Kreuzkirche und die Dominsel gehören
zu den schönsten Städtebildern, die es überhaupt gibt.
Der Besuch Breslaus und der Ausstellung ist daher
sehr zu empfehlen. Beitz.

Ampelopsis japonica und Bryonia alba und dioica.

In Nr. 7 der „Gartenkunst“ ds. Jrs. sind in dem Auf-
satz „Dekorative Berankungspflanzen“ auch die in der Über-
schrift genannten Pflanzen empfohlen. Dazu erlaube ich mir zu
bemerken, dafe „Ampelopsis japonica“ der Gärten keine „Ampe-
lopsis“ oder „Parthenocissus“, sondern eine Form des giftigen
,,Rhus toxidodendron radicans“ ist, der in seiner Heimat, dem
östlichen Nord-Amerika, „Poison Joy“ (Gift-Epheu) genannt
wird. — Dieselbe Pflanze erhielt meine Firma vor Jahren auch
unter dem Namen „Ampelopsis Hoggii“ aus Holland. — Sie ist
ihrer Giftigkeit wegen hier seit langem ausgerottet worden,
und ihre Anpflanzung in Gärten und öffentlichen Anlagen ist
nicht anzuraten. — Ebenfalls giftig und deshalb für die all-
gemeine Anpflanzung nicht einwandfrei sind die einheimischen
Schlingstauden „Bryonia alba" und „dioica“. —
Baumschulbesitzer Dr. H. L. Späth, Berlin-Baumschulenweg.
 
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