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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 19
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Müller, J. F.: Entwurf zu einem Stadtplan in R.
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Philow, J. Otto: Eine Fahrt nach den Kanadischen Rocky Mountains
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0299

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XV, 19

DIE GARTENKUNST.

291

So ladet von den baumlosen zum Platze führenden
Straßen aus das „dekorative Grün“ des Platzes im
Sinne Sittes den Passanten zum Verweilen ein.

Die Ehrlichsche Rasenfläche, der Teich, das präch-
tige Pappelrondell sind m. E. zu reich gedachte Motive,
ohne daß man die zu ihrer Wirkung nötige Fläche zur
Verfügung hätte. I. F. Müller, Proskau.

Eine Fahrt nach den Kanadischen Rocky
Mountains.

Von J. Otto Philow, Sekretär der Fa. Henry A. Dreer, Philadelphia.

Nach mehrfachen Reisen nach Europa, vorzugsweise
nach Deutsch-
land und dem Ge-
nüsse seiner sau-
ber gehaltenen
Städte, seiner
freien, grünenden
Wald- und Park-
landschaften und
seiner anmutigen
Mittelgebirgs-
schönheiten, von
denen mir die-
jenigen Thürin-
gens , des Lan-
des meinerVäter,
zeitlebens in lie-
ber Erinnerung
bleiben werden,
beschloß ich im
letzten Jahre zum
ersten Male das
Gebiet der Kana-
dischen Rocky
Mountains zu be-
suchen. Wennder
körperlich und
geistig arbeitende
Städter in der Ge-
genwart seine Erholungsreisen nötig hat, so bedeuten sie
für denjenigen, der sich mit den Bedürfnissen und der Ge-
staltung von Gärten und Gartenbau beschäftigt, eine dop-
pelte Notwendigkeit: Erholung verbunden mit Studium
fachlicher Art. Als Künstler wird er Länder, die ihm Ein-
blicke in ältere Epochen durch noch vorhandene
Schöpfungen gewähren, bevorzugen; für keine andere
Kunst ist jedoch die freie, unverfälschte Natur mehr
anregend und in letzter und höchster Instanz Lehr-
meisterin als in der Gartenkunst. Sie ist der ewige
Jungbrunnen, der nie versagend jeder Kunst neue
Schöpferkräfte verliehen hat, wenn Epochen, Stile und
Schulen bestimmter Zeitalter sich überlebten und der
menschliche Geist zu ihr zurückkehrend nach neuen
Pfaden suchte. Unser Jahrhundert verspricht dem
Reisen und gegenseitigen Sich-aus-eigener-Anschauung-

kennen-Iernen unter den großen Nationen der Erde,
ungeahnten Vorschub zu leisten. Deshalb liegt wohl
auch für nicht allzuferne Zukunft der Gedanke einer
Studienreise der „Deutschen Gesellschaft für
Gartenkunst“ nach Amerika keineswegs außer dem
Bereich der Möglichkeiten. Man findet in der alten Welt
freimütige Anerkennung für unsere Schaffensfreudigkeit
und rühmt ihr großzügiges Wesen; ob man aber drüben
einen Begriff der wunderbaren Naturschönheiten unserer
nördlichen Erdhälfte hat, möchte ich bezweifeln. Ist doch
die große Masse unseres eigenen Reisepublikums sich
über diese Tatsache noch nicht ganz klar. Da die
Erschließung derselben aber von Jahr zu Jahr durch neue
Bahnbauten zunimmt, bedarf es keiner Prophetengabe,

um einenwechsel-
seitigen Verkehr
der Naturfreunde
schon für die
greifbareZukunft
vorauszusagen.
Wir können un-
seren Besuchern
in unseren aus-
gedehnten städti-
schen Parksyste-
men und City-
Boulevards, und
weiter, in den um-
liegenden vorneh-
meren Vorstadt-
distrikten mit ih-
ren prächtigen
Privatgärten viel
Interessantes bie-
ten. Sie mögen
das Weltwunder
des Niagara-Fal-
les auf sich ein-
wirken lassen,
mögen auf unse-
ren Schnellzügen
die weiten frucht-
baren Prairiestaaten durchkreuzen, um über Bergeshöhen
und durchdie Abgründe derCanyonhinab die Vegetations-
phänomen Kaliforniens zu studieren. Der Europäer wird
aber erst dann Amerika vollständig verstehen, wenn er unse-
ren Yellow Stone-Park gesehen und die Eindrücke der
nordwestlich gelegenen Kanadischen Rocky Mountains
hat auf sich einwirken lassen. Zu letzteren gelangen
wir auf zwei Linien, von welchen beiden diejenige von
Montreal über die großen Seen der Soo-Linie von
Chicago aus vorzuziehen ist. Sechsunddreißig Stunden
bequemer Dampferfahrt vom Owen Sound nach Fort
William und Port Arthur durch Georgian Bay über die
Seen bereitet uns vor auf die später folgenden langen
Bahnfahrten nach der Stillen Ozean-Küste. Von Fort
William nach Winnipeg durchreisen wir eine wild-
romantische Gegend mit vielen reißenden Flüssen und

Blick über den Emerald-See bei Field in den Kanadischen Felsenbergen,

Britisch Columbia.
 
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