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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 19
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Philow, J. Otto: Eine Fahrt nach den Kanadischen Rocky Mountains
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0300

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DIE GARTENKUNST.

XV, 19

Natürliche Felsenbrücke über den Kicking [Horse Fluß nahe
der Station Field, Britisch Columbia.

Temple Berg im Kanadischen Rocky Mountain, National Park, Alberta.

felsumsäumten Seen. Winnipeg liegt 1414 Meilen von
Montreal. Es ist eine Stadt, die 1871 ungefähr 100
Einwohner zählte und heute es auf über 152000 Seelen
gebracht hat. Ein ideales Klima begünstigt ausge-
dehnten Gemüsebau, auch der Sinn für Blumenschmuck
ist hier hoch entwickelt. Im übrigen ist der jugend-
liche Unternehmungsgeist dieses Gemeinwesens in
industrieller und kaufmännischer Hinsicht bewunderns-
würdig. Auf dem weiten Wege von Winnipeg nach
Banff, inmitten der kanadischen Rockies berühren wir
viele interessante Punkte. Anzuführen sind die Cree
Indianer Reservation am See Ecapo, ferner die Regie-
rungsfarm und forstlichen Baumschulen, nahe Indian
Head und Rush Lake mit 700 Acre unter künstlicher
Bewässerung, die sich außerdem noch auf ein Farmareal
von IIOOOO Acre ausdehnt. Die Strecke zwischen den
Stationen Moose Jaw, Swift Current, und Medicine
Hat bringt uns in kaum merklichen Steigungen bis
zur Höhe von 4790 Fuß über dem Meeresspiegel.
Trotzdem sollen die Winter hier kürzer als irgendwo
in Kanada östlich der Rocky Mountains sein. In Tilly
sehen wir zum ersten Male unser Hauptziel, zwar noch
120 englische Meilen entfernt, aber doch deutlich vor
Augen. Auf der weiteren Fahrt nach Alberta, der be-
deutendsten Stadt zwischen Winnipeg und Vancouver,
kommt die Bergwelt immer mehr in Erscheinung.
Alberta zählt 5 5 000 Einwohner und das von der Kanadi-
schen Pacific - Eisenbahn durchgeführte Irrigations-
projekt, das größte seiner Art in Amerika, macht
3000000 Acre Feld ertragfähig. Mit stetig verminderter
Distance erscheint uns die Bergwelt dichter gedrängt
und näher gerückt, an der Basis violett blau, seitlich
hellfarbig und gold, und in ihren
höchsten Höhen in schwacher Linie
gegen den Äther abstechend ent-
fernte Schneespitzen. Direkt auf
die himmelanstrebenden Felswände
losfahrend bewegt sich unser Zug
unvermutet plötzlich durch eine enge
natürliche Pforte und wir befinden
uns inmitten eines veritablen Berg-
potpourries mit nah und fernen bald
grünbewaldeten, bald schneebe-
deckten Spitzen. Wir passierten
die Stelle, wo der Bow River von
den Höhen herab tost, ferner Can-
more 4284 Fuß hoch, die Three-
Sister-Mountains, und fahren nach
weiteren 5 Meilen in den Rocky
Mountain National Park ein. Unter
steter Höhensteigerung der Bahn
genießen wir einen übersichtlichen
Ausblick auf Rundle oder Seven
Peaks, einer sieben Häupter zäh-
lenden Berggruppe, zugleich die
Landmarke von Banff, der ersten
Station in den Kanadischen Rockies,
wenn von Westen kommend. Es
 
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