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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 8
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Heick, G.: Glockenblumen
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Zur Ausbildungsfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0126

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118

DIE GARTENKUNST.

XV, 8

Der blaublühende Weghang oben läßt mich auch
der weißblühenden Campanula pusilla alba ein
Lob singen. Wie das aus den Spalten der Felssteine
hervorquillt; wie sich Blüte an Blüte drängt; wie uns
diese lieblichen Glocken herzfrohe Lieder ins Herze
singen! Wer aber das lichte Blau, diese charakteri-
stische Farbe der Glockenblumen, bevorzugt, der findet
in der blauen C. pusilla seinen Wunsch erfüllt.

Oder es überschüttet C. Wilsoni mitj^dunkel-
blauen Glockenkelchen das starre Gestein und flößt
ihm süßes Leben ein. Ist sie noch zu übertreffen in
ihrer Schönheit, ihrer Blütenfülle, die keines der blau-
grünen Blättlein durchkommen läßt? Das sind Natur-

tungen daneben, dann wird sich die Freude steigern
und ein stiller Dank auch dem Züchter Anerkennung
zuwenden.

Wenn die Stauden im allgemeinen fast überall
durchkommen und wenig Pflege bedürfen, so ist das
ein großer Vorzug und ihrer weitesten Verbreitung
dienlich. Damit ist aber nicht gesagt, daß es nicht
Arten gibt, die doch einigen Anspruch auf fürsorg-
lichere Behandlung machen. Und auch das ist gut,
das erhöht immerhin den Wert dieser für den Garten
unentbehrlichen Pflanzenart. So hatte ich eine Glocken-
blume, die in eine Buchsbaumeinfassung geraten war
und nicht wieder herauswollte; der geringste Rückstand
beim Herausnehmen war bald wie-

der zum blühenden Strauch. Dann
wieder war eine andere (C. persici-
folia), die den Winter nicht gut ver-
tragen konnte, und schließlich ein-
ging. Hier haben nun C. p ersi ci-
fol. alba und coerulea coro-
nata eine Änderung gebracht,
denn sie machen sich weniger aus
einem nicht so milden Winter. Wie
reizvoll sind die Blütenstengel, die
weißen und die hellblauen, dieser
wunderlieblichen Neuheit. Und
welche Wirkungen sind auch mit
diesen beglockten Stengeln und
diesen zarten, duftigen Farben her-
vorzulocken. Ich möchte nicht auf-
hören, diesen Feenblumen des Gar-
tens ihr Lob zu singen . . .

G. Heick, Kerpen.

Campanula pusilla alba.

geschenke. Man möchte sie, wo es nur geht, im Garten
anbringen, möchte sie hegen und pflegen.

Dichte Veilchensträuße, denen nur der Duft fehlt,
trägt die geknäuelte Glockenblume, C. glomerata
d ah urica auf ihren Stengeln. Diese können die lieb-
liche Last kaum tragen, und so neigen sich die Blumen,
die Stengel biegen sich. Da hat denn Georg Arends-
Ronsdorf, der bekannte erfolgreiche Züchter auf dem
Gebiete der Staudenkultur, den Versuch gemacht, aus
einer Kreuzung der wildwachsenden C. glomerata mit
C. glom. dahurica eine Staude zu gewinnen, die diese
Schwäche überwindet. In Campanula glomerata
superba steht die Neuzüchtung vor uns: die Stiele
straff und stark, die Blütenballen in der edelsten Form,
die Farbe dunkel, ausdruckvoller. Das ist nun etwas
Vollkommenes für den Garten und zum Schnitt für das
Blumengeschäft. Und wenn uns schon die wildwach-
sende C. glomerata erfreut, stehen diese beiden Züch-

Zur Ausbildungsfrage.

Die Ausführungen des Herrn Kiehl-
Saaleck, betreff „Titelfrage“ in Nr. 6 der
Gartenkunst geben mir Veranlassung zu
einer kurzen Entgegnung. Wenn Herr
Kiehl schreibt: „Die Bezeichnung ,Gartenmeister‘ bedeutet für
das große Publikum doch nicht mehr als ,Straßenmeister‘,
(wohl Straßenwärter? D. Verf.), und dieser ist nichts weiter
als ,Arbeiter‘ und dieser ist nicht gesellschaftsfähig“, so er-
scheint mir diese Beweisführung sprunghaft. Kennt denn Herr
Kiehl nicht den schönen, deutschen Spruch:

„Lehrling ist jedermann;

Geselle, wer was kann;

Meister, der etwas ersann.“

Die Bezeichnung „Meister“, die ihren vornehmsten Ver-
treter im „Bürgermeister“ findet, ist eine der leider wenigen,
kerndeutschen Bezeichnungen im Gegensatz zu Ingenieur,
Architekt, Direktor, Inspektor. Kein denkender Mensch wird
in der Bezeichnung ‘„Meister“ einen „Arbeiter“, soweit er
Handlangerdienste versieht, verstehen. Eher noch erscheint
mir dieses möglich bei der früheren Bezeichnung „Obergärtner“.
Noch ist keine bessere Bezeichnung in Vorschlag gebracht
worden. Ich zweifle daran, daß die Regierung die Bezeich-
nung „Regierungsbaumeister“ oder „Garten-Baumeister“ an
Stelle des „Gartenmeister“ verleihen wird, bevor die Lehran-
stalt zu einer anerkannten Hochschule ausgebaut ist, was
zweifellos wenigstens für die beamteten Kollegen anzustreben

Aus dem Felsengarten von G. Arends, Ronsdorf.
 
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