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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 18
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Hoemann, Reinhold: Die Gärten auf der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0277

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XV, 18

DIE GARTENKUNST.

269

Internationale Baufach-Ausstellung, Leipzig: Garten vor der Halle der Raumkunst.
Aussteller: Jacob Ochs, Hamburg (künstlerische Leitung: Leberecht Migge),

man z. B. mit Meteorgeranien die
Begleitbeete in Form eines langen
Streifens einheitlich von A—Z durch-
geführt haben, so würde der ge-
wünschte Eindruck durchaus und
zwar in guter, wirkungsvoller Form
erreicht worden sein, statt dessen
ein Langbeet mit Geranien, ein
kleines Rundbeet mit einer anderen
Pflanze, dann ein Langbeet mit
Fuchsien, dann wieder das unver-
meidliche, anders bepflanzte Rund-
beet, dann wieder ein wieder anders
bepflanztes Langbeet usf. Wie ver-
ständnislos und kleinlich wirkt die
jetzt gewählte Art der Anordnung.

Ich weiß nicht, wer dafür verant-
wortlich zü machen ist, aber das
weiß ich, daß solche Leistungen
nicht geeignet sind, Achtung und
Ansehen von unserem Beruf und
unserer Kunst zu steigern. Man
wird vielleicht einwerfen, soviel Ge-
ranien einer Art waren in Leipzig nicht zu beschaffen;
diese Ausrede darf aber nicht als Entschuldigung gelten,
denn es wäre mit Aufwand einiger Mühe wohl möglich
gewesen, das benötigte Material beizutreiben.

Über Einzelgärten zu sprechen, muß ich mir eventl.
für später Vorbehalten. Bei weitem am besten erschien
mir der vor dem Gebäude der Stadt Dresden.

Der Gesamteindruck der gartenkünstlerischen und
gärtnerischen Leistungen war im allgemeinen ein un-
günstiger und das ist sehr betrübend.

Mir persönlich will. es nach all den jahrelangen
Beobachtungen scheinen, daß große, monumental
wirkende Anlagen auf Neuland in der meist zur Ver-
fügung stehenden Zeit und mit den meist zur Verfügung
stehenden Mitteln nicht oder doch

den können; Gärten mit unregelmäßig verteilten maleri-
schen Baumgruppen, an welche anlehnend die neu zu er-
stellenden Baulichkeiten erst zur rechten Geltung kommen
würden; Gärten, die wiederum die Möglichkeit geben, zu
reicher und mannigfaltiger Verwendung der Werke der
Bildhauerkunst. Allein die Ausführung des letzten Ge-
dankens könnte ja schon in - einer Kunststadt etwas
entstehen lassen, was eine Sehenswürdigkeit für sich
sein könnte. Die Werke der Bildhauerkunst im Garten
zur Schau gestellt, natürlich an richtiger Stelle im
Garten, und derartige Stellen müssen möglichst viele
und möglichst verschiedenartige sein, welch Fortschritt
wäre das, gegenüber der jetzigen Art der Ausstellung
von Plastiken. Ich will den Gedanken hier jetzt nicht

nur äußerst schwer zu schaffen sind.
Leichter durchführbar ist die Aus-
führung kleiner, räumlich mehr um-
schlossener Ausstellungsgärten, wo-
rin man ja auch vieles, sehr vieles
zeigen kann. Ein unbezahlbarer Vor-
teil für derartige Ausstellungen ist
es, wenn man in alten Baumbestand
hineinbauen kann und es gehört
vielleicht sehr zu den künftig zu
lösenden Aufgaben der Gartenkunst,
schon von langer Hand Ausstellungs-
gärten in einigen großen Städten an-
zulegen. Gärten mit großen, schö-
nen Baumstraßen, die sozusagen das
Rückgrat der Ausstellung bilden;
Gärten mit vielen und vielgestalti-
gen , großen und kleinen Gärten-
räumen, in welchen kleinere, intime
Detailausstellungen eingebaut wer-

Abb. i. Der Palmengarten in Bad Pyrmont.
 
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