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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 22
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Staehle, Karl: Der grüne Kranz um die Stadt der tausendjährigen Rose
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0343

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XV, 22

DIE GARTENKUNST.

335

zuletzt am Seniorengraben. Welcher
Wechsel des Bildes! Dem engbe-
grenzten Hohlweg mit Kaskaden von
Baum und Strauchmassen folgt die
von tausend und aber tausend von
Stauden umblühte offene Teichpar-
tie. Von einer gemütlichen Bank-
nische aus (Bild 17), auf der die
Stammgäste keinen Tag fehlen, über-
blickt man den größten Teil des
Teiches. Blumen in unabsehbarer
Menge, Blumen nicht im Wirrwarr
der Farben, sondern nach ganz be-
stimmten Farbeneffekten geordnet.

Jede Zeit während der Wachstums-
periode hat ihre durch dieMenge das
Gesamtbild beherrschende Pflanzen-
arten. Im Frühjahr Vergißmeinnicht,

Dotterblume, Ranunkeln, Arabis, Do-
ronicum, dann Iris, Aquilegien, Viola
cornuta, später Delphinium, Lupinen,

Polemonium, Inula, Digitalis, Papa-
ver, Campanula; dann im Sommer
Solidago, Eryngium, Tritoma, Gail-
lardia, Rudbeckia, im Herbst Astern, daneben die Beeren-
pracht von großen Mengen Cotoneastern, Crataegus mo-
nogyna, Sambucus racemosa. Wo Lücken entstehen,
wird durch Sommerflor nachgefüllt. Aus der Zusammen-
stellung habe ich als ganz besonders prächtig erprobt:
Aquilegia hybrida ausgesucht gelbe und violette Varie-
täten aus einem Teppich von Aster alpinus heraus.
Inula glandulosa zusammen mit Polemonium Richard-
soni und Veronica alpina. Delphinium hybridum und
Campanula grandis, um- und teilweise unterpflanzt mit

Abb. 16. Weg durch den Grund bei der Schützenallee.

Stachis lanata. Auch eine Gruppe von Lupinen Digitalis
und Chrysanthemum maximum war sehenswert (Bild 18).

Die sonnige Seite des Teiches nimmt in Massen-
wirkung die farbenprächtigen Stauden auf, wie sie un-
sere Gärten füllen, an der vom Hohen Wall begrenzte
Seite sind die heimischen wilden Teichuferpflanzen
vorherrschend: Iuncus, Caltha, Typha, Petasitos, Epilo-
bium, Iris pseudacorus, Carexarten. (Bild 19). Sie be-
gleiten den von Eschen undBuchengezweigüberhangenen
Weg, den Lieblingsweg aller Naturfreunde, die hier
auch willkommene Ruheplätzchen
finden.

An den Hängen des hohen Walles,
an dessen Fuß der eben genannte
Weg sich hinschlängelt, ist die Axt
kräftig geschwungen worden. Der
Erfolg der Ausholzung war ein über-
raschend günstiger. In die schweren,
grünen Massen von Buchen, Ahorn
und Eschen kam mit einmal Licht-
und Schattenwirkung, die bislang
unterdrückte Stockvegetation und die
Besiedelung durch Kräuter hat in
kurzer Zeit über den nackten Erd-
boden einen dichten grünen Mantel
gelegt.

Am Ende des Seniorengrabens
steht jenseits Hildesheims Fluß der
Innerste eine wundervolle Kastanien-
gruppe (Bild 20). Bis zum Wasser
hinab hängen die blütenbesetzten
Äste. Von der Bank unter dem ge-

waltigen Blütendache fällt der Blick

Abb. 15. Hildesheim: Brückenbogen im Grunde bei der Schützenallee i.nd Eckartgruppe, auf das Wehr bei der alten Bischofs-
 
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