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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 22
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Staehle, Karl: Der grüne Kranz um die Stadt der tausendjährigen Rose
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0342

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334

DIE GARTENKUNST.

XV, 22

Abb. 13. Hildesheim: Der Hohe Wall.

wände verdeckt sein werden (Bild 11). Die großen
Flächen vor den Fliedergruppen sind mit Blumenbeeten
und Rasen gegliedert. Ein jedes der Beete ist 100 qm
groß, so daß sich bei sorgfältiger Auswahl einer zwei-
farbigen Blumenzusammenstellung eine starke Farben-
wirkung ausüben läßt.

Durch die pflanzliche und architektonische Aus-
schmückung des Bahnhofplatzes ist der erste Eindruck,
den der Besucher vom vielgerühmten Hildesheim er-
hält, ein besserer geworden. Erst
wenn die in den 80 und 90 er Jahren
erbauten neueren Stadtteile durch-
wandert sind, erschließen sich all
die Herrlichkeiten, um derentwillen
derFremde nach Hildesheim kommt.

Ein Gruß auf dem Wege dahin ist
das Denkmal der Hildesheimer Jung-
frau (Bild 12), die im Walde verirrt
vom Kehrwiederturm das Glöcklein
hört und so die Heimatstadt wieder
findet. Birken und eine in zarten
Farben gehaltene Blumenbepflanzung
umgeben die Bronzegruppe.

Im Hohen Wall, dem Grunde und
der Schützenallee setzt sich an der
Nord- und Westseite der Altstadt
der grüne Pflanzenschmuck weiter
fort, in ganz anderer Weise als der
Kehrwiederwall. Das alte Stadtbild
tritt weniger in Erscheinung, da der
Hohe Wall zur Stadtseite hin von
einer Bruchsteinmauer, der Einfrie-
digung um das ehemalige Michaelis-
kloster, abgeschlossen ist (Bild 13).

Aber prächtig ist dennoch der wie-
derum von Linden überwölbte Wall.
Gerade in seiner Abgeschlossenheit
liegt der Reiz und doppelt stark wird
der Gegensatz empfunden, wenn ganz
plötzlich durch Auslichtungen weite
Blicke zu den Höhen des Bergholzes
und des Steinberges sich eröffnen. In
derselben Richtung wie der Wall
verläuft die durch den Grund ge-
trennte Schützenallee, die aus präch-
tigen Kastanien sich zusammensetzt
(Bild 14). Viele Ruheplätze sind dort
angebracht, schon hineingreifend in
die Hänge zum Grund.

Durch die Mitte des Grundes
führt ein überaus genußreicher Weg.
Zu beiden Seiten die malerisch über-
wucherten Hänge, zum größten Teil
aus Robinien und Birken auf dem
nach Süden offenen Hang, aus Fich-
ten mit sich selbst ausgesamtem Ho-
lunder als Unterholz auf dem nach
Norden offenen Hang. Ein Brücken-
bogen '•— Schwungseil genannt — überspannt die engste
Stelle des Grundes. Das Bild durch den Bogen auf die
Eckartgruppe in Bronze ist äußerst anziehend (Bild 15).

Der Weg im Grund lockt zu immer weiterem Fort-
schreiten, weil ein Bild dem andern an Reiz nichts
nachsteht. Holunder und Rosen in gewaltigen Dimen-
sionen türmen sich übereinander. Unbehindert darf
sich dazwischen eine Wildnis von Unkräutern entfalten
(Bild 16). Der Weg fällt mehr und mehr und endigt

Abb. 14. Hildesheim: Eingang zur Schützenallee.
 
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