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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 1
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Lensenberg, W.: Der neue Friedhof in Rostock-Damerow
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0014

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6

DIE GARTENKUNST.

XV, 1

Schlößchen Groß-Trianon: Gartenfront.

schärfsten Gegnern „Bretzelform“ getauften Art aus-
geführt. Auch beim Wettbewerb für Hameln
1906 gingen Trip-Hannover und Hannig-Stettin noch
nicht von diesem Kurvenprinzip ab, das allerdings
bereits mit etwas größerer Straffheit nach einer jedoch
noch verschleierten Mittelachse orientiert ward. Der Ent-
wurf, den der geniale Friedrich Bau er-Magdeburg da-
mals für Hameln schuf, bedeutet den Umschwung.

Und wir sind glücklich sagen zu können, daß sich
die Schöpfer des Rostocker Friedhofs Ministerialbaurat
Ehm i g- Schwerin*) und Stadtgärtner Schomburg-
Rostock offenbar bewußt auf diesen selben Boden ge-
stellt haben. Ja, ihre Arbeit weist direkt auf Bauersche
Gedanken hin, in Einfügung des Kapellengrundstückes
in die Achse, Ausstrahlung der Wege von dort, Ein-
fassung der Wege und anderes. — Der Grundplan ist
kurz: ein ungefähres Rechteck mit dem Eingang an
einer Breitseite; im Mittelpunkt die Kapelle, vor der
sich die Hauptachse und die Querachse, die vom
Friedhofseingang ausgeht, schneiden. Ein Mangel ist

*) Die Gebäude werden vom Verfasser besprochen in
einem der jetzt erscheinenden Hefte des „Profanbaus'1, heraus-
gegeben von Hugo Licht, Leipzig.

zweifellos dieses Verlaufen des Eingangsweges ohne
Zielpunkt. Die Kapelle hätte in dieser Achse einen
monumentalen Auftakt gegeben. Doch befürchtete der
Architekt offenbar, der Hauptachse den Kern zu nehmen
und drückte der Kapelle als Bauwerk schon gewollt
keine strenge Monumentalität auf, sondern den freund-
lichen Ton dörflich-heimischer Bauweise. Dennoch
möchte ich vorschlagen, bei einer möglichen späteren
Erweiterung des jetzigen Planes nach Südosten den
Eingangsweg weiterzuführen und ihm einen baulichen
oder bildnerischen Zielpunkt zu geben, damit auch die
Querachse ein noch strafferes Rückgrat erhält.

Das ganze Friedhofsfeld ist durch gerade Wege-
linien und symmetrisch geführte Bogen zu einer archi-
tektonischen Einheit zusammengefaßt. Kein Teil fällt
eigenwillig, spielerisch heraus. Und dennoch herrscht
eine kluge Stufung und Mannigfaltigkeit. Zunächst
sind zu beiden Seiten der Kapelle je ein Gräbergarten
angelegt, der für sich eine Einheit abgibt. Ferner
sollen später das Krematorium mit Kolumbarium und
Urnenhain im Südosten ein Reich für sich bilden.
Durch solche individuelle Gestaltung einzelner Teile
wird die Orientierung erleichtert und dem Gesamt-
 
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