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Die Gartenkunst — 15.1913

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Encke, Fritz: Über den Wert der Anpflanzungen auf Schulhöfen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0019

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XV, 1

DIE GARTENKUNST.

11

Über den Wert der Anpflanzungen auf
Schulhöfen*).

Von Gartendirektor Fritz Encke, Cöln.

Ebenso wie man die Schulräume nicht mehr mit
nackten, schmucklos getünchten Wänden ihrer Benut-
zung übergibt, sondern Wert auf einen farbenfrohen
undharmonisch zusammen-
stimmenden Anstrich von
Wänden und Türen, sowie
auf geeignetenBildschmuck
legt, ist man auch mehr
und mehr dazu übergegan-
gen, die Schulhöfe durch
allerlei Anpflanzungen
freundlicher zu gestalten.

Der Umfang dieser garten-
mäßigen Einrichtungen
hängt zunächst von der
Größe des Schulhofes ab,
dann [wohl auch von den
zur Verfügung stehenden
Mitteln. Ganz kleine Höfe
bei stark besuchten Schu-
len müssen ja wohl des
pflanzlichen Schmuckes
entbehren, aber in den
meisten Fällen wird sich
doch die Begrünung ein-
zelner Mauerflächen und
Hauswände durch Schling-
pflanzen oder durch einen
I bis i1/^ m breiten Ge-
hölzstreifen ermöglichen
lassen. Auch wird ein und
der andere Baum an pas-
sender Stelle ein Plätzchen
finden.

Hierbei ist freilich zu
prüfen, ob der Pflanzen-
wuchs nicht mehr schadet
als nützt. So können grö-
ßere Bäume oder gar Baum-
reihen die Schulräume über
Gebühr verdunkeln und
dem Schulhofe Sonnen-
schein und Durchlüftung
nehmen. Ein größerer
Schaden entsteht dann, wenn infolge verkehrter An-
lage und mangelhafter Pflege die Anpflanzung nicht
viel mehr ist als ein durch Papierfetzen beschmutztes
Stück Land mit kümmerlich wachsenden oder halb-
toten Pflanzen. So sehr eine wohlgepflegte Garten-
anlage, sei sie auch noch so klein, die Kinder zur Ach-
tung und Wertschätzung der Pflanzenwelt erziehen hilft,

*) Abdruck eines Beitrages des Verfassers zur Festschrift
der Cölner Lehrervereinigung gelegentlich des Rheinischen
Lehrertages in Cöln.

ebenso reizt eine unsaubere, dem Verfall sich nähernde
Anlage die Jugend zu deren gänzlicher Zerstörung.

Deshalb hat nur eine in technischer Hinsicht durch-
aus sachlich und gut hergerichtete Schulbepflanzung
Wert. Dies bedeutet jedoch keineswegs, daß jede
Begrünung des Schulhofes teuer sein muß. Man mache
sich nur zum Grundsatz, nicht mehr anzufangen, als

mit den verfügbaren Mit-
teln gut ausgeführt und
sorgsam unterhalten wer-
den kann. Eine technisch
einwandfreie Anlage hat
zur Voraussetzung die Be-
achtung der Himmelsrich-
tung, etwaiger Beschattung
durch Bauwerke, der Bo-
denverhältnisse und des
Verhältnisses zwischen
dem vorhandenen Raum
und den darin unterzubrin-
genden Pflanzungen. Wäh-
rend z. B. der Efeu an schat-
tiger Nordwand auf einem
etwa ein bis zwei Hand
breiten Landstreifen noch
gedeiht, und der selbst-
klimmende wilde Wein
(Ampelopsis Veitchii) auf
ebenso schmalem Beet-
streifen die sonnige Haus-
wand begrünt, ist es ein
Unding, zur Verdeckung
einer mannshohen Mauer,
auf meterbreitem Pflanz-
streifen etwa einen Holun-
derstrauch anzupflanzen.
Er bleibt zwar am Leben ;
denn er ist sehr anspruchs-
los. Er kann aber nur
durch alljährlichen starken
Rückschnitt innerhalb der
ihm gesteckten Grenzen
gehalten werden. Die sich
dann entwickelnden lan-
gen, markerfüllten Triebe
reizen die Kinder, sich
Stecken abzureißen und
Material zu Pfeifen dort zu
holen, so daß schließlich ein häßlicher Strunk übrig
bleibt, der mit jedem Frühjahr erneut den Kampf ums
Leben beginnt. Wie prächtig ist dagegen ein Holunder
an der richtigen Stelle, wo er sich zu einem kleinen
Baum auswachsen kann und durch seinen malerischen
Astbau und die alljährlich erscheinenden herrlichen,
weißen Blütenscheiben das Auge erfreut. Die Bepflan-
zung des Schulhofes kann also, selbst in räumlich
beschränkten Verhältnissen, dazu dienen, den Sinn für
das Schöne zu beleben.

Groß-Trianon: Marmorvase an einer Wegecke.
Aufnahme von R. Hoemann, Düsseldorf.
 
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