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Die Gartenkunst — 15.1913

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Encke, Fritz: Über den Wert der Anpflanzungen auf Schulhöfen
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12

DIE GARTENKUNST.

XV, 1

Klein-Trianon: Eingang zu einem Gartensaal.

Aufnahme von R. Hoemann, Düsseldorf.

Aber auch die Freude an der lebenden Pflanze
und somit an der Natur überhaupt kann durch sie
geweckt und gefördert werden. Das beste Mittel hier-
zu ist die immer wiederkehrende Beobachtung der auf
dem Schulhofe vorhandenen Ge-
wächse. Hier liegt der Schlüssel
zur Nutzbarmachung der Schulhof-
bepflanzüng. Wenn der Lehrer
seinen Schülern zeigt, wie an der
scheinbar' toten Pflanze im Früh-
ling die Knospen schwellen, wie
Blätter und Blüten sich entwickeln,
wie die Früchte reifen, und end-
lich im Herbst das Laub sich
färbt und abfällt, so wird die be-
obachtete Pflanze dem Schüler viel
zu interessant erscheinen, als daß
er sie mutwillig tötet. Er wird viel-
mehr Freude daran gewinnen und
mit. Lust das Werden und Ver-
gehen im kommenden Jahr beob-
achtend miterleben. Ist gar soviel
Platz vorhanden, daß das Groß-
stadtkind die Gemüsearten, welche
es bisher nur gebrauchsbereit ge- Klein-Trianon: Der

sehen hat, von der Aussaat an in ihrer Entwickelung
verfolgen und vielleicht sogar selbst ernten kann, um
sie in der Kochschule zu verwerten, so bedeutet dies
eine nicht zu unterschätzende Erweiterung des Ge-
sichtskreises.

Wo es die Verhältnisse erlauben, sollten daher im
Schulhofe die gebräuchlichsten Gemüsearten, die Kar-
toffel und möglichst auch die Getreidearten, sowie die
bekanntesten Obstgehölze angezogen werden. Auch
sollten diejenigen Zierpflanzen Platz finden, welche in
unseren Gärten allgemein verbreitet sind, unter Bevor-
zugung solcher, welche im Lesebuch Erwähnung finden.
Ebenso wird man die heimischen Waldbäume ungern
missen. Da diese jedoch meist sehr viel Raum bean-
spruchen, wird man sich an einer Auswahl davon ge-
nügen lassen müssen. Ähnlich geht es mit den Pflan-
zen, aus welchen die Wiesen zusammengesetzt sind.
So schön es wäre, den Schülern eine Miniaturwiese
mit schwankenden Gräsern und bunten Blumen vor-
zuführen, so schwierig ist hier die Ausführung; denn
wenn es tatsächlich gelänge, eine der Wirklichkeit ent-
sprechende Zusammenstellung von Gewächsen im Schul-
hofe anzupflanzen, so würden doch sehr bald nur noch
die wenigen zähen Gattungen und Arten am Leben
sein, welche der Ungunst der Wachstumsbedingungen
zu trotzen vermögen.

Es wird also immer darauf hinaus kommen, eine
Auswahl unter den Gewächsen zu treffen, welche tat-
sächlich unter den gegebenen Verhältnissen gut ge-
deiht. Die Zahl der hier in Betracht kommenden Pflan-
zen ist aber noch so groß, daß neben den bisher
berührten Beobachtungen auch rein botanische Studien
der verschiedensten Art gemacht werden können.

Nun könnte man mir entgegenhalten, daß dazu
ja der Schulgarten oder botanische Garten da sei, der
alles, was an Pflanzungen auf dem Schulhofe zu sehen
ist, in viel ausgedehnterem oder sogar vollkommenerem

Gartenpavillon. Aufnahme von R. Hoemann, Düsseldorf.
 
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