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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 3
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Rasch, Ewald: Bildungsfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0041

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XV, 3

DIE GARTENKUNST.

33

Bild P. Die Gärten am Landhause Bocken: Spielplatz; Blick gegen die’AIpen.

Verf.: P. Schädlich, Zürich.

künstlerisch stark bilden, besonders unter einem so
hervorragenden Lehrer und Künstler wie Wilhelm Kreis.
Wo aber kein Künstler drinsteckt, können auch diese
Kurse keinen machen.

Kunst läßt sich eben nicht
fürs Geld kaufen oder lernen, wie
die technischen Fächer. Selbst die
Akademien der bildenden Künste
haben noch keine Künstler ausge-
bildet, die nicht schon als solche
die Schule betreten haben. —• Es
ist also von vornherein vergebliches
Mühen, durch sogenannten Kunst-
unterricht aus jedem Schüler einen
Künstler heranbilden zu wollen.

Wohl aber wird derselbe viel zur
Läuterung des Geschmacks bei-
tragen, wodurch uns allerdings sehr
Achtenswertes gewonnen ist.

Wir haben es da mit der eigen-
artigen Erscheinung zu tun, daß
technische Bildung selbst in ihrer
höchsten Vollendung nichts mit
geistiger oder gar seelischer Bil-
dung zu tun hat. Die technische
Bildung herrscht durch die übliche
Lehrmethode eben vor, wie heute
fast überall an Schulen und Hoch-
schulen. Man kann ein sehr tüch- gild L.

tiger Theologe sein ohne eine Spur

religiöses Gefühl zu besitzen. Wir
kennen aus der Geschichte Bei-
spiele genug, daß Philosophen über
die Welt die klügsten Ansichten
hatten, jedoch von ihrer ganzen
Wissenschaft in Stich gelassen
wurden, wenn die Praxis der Dinge
an sie herantrat. Andererseits
wissen wir, daß oft unter unschein-
barer Schale ein bedeutender Künst-
ler steckte. Mochte er nach außen
Schuster oder Dorfschulmeister sein
oder sonst etwas. Manche sagen,
Kunst wäre Können, hervorragen-
des Können, obwohl Kunst und
Können nur im losen Zusammen-
hang stehen und ein sehr tüchtiger
Könner absolut nichts mit dem
Künstler gemeinsam zu haben
braucht. Der Kunstbegriff läßt sich
durchaus nicht so billig erläutern,
wie es so viele Oberflächennaturen
zu können meinen. Es ist da ge-
rade wie mit der Religion; wer
sie in sich hat, wen sie treibt und
belebt, der braucht halt keine De-
finition, wer sie aber nicht in sich
hat, dem können keine Erklärungen
helfen und noch weniger kann sie ein Professor in ein
paar Semestern in sterilen Boden hineindoktoren und
gar zur Entfaltung bringen. Daher auch diese merk-

Landgut Bocken am Zürichsee: Inneres der Pergola.
Verf.: P. Schädlich, Zürich.
 
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