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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 4
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Barth, Erwin: Bericht über den Wettbewerb für einen Rosenpark mit Rosarium Berlin-Britz
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0053

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XV, 4

DIE GARTENKUNST.

45

gute Lage. Sehr günstig liegen auch die Gewächshäuser und
das Verwaltungsgebäude im westlichen Teile. Besonders prak-
tisch ist die Aufteilung des Rosariums. Die Arbeit zeigt eine
reife, klare Lösung der gestellten Aufgabe und bietet wertvolle
Anhaltspunkte für die praktische Ausführung.

Entwurf 6: „Es blüht an allen Enden".

Die Flächenaufteilung ist gut gewählt. Wiese, Akazien-
hain und See bilden ein gut zusammenhängendes Ganze. Auch
die Lage des Restaurants ist glücklich gewählt und vermittelt
den Übergang zwischen dem landschaftlichen Teil und dem
regelmäßig angelegten Rosarium in geschickter Weise.

Ungünstig sind die viel Platz wegnehmenden großen
Wegeflächen am Eingang des Restaurants und um das Wasser-
becken herum.

Für die Lage des Restaurants dürfte der Variante der
Vorzug zu geben sein.

Entwurf ix: „Farbenkönigin“.

Die in einer Achse gelegenen Rasen- und Blumenflächen
mit dem Aussichtsturm einerseits und dem Restaurant auf der
anderen Seite fassen die Anlage gut zusammen.

Das Rosarium ist in Abweichung von anderen Projekten
südlich des Akazienhaines angeordnet worden. Den Rosen-
anlagen wird zwar auf diese Weise ein schöner Hintergrund
gegeben, doch es erscheint zweckmäßiger, an den Akazien-
hain eine größere Fläche anzugliedern.

Die Umpflanzung des Pavillons mit den Pappeln paßt
nicht in den ruhigen Rahmen des Rosariums.

Entwurf 12: „Kazanlik“.

Der Gedanke, auf dem nördlichen Teil des Geländes im
Anschluß an den Akazienhain den allgemeinen Park mit dem
Restaurationsbetrieb anzuordnen, ist als ein glücklicher zu be-
zeichnen. Der Eingang von dem Stubenrauchring aus ist der
Lage nach sehr zweckmäßig, jedoch dürfte die Breite der Zu-
gangshalle einzuschränken sein.

Im einzelnen ist die Aufteilung des in zwei Teile zerlegten
Rosariums sehr praktisch angeordnet.

Entwurf 16: „Blumenkönigin“.

Der südliche Teil ist in anzuerkennender Weise als Ro-
sarium geschickt aufgeteilt. In der Mittellinie des Rosariums
liegt gut gewählt an der Verbindungsstraße das Restaurant.

Weniger befriedigt der Anschluß des Blumengartens an
den Akazienhain.

Das Schaubild gibt nicht alles das wieder, was der Grund-
plan zeigt.

Entwurf 31: „Sache der Auffassung“.

Die Anlage des südlichen Teiles mit dem Rosarium, der
Fest- und Spielwiese und dem Restaurant in einer Achse ist
zu loben.

Der an den Akazienhain sich anschließende Teil ist zu
sehr gegliedert,

Entwurf 39: „Weiße Rosen“.

Der Entwurf zeigt im Gegensatz zu den meisten anderen
die Betonung einer einzigen großen Achse.

Die Eingänge an den Ecken des Stubenrauchringes liegen
praktisch; an sie schließen sich in zweckmäßiger Weise, das
ganze Terrain umschließend,, zwei große Wegezüge an. Zu
tadeln ist die Durchschneidung des Rosariums durch die Ver-
bindungsstraße. Die Anlage eines Spielplatzes innerhalb des
Akazienhaines dürfte nicht zu empfehlen sein. Die unmittelbar
an das Rosar anschließende Eichen- und Buchenbepflanzung
ist für das Gedeihen der Rosen nicht günstig.

Entwurf 44: „Organische Führung“.

Der Versuch, eine möglichst vielgegliederte Aufteilung des
Geländes vorzunehmen, ist zu weit durchgeführt. Der Charakter
als Volkspark tritt zu sehr in den Vordergrund gegenüber der
eigentlichen Zweckbestimmung, einen Rosenpark zu schaffen;
im einzelnen enthält der Entwurf manche reizvolle Durch-
bildung.

Die nun folgende geheime Abstimmung über die Verteilung
der Preise hatte folgendes Ergebnis:

Entwurf 4: I. Preis
„ 12: II. *

)} I 1 • HI* ))

„ 6: zum Ankauf bestimmt.

Die Eröffnung der den preisgekrönten Entwürfen bei-
gefügten Briefumschläge ergaben als Verfasser:

a) Für Entwurf 4: Gartenarchitekt Harry Maaß aus Lübeck.

b) Für Entwurf 12: Gartenarchitekt G. Körner, Inhaber
der Firma Körner Brodersen, Berlin-Steglitz, Körnerstraße 12,
und Architekt C. Wendel, Berlin, Rosenheimer Straße 12;

c) Für Entwurf 11: Gartenarchitekt J. Kumpan, Berlin N. 7,
Mittelstraße 19;

d) Für Entwurf 6: Gartenarchitekt Hermann Foeth,

Architekt Peter Recht, Architekt Paul Bachmann in Cöln,
Hansa-Haus. v u

gez.: Schmiedigen. Kiehl. Grotgan. A. Brodersen.

Siebert. Dr. Oldenburg. Zeininger. Weiß. Ries. Wendt.

Weimar. H. Muthesius. Fritz Stahl. Schaaphaus.

Erläuterungsbericht zum Entwurf „Unerschöpflich an Reiz usw.“.

Neben einer Anzahl in jedem Preiswettkampf aufgestellter
beiläufiger Faktoren sind es

7 Hauptfaktoren,

welche auf die Lösung der gestellten Aufgabe ganz entschieden
bestimmend wirken müssen. Und ein Außerachtlassen
einer dieser 7 Hauptfaktoren stellt schon von vornherein den
Wert der Arbeit in den Hintergrund.

Diese 7 Hauptfaktoren sind

1. Als beherrschender Hauptfaktor:

Die Aufgabe, einen Rosenpark zu schaffen an einem
Ort, wo seit langen Zeiten ausgedehnte Rosenzucht mit-Erfolg
betrieben wurde.

2. Die Bodenformation.

3. Der bestehende, nördlich gelegene Akazienhain.

4. Die westlich dem Park entlang sich ziehende Miets-
häuserreihe von 4 Stockwerken.

5. Die östlich sich erstreckende, offene, landhausmäßige
Bebauung.

6. Die Forderung eines Restaurationsgebäudes, welches
bei Konzerten, Ausstellungen, Blumenfesten und sonstigen Ver-
anstaltungen eine Rolle spielt.

7. Aber die Einordnung eines nach wissenschaftlichen
Grundsätzen zusammengestellten Rosariums als letzter und
nicht minder wichtiger Faktor.

Was fordern diese 7 Hauptfaktoren?

1. Die Aufgabe fordert die Schaffung eines Rosen pa rks,
sie will und ford ert deshalb, daß dieser Leitgedanke in allem,
ja selbst in den kleinsten und feinsten Zügen der ganzen
Schöpfung immer wieder durchklingt, so daß hier einmal der
mit gutem Recht geforderte zeitgemäße, sozialpolitische
Parkgedanke nicht an primärer Stelle steht, sondern
sekundär in die Erscheinung tritt.

Sie fordert, daß ein Park geschaffen wird, den zu be-
sitzen nur Britz sich rühmen kann.

2. Die bestehende Bodenformation fordert eine möglichst
günstige Anpassung des neuen Entwurfes ohne in allzuklein-
lichem „Sichanschmiegen“ das künstlerische Rückgrad zu
schwächen, denn in erster Linie führt die Bodengestaltung das
Wort beim Umwandlungsprozeß zum künstlerischen Entstehen.

4. Der bestehende Akazienhain fordert, daß er in seiner
ganzen Größe in die Erscheinung tritt als Raumbildner nordwärts.
Würden etwa Baumpflanzungen, gruppenweise oder in Reihen
geordnet, sich ihm vorbauen, so wäre das ein Verstoß gegen
die allerersten Gesetze raumbildnerischen Schaffens.

4. Die vierstöckigen Mietshäuser verlangen einen festen
grünen Saum, eine Pflanzenarchitektur zu ihren Füßen, weil
sie sonst, von Osten her gesehen, zu starr, zu tot gegen den
Park stehen würden.
 
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