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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 5
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Wettbewerb für einen Zentralfriedhof der Stadt Erfurt, [1]: Protokoll des Preisgerichts zur Beurteilung der Entwürfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0077

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XV, 5

DIE GARTENKUNST.

69

zu entweder durch einen niedrigen Pavillon oder wie es
der Entwurf zeigt, durch einen Glockenturm finden.
Diese ganze Anlage könnte verzinslich aus den ein-
gehenden Ladenmieten erstellt werden.

Die Bestimmung der Räume für Wirtschaft und
Gärtnereibetrieb sind aus den einzelnen Grundrissen
ersichtlich. Ihre Höfe sind untereinander und mit dem
Friedhof verbunden.

* *

*

Kennzeichen: „Wappen der Stadt Erfurt.“

Er läuterungsbericht.

Die Hauptgebäude wurden an die Grenze des
zur Ausführung bestimmten Friedhofsgeländes von
18 ha Größe gelegt, damit sich dieselben nach Fertig-
stellung des ganzen Friedhofes möglichst zentral be-
fänden, ferner schien Verfasser die Lage in der Nähe
der Bindersiebener Chaussee die günstigste; es wurde
dadurch erreicht, daß der Wagenverkehr wie gewünscht
außerhalb des Friedhofs verbleiben kann : auch kommen
die Gebäude in dieser Höhenlage besser zur Geltung
wie bei einer Stellung inmitten des Geländes.

Da der Hauptwagenverkehr von der Stadt aus
jedenfalls auf der Chaussee stattfinden wird, würde der
Haupteingang in Verbindung mit den Gebäuden vor-
gesehen. Durch die platzartige Erweiterung der Chaussee
vor dem Eingang rücken die Friedhofsbauten weit
genug von dem störenden Verkehr ab; das Ver-
waltungsgebäude ist so gelegt, daß es dem Besucher
direkt in die Augen fällt, und daß umgekehrt von den
Büroräumen desselben aus die Zufahrt zum Friedhof
gut beobachtet werden kann.

Die Zufahrt zur Kapelle liegt in dem östlichen Säulen-
hof ; im Hof hinter dem Hauptgebäude befindet sich der
Zugang zu den Leichenhallen und zum Krematorium.

Östlich vom Hauptgebäude schließt sich das Wirt-
schaftsgebäude mit Wirtschaftshof und Musterfriedhof
an, die sämtlich von der Chaussee aus zugänglich sind.
Der vordere zwischen Landstraße und Umfahrtsweg
gelegene Teil ist für die Gärtnerei mit Gewächs-
häusern, P'rühbeeten und Kulturland vorgesehen. Die
verlangte zweite Einfahrt ist in der Achse des dort
auf dem Friedhof zuführenden Weges angeordnet, in
der Annahme, daß dieser Weg demnächst als Zufahrts-
straße ausgebaut werden wird. An diesem Eingänge
sind auch, und zwar als Flankierung desselben, die Woh-
nungen des Pförtners und eines Reviergärtners geplant.

Bedürfnisanstalten und Unterstände für das Publikum
sind am östlichen Flügel des Wirtschaftsgebäudes und in
gewünschter Anzahl innerhalb des Friedhofs angeordnet.

Für die Einteilung und Wegeführung Waren folgende
Gesichtspunkte bei dem vorliegenden Entwurf be-
stimmend: es wurde gute Orientierungsmöglichkeit, so-
wie eine bequeme Verbindung der einzelnen Teile
miteinander und mit der Kapelle und den beiden Ein-
gängen bei möglichster Anpassung an die Höhen-
verhältnisse angestrebt; dadurch konnten die Wegezüge
in der Längsrichtung der Höhenkurven durchweg in

gerader Richtung geführt werden, hingegen mußten die
in steigendem Gelände vorgesehenen Wege in Kurven-
linien und teilweise sogar zur besseren Überwindung
der Steigungen in Serpentinen projektiert werden.

Von dem Hauptgebäude aus führen nach beiden
Seiten als Umfahrtsweg, der östlich zugleich als Ver-
bindung mit dem Osteingang und mit der Gärtnerei
dient, einseitige Alleen, während zwei weitere Fahrwege
seitlich des, in der Kapellenachse angeordneten vertieften
Schmuckstückes, bis zur Mittelallee hinabgehen. Für
die Führung dieses Mittelfahrweges schien dem Ver-
fasser der Hinweis in dem Ausschreiben wichtig zu
sein, daß von der Höhe über den Eingang hinweg ein
schöner Blick auf die Domspitzen der Stadt vorhanden
wäre. Da eine Freihaltung dieses Blickes über den
ganzen Friedhof hinweg, womöglich als lange Allee
unzweckmäßig und unschön erschien, wurde der mitt-
lere Fahrweg als Doppel-Allee, vom Osteingang bis zur
Kapellenachse, in dieser Blickrichtung vorgesehen.
Von dem, mit einem großen Wasserbecken geschmück-
ten, mittleren Platze aus verläßt der Mittelweg diese
Richtung und verläuft nach Westen als einfache Allee
auf fast gleicher Höhe und endigt in einem als Unter-
kunftshäuschen gedachten Rundbau.

Die Verbindung nach den tiefergelegenen Teilen
stellt in der Kapellenachse ein Serpentinweg und außer-
dem der vom Osteingang aus weiter fortgesetzte Um-
fahrtsweg her. Dieser Umfahrtsweg wird im Westen
durch einen, den Höhenkurven folgenden Fahrweg ge-
schlossen, während ein weiterer, auf die höchste Er-
hebung hinaufführender, Fahrweg sich an die erwähnten
Wege anschließt. Es wurde so das gesamte Gelände
in ausreichender Weise auch für stärkeren Verkehr
aufgeschlossen.

Die übrigen zu den Grabquartieren führenden
Wege sind in 3 und 4 m Breite vorgesehen, auch
diese folgen möglichst den Höhenkurven; nur an den
steileren Stellen schien es ratsamer, zur Überwindung
der Steigungen einige Treppen einzufügen. Auch bei
diesen Nebenwegen wurde eine möglichst glatte,
ineinandergreifende Verbindung der einzelnen Teile
und außerdem noch eine wenig komplizierte Grabfelder-
gestaltung angestrebt, im allgemeinen aber wurde eine
gerade Nebenführung bevorzugt und nur an den ab-
schüssigen Stellen, den Höhenunterschied besser über-
windende, Kurvenwege eingelegt.

Wenn Verfasser auch durchaus der Anschauung
huldigt, daß ein Friedhof keinen Park vortäuschen
soll, so schien doch das vorliegende Gelände mit seinen
oft großen Höhenunterschieden, z. B. an der unteren
Südgrenze, aber auch durch die unregelmäßig über das
ganze Gelände verteilten, für Erdbestattungen ungeeig-
neten Flächen darauf hinzuweisen, daß eine mehr
malerische, teilweise waldparkartige Bepflanzung mehr
am Platze wäre wie eine straffere Anordnung der-
selben. Das Friedhofsgelände erscheint dadurch be-
sonders stark von unbelegten Flächen durchzogen zu
sein, jedoch sollen diese Flächen fast sämtlich zur
 
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