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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 8
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Gienapp, Emil: Von Primeln oder Schlüsselblumen (Primula)
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112

DIE GARTENKUNST.

XV, 8

Abb. 13. Die Bergheimerstraße in Heidelberg.

bestimmter Züchtungsmerkmale verschiedenartig
klassifizierte und selbst mit bestimmten Namen belegte,
die jedoch bei den verschiedenen Züchtern nicht immer
übereinstimmten und der geschäft-
lichen Willkür Tür und Tor öffne-
ten. Man beschränkte sich schließ-
lich wieder auf die Zusammenstel-
lung sogenannter Sortimente, die
je nach Preis die besten Züchtungser-
gebnisse enthielten und somit dem
Blumenfreunde den Besitz aller mög-
lichen Blumenfarben sicherten. Die
englischen Züchtungen blieben
die wertvollsten, wenngleich .sie im
allgemeinen auch kulturempfindlicher
und nicht so farbenreich waren als
die holländischen. Die en glis c h en
Aurikeln müssen in der Blume groß
und von runder Gestalt sein, sowie
eine regelmäßige Farbenzeichnung
aufweisen, und außerdem bei grü-
ner Grundfarbe ein weißes und
feingepudertes Auge besitzen. Sie
sind nicht besonders reichblühend,
und tragen ihre Blumen auf minder-

kräftigen Stielen. Hingegen sind die holländischen
oder Luyker Aurikeln ziemlich kräftigen Wuchses und
reichlicher Blattbildung, mit gelbaugigen und in
der Grundfarbe verschieden und intensiv gefärbten,
gut geblatteten und formgerundeten Blumen
auf kräftigen Stielen bestanden, die in Liebhaber-
kreisen noch besonders dadurch bewertet werden, daß
das Auge groß und rein ist, daß die Ansicht
der Blume dem Beschauer zugewendet
wird, die Augenfarbe mit der Blumengrund-
farbe harmonisch kontrastiert, die Staub-
gefäße die Mitte bzw. die Mündung der Blumen
gut schließen, und was dergleichen blumistische ,,Stan-
dard“-Zeichen mehr sind. Die Aurikeln lieben einen
schweren, jedoch keinen zu nassen Boden, bei einer
freien aber doch mehr schattigen als sonnigen Lage,
wo sie vorzugsweise von der Morgen- und Abend-
sonne beschienen werden. Gegen Spritzregen sind
die Blumen sehr empfindlich, wie denn auch Sonnen-
schein und regenfreies Wetter dem Blütenflor der
Aurikeln nur förderlich ist. — Die Vermehrung der
Aurikeln kann sowohl durch Samen als auch durch
Wurzelsprossen vor oder nach der Blüte vorgenommen
werden. Erhält man in letzterem Falle auch schneller
blühbare Pflanzen, so läßt die Aussaat doch die be-
rechtigte Hoffnung auf Gewinnung neuer Blumenfarben
zu, und je nach Zweck ist daher zwischen den beiden
Vermehrungsmethoden zu wählen. Die praktische
Durchführung der Aussaaten geschieht auf verschiedene
Weise. Während es einerseits bevorzugt wird, den
Samen in vorher hergerichteten Gefäßen unbedeckt
auszusäen und diese dann dem Schneefall auszusetzen,
um mit dem Auflösen des Schnees die Samenkörner
gleichmäßig in den Boden versinken zu lassen, kann man
den Samen auch im Frühling in Schalen oder Kästen
aussäen und, ohne mit Erde zu bedecken,

Abb. 12. Die Bergheimerstraße in Heidelberg. (Ost-West-Richtung.)
 
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