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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 8
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Gienapp, Emil: Von Primeln oder Schlüsselblumen (Primula)
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0121

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XV, 8

DIE GARTENKUNST.

113

mittelst eines flachen Brettchens gleichmäßig andrücken,
oder auch, man bedeckt die Erde der Aussaatbehälter
mit kurzgeschnittenemMoos und streut hierin die Samen
aus, um sie durch Überbrausen gleichmäßig auf die
Erde gleiten zu lassen. Die Aussaatbehälter werden
dann mit einer Glasscheibe bedeckt, an einem warmen
Ort aufgestellt und bezüglich des Gießens sehr auf-
merksam behandelt, da ungleichmäßige Feuchtigkeit
den aufkeimenden Pflänzlingen sehr verderblich wer-
den kann. Alsbald nach der Keimung werden die
jungen Pflanzen pikiert und nach Erreichung des
4. Blattes nochmals in andere Kästen umgepflanzt,
frostfrei und bei hellem Standort durch den Winter
gebracht und erst im zweiten Jahre im Freien auf
entsprechend hergerichteten Beeten in etwa 10 cm
Abständen aufgepflanzt, woselbst sie im Laufe des
Jahres so erstarken, daß sie im Herbste des folgen-
den Jahres die Erstlingsblumen zeitigen. Im übrigen
werden ältere Aurikeln alljährlich verpflanzt und bei
dieser Gelegenheit auch gleich vermehrt, und zwar
wird diese Arbeit am besten nach Beendigung des
Blumenflors in den Sommermonaten bei Abpassung
regnerischer Tage vorgenommen.

Den Aurikeln folgen als ebenfalls bevorzugte Gar-
tenblumen die gewöhnlichen Gartenprimeln, Primul a
elatior, die in sehr vielen und recht hübschen Misch-
farben vorhanden sind und mit ihrem bunten Blumen-
teppich überaus dekorativ wirken. Sie blühen bereits
bei wechselndem Tau- und Schneewetter und be-
dürfen winterlicher Schutzdecke, sind aber im übrigen
den gleichen Kulturansprüchen wie die Aurikel unter-
worfen. Unter ihnen existieren einige farbekonstante
Varietäten , unter denen die blaurote „Coerulea“, die
gelbgerandete ,,Goldrand“ sowie die als „Vorbote“
bzw. „Vierländerin“ bezeichnete, gelbblühende Form
die wertvollsten sein dürften.

Sodann folgt die varietätenreiche Art der fast stengel-
losen Primeln (Primula veris acaulis), die dichtge-
schlossene niedrige Büschel bildet und über und über
mit kurzgestengelten Blumen besetzt ist. Die Blumen
sind teils einfach, teils auch mehr-
oderweniger gut gefüllt und in wei-
ßen, gelben, roten und blauen Far-
ben vertreten, die den Sorten nach
als Primula veris acaulis, alba plena,
lutea, lilacina, rubra plena usw. be-
zeichnet werden. Besonders wert-
voll ist die Sorte „Mad. Crousse“,
die gefüllte, blaßrotgefärbte Blumen
trägt und ein unverwüstlicher Bliiher
ist. DieVermehrung dieser Primel-
arten geschieht ausschließlich
durch Teilung, um die charakte-
ristischen und wertvollen Eigen-
schaften dauernd zu erhalten, ganz
abgesehen davon, daß die gefüllten
Sorten auch schlechte Samenträger
sind. — Eine andere ebenso varie-
tätenreiche Art ist Primula cortu-
soides (Syn. P. Sieboldi), deren
Urform aus Sibirien stammt und
im Mai niedliche rote Blumen her-

Abb. 14. Die Ziegelhäuserlandstraße in Heidelberg. (Ost-West-Richtung.)
 
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