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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 8
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Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst
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Studienreise der "D. G. f. G." nach Paris 1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0128

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120

DIE GARTENKUNST.

XV, 8

vollzog, da waren es weitblickende Berufsgenossen, welche
früh und rechtzeitig die Zeichen der Zeit verstanden und in
maßvoller und, wie die Zeit gelehrt hat, in richtiger Weise eine
gesunde Reform auch auf dem Gebiete der Gartengestaltung an-
bahnten. In unserer Gesellschaft wurde da ein bedeutendes
Stück erzieherischer Arbeit geleistet, eine Arbeit,
welche reiche Früchte zu tragen beginnt, eine Arbeit, welche
man in den großen, blühenden, reichen, ausländischen Vereinen
bisher nicht zu leisten vermochte. Der Anregungen, die in
unserer Gesellschaft in Form von Vorträgen, von Abhand-
lungen in der Zeitschrift, ferner bei den großen Gesellschafts-
reisen ins Ausland, vor allem auch durch persönlichen Meinungs-
austausch der Kollegen untereinander usf., gegeben wurden,
waren doch viele und gute, und sehr viele beamtete und selbst-
ständige Gartenarchitekten sind in und durch unsere Gesell-
schaft in bezug auf Gartengestaltung erfolgreich befruchtet
worden. Ob diese erzieherische Arbeit in einem Nicht-Fach-
Verein so intensiv und so erfolgreich möglich gewesen wäre,
wage ich zu bezweifeln. Gleichviel muß man zugeben, daß
die ersten Anregungen zu dieser Reformarbeit von außen
in die Gesellschaft hineingetragen wurden. Andererseits war
auch die Gesellschaft bestrebt, ihrerseits das Verständnis
für die Gartenkunst in die breite Öffentlichkeit hineinzutragen
(siehe § 3 der Satzungen). Das ist bis zu einem gewissen
Grade wohl auch gelungen, man könnte aber nur wünschen,
daß dies weit mehr und erfolgreicher auch in Zukunft
geschehen möchte.

Einen ähnlichen Gedankengang entwickelt Camillo Schneider
in den Nr. 12 und 13 Jahrg. 1913 der Möllerschen Gärtnerzeitung.
Camillo Schneider sagt: „Enie Vereinigung, die nur aus Fach-
leuten gebildet wird, in welcher also die kunstverständigen
Außenseiter ganz fehlen, ist nie imstande, die Gartenkunst
wirklich zu fördern, ihr neue Wege zu weisen und sie der
Allgemeinheit der Liebhaber näher zu bringen.“ Wenn man
diese Ausführungen vorurteilsfrei liest, so findet man manches,
was beherzigenswert ist und reiflicher Überlegung, sorgfältiger
Prüfung wert erscheint. Die Gruppe Brandenburg kam auf
anderem Wege zu einem Gedankengang, der sich in manchen
Punkten Schneiders Auffassung nähert. Die Gruppe befür-
wortet eine Annäherung an die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft.
Es liegt nahe, den Gedanken weiter auszuspinnen und event.
auch Fühlung mit dem Deutschen Dendrologen - Verein zu
suchen, aber so etwas will von allen Seiten gut und reiflich
überlegt sein, denn solche Vereinigungen haben für alle Be-
teiligten ihre Licht- und Schattenseiten und nichts wäre tö-
richter, als eine solche Sache übers Knie zu brechen und vor-
eilig zu behandeln. Im engsten Zusammenhang mit einer der-
artigen Absicht, zum Ausbau der Gesellschaft steht natürlicher-
weise die Besetzung der Vorstandschaft. Wollte man alles beim
Alten lassen, so würden die Neuwahlen kaum Schwierigkeiten
erheblicher Art machen, anders ist es aber sofort, wenn man
Schneiders Auffassung sich ganz oder teilweise zu eigen
macht. Bei einer solchen Auffassung käme man nicht umhin,

die Anstellung eines besoldeten Geschäftsführers vorzunehmen,
wie das ja auch schon im Vorjahre besprochen wurde. Der
Geschäftsführer, evtl, zugleich Schriftleiter der Zeitung, muß
ein kluger, weitblickender, arbeitsfreudiger, bedeutender Mann
sein, der seine volle Arbeitskraft der Gesellschaft opfern
kann und opfern muß; er müßte im gewissen Sinne die trei-
bende Kraft sein, die naturgemäß auch die Hauptarbeitslast
und Verantwortung zu tragen hätte. Es ist fast schwieriger
diese Persönlichkeit zu finden als einen Vorsitzenden. Der
Vorsitzende könnte dann im Schneiderschen Sinne ein ange-
sehener Laie und Liebhaber sein, notwendigerweise muß
er dies jedoch nicht sein. Selbstverständlich sollte dieser
Vorsitzende nicht lediglich eine dekorative Spitze sein, er
müßte, auf hoher Warte stehend, die Fäden, die in seine Hand
zusammenlaufen, lenken und den Unterorganen der Gesell-
schaft die Arbeit zuweisen. Er müßte neue Beziehungen an-
knüpfen, Umschau halten, wo Neuland zu entdecken und Öd-
land fruchtbar zu machen ist. Wo sind die Personen, die
solche Ämter mit Aussicht auf Erfolg übernehmen könnten,
zur Förderung der Gartenkunst und des Gartenbaus? Ist jetzt
der richtige Moment gekommen, an einen Ausbau in diesem
Sinne zu denken und diesen Ausbau herbeizuführen, oder muß
man das alles erst langsam heranreifen lassen? Es wird
schwer sein, diese Fragen mit „Ja“ oder „Nein“ oder positiven
Vorschlägen zu beantworten. Es erscheint mir aber durchaus
unzweckmäßig, in außerzeitlichen Ausschußsit-
zung e n, die meist nicht vollzählig besucht werden, diese Fragen
zur Entscheidung zu bringen. So wichtige Lebensfragen der Ge-
sellschaft können nach meiner Auffassung nur auf der vollzählig
besuchten Ausschußsitzung der Hauptversammlung zur Er-
ledigung gebracht werden, nachdem vorher allen Mitgliedern
der Gesellschaft in den Gruppensitzungen ausgiebige Gelegen-
heit geboten ist, sich über die Sache zu unterrichten, dazu
Stellung zu nehmen und Anträge dazu zu bringen. Die
Gruppen-Vertreter müssen in solchen Fällen darüber unter-
richtet sein, wie die Mehrheit der Mitglieder über diese Sachen
denkt, damit sie hierauf fußend ihre Überzeugung zum Ausdruck
bringen können. Deshalb glaube ich, daß man all diese
Sachen in den Gruppen wohl gewissenhaft erwägen und das
Ergebnis evtl, in Form von Anträgen formulieren kann, um
in der Haupt-Versammlung ein geklärtes und vorbereitetes
Material zu einer Besprechung dieser Angelegenheit zu be-
sitzen/daß es aber unzweckmäßig und evtl, in hohem Grade
schädlich ist, wenn durch Beantragung vorzeitlicher, besonders
einberufener Ausschußsitzungen hier vielleicht vorschnell Ent-
schließungen herbeigeführt werden. Es dürfte dementspechend
zweckmäßig sein, wenn die Gruppen in dieser Sache keine
Anträge zur Einberufung außerordentlicher Ausschuß-
sitzungen stellen, dafür aber eifrig und unter Fühlungnahme
mit den anderen Gruppen die angedeuteten Gedankengänge ver-
folgen mit dem Versuch, sie einem guten, praktischen Endziel
zuzuführen, zur Förderung unserer Kunst und zum Besten
des Berufs. R. Hoemann, Düsseldorf.

Studienreise der „D. Q. f. 0.“ nach Paris

Die sehr guten Erfahrungen hinsichtlich des Wertes der
Studienreisen haben den Vorstand der Gesellschaft veranlaßt,
die häufigere Veranstaltung solcher Reisen ins Auge zu fassen,
und auch sonst nach Mitteln uncl Wegen zu suchen, um die
Teilnahme an solchen einem möglichst großen Kreis zu er-
möglichen. Die frische Ausnutzung der im Vorjahre gemachten
Erfahrungen, die Weglassung einiger entbehrlichen Besich-
tigungen, teilweise Benutzung anderer Beförderungswege usw.
ermöglicht die Wiederholung der Studienreise nach Paris in
diesem Jahre zu einem wesentlich geringem Preise. Unter

1913. Wiederholung der vorjährigen Reise.

Führung durch Herrn Beitz soll diese Studienreise daher Ende
August ds. Js. wiederholt werden. Das Programm wird in
allen wesentlichen Teilen das gleiche sein, soweit möglich noch
unter Verbesserung der Zeiteinteilung. Der Preis wird ein-
schließlich Eisenbahnfahrkarte Cöln-Paris und zurück, bei einer
Verpflegung, die der vorjährigen nicht nachsteht, M. 200.—
betragen. Das ausführliche Programm und die Reisebedingungen
werden einer der nächsten Nummern der Gartenkunst bei-
liegen. Der Vorstand.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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