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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 9
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Maasz, Harry: Grünfläche und Volkspark
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0133

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XV, 9

DIE GARTENKUNST.

125

Tag überliefert. In späterer
Zeit, als die Bevölkerung wuchs
und die Stadt infolge dieses
Wachstums über Wall und
Stadtgraben hinaus sich aus-
dehnte, verschwanden die Frei-
weiden und Volkswiesen. An
ihrer Stelle entstanden Straßen-
züge , ausgehend von den in
die Tore einmündenden baum-
bestandenen Landstraßen.

Wo jährlich Volksfeste und
patriotische Feierlichkeiten der
Bürger fortbestanden und sich
durch die späteren Jahre hin-
durch bis auf die heutige Zeit
überlieferten, blieben ange-
messene Grünplätze vor den
Toren bestehen. Die Bebau-
ung setzte erst an ihrer Peri-
pherie ein und verdichtete sich
nach und nach zu Vorstädten,
welche in ihre Straßen den
Alleebaum übernahmen, nach
dem Muster der bis vor die
Tore strebenden Landstraßen-
alleen.

Diese so aus dem Mittelalter
übernommenen Grünflächen
waren für den Organismus der
Stadt von größter Bedeutung,
sie bildeten die ersten Ansätze
zu den „Lungen", den Grün-
anlagen, die sich in verschie-
denster Gestalt alsbald in dem
Organismus der Stadt aus-
dehnten.

Als im 18. Jahrhundert der
landschaftliche Gestaltungsge-
danke in unsere Gartenkunst
Einzug hielt, wurde diese neue
Form auf diese Grünanlagen
übertragen, sie wurden nach
landschaftlichen Prinzipien aus-
gestaltet. Aus den großen mit
Alleen umsäumten Flächen
wurden landschaftliche Parkan-
lagen mit Schlängelwegen, un-
durchdringlichen Bosketts und
Borkenhäuschen. — Nur wenige
Städte bewahrte ein gütiges
Geschick vor dieser Gestal-
tungssucht, die selbst kostbare
Stadtplätze erbarmungslos zer-
störte, Kirchen freilegte und
die so entstandenen Kirchplätze
mit Sträuchern, Blumen und
Rasenflächen durchsetzte.

Der Krempelsdorfer Park in der Vorstadt St. Lorenz in Lübeck. Situationsplan. Entwurf von H. Maab, Lübeck.
 
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