Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 15.1913

DOI Heft:
Nr. 9
DOI Artikel:
Hoemann, Reinhold: Gedanken über Preisausschreiben im allgemeinen und über den Wettbewerb "Rosenpark Berlin-Britz" und den "Friedhofs-Wettbewerb Erfurt" im besonderen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0138

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
130

DIE GARTENKUNST.

XV, 9

schreibenden Stelle am besten gedient, denn das Er-
gebnis wird reichhaltiger, größer sein. Über eines
scheinen die ausschreibenden Stellen sich jedoch
selten klar zu sein, nämlich darüber, daß es das wich-
tigste und wertvollste Ergebnis des Wettbewerbes sein
könnte, die Persönlichkeit zu finden, welche nach
menschlichem Ermessen am geeignetsten dazu erscheint,
das Projekt zur guten Ausführung zu bringen. Diese
Persönlichkeit kann der I. Preisträger sein, es ist aber
gar nicht nötig, daß es unbedingt der oder einer der
Preisträger ist. Das Suchen und Finden dieser Persön-
lichkeit durch den Wett-
bewerb müßte für die
ausschreibende Stelle das
allerwichtigste Ergebnis
sein, und doch wird ge-
rade dies Moment nur in
den seltensten Fällen ge-
bührend beachtet. In die-
sem Mangel ist auch so
oft der völlige Mißerfolg
zu suchen, der die Min-
derwertigkeit des ausge-
führten Werks trotz Prä-
miierung des Entwurfs in
Erscheinung treten lässt.

Sehr wichtig ist natürlich
für alle Beteiligten die
Wahl der Preisrichter. Oft
machen die Behörden da,
weil sie schlecht oder ein-
seitig beraten sind, Fehler,
trotzdem das Beste be-
absichtigt ist. Es werden
lediglich Anhänger der
einen oder der anderen
Kunstrichtung gewählt,
einmal vielleicht die Fort-
schrittlich-Liberalen, ein
andermal die Konservativ-
Orthodoxen (wenn es ge-
stattet ist, vergleichend
diese Bezeichnung zu wäh-
len). Wie oft muß man von Bewerbern hören, „es hat
keinen Zweck, bei solchem Preisrichterkollegium mitzu-
arbeiten, da kommt meine Auffassung nie zur Geltung“.
So sagen heute die Anhänger der einen, morgen die der
anderen Richtung, und es ist wirklich schwer hier durch-
greifend zu ändern, denn wo ist die Zentralstelle, welche
unparteiisch für die zu besetzenden Rollen jeweils die
richtigen Leute vorschlägt?

Sehr wichtig wäre es, wenn vor Herausgabe des
Programms das Preisrichterkollegium am Orte der
Ausschreibung zusammenkäme, um nach einer Gelände-
besichtigung und nach Anhörung der Wünsche der
ausschreibenden Behörde Stellung zu der ganzen Sache
zu nehmen. Wenn dann das Programm nochmals
durchberaten und richtiggestellt würde, und wenn da-

bei diejenigen Programmforderungen, welche das Preis-
richterkollegium bestimmt zu formulieren in der Lage
ist, auch bestimmt formuliert würden, so erschiene
dies als ein bedeutender Gewinn. Ein derartiges Ver-
fahren würde nach meiner festen Überzeugung von
großem Einfluß auf das Endergebnis sein und manch
unnötige Arbeit ersparen. Wie oft, um diese Forderung
an einem Beispiel zu erläutern, ist das Preisrichter-
kollegium nach genauer Prüfung der Örtlichkeit ein-
stimmig der Auffassung, daß die Gebäude an eine
bestimmte Stelle gehören. Der Bewerber, welcher das

Gelände oft nur aus dem
Lageplan kennt, welcher
manche Umstände, die
den Preisrichtern erklärt
wurden, gar nicht kennt,
kommt zu einem ganz an-
deren Schluß.

Er stellt dementspre-
chend das Gebäude an
eine andere Stelle und ist
dann, mag seine Arbeit
im übrigen noch so gut
sein, von vornherein als
Preisträger ausgeschaltet.
All seine Mühe und Ar-
beit ist vergeblich, beson-
ders, wenn es sich nicht
um einen Ideenwettbe-
werb handelt.

Das vorherige Zusen-
den des Programms an
die Preisrichter behebt
diesen Mangel durchaus
nicht, denn zu einer kla-
ren festen Überzeugung
in solchen Fragen kann
er nur gelangen, wenn er
die Örtlichkeit eingehend
besichtigt undgeprüfthat.

Nach dieser Betrach-
tung allgemeiner Art
möchte ich auf die letz-
ten Preisausschreiben etwas näher eingehen.

Zunächst einige Bemerkungen zu dem Rosenpark
Berlin-Britz.

Mich persönlich hat seit langer Zeit kein Preis-
ausschreiben mehr interessiert, wie dieses. Das Problem
des schönen Rosengartens beschäftigt mich und viele
andere seit langer Zeit theoretisch und praktisch und
ich glaubte, daß dieser Wettbewerb einen wertvollen
Beitrag zur Lösung dieser Aufgabe liefern würde. Hier
wie früher in Worms bin ich enttäuscht worden. Es
waren ja hier wie dort mancherlei wertvolle Anregungen
zu finden, aber den Rosengarten in seiner Vollkommen-
heit und Vollendung sah ich weder hier wie dort und
auch meine eignen Versuche, dies Ziel zu erreichen,
konnte ich noch nicht als befriedigend erachten.

Garten des Herrn C. in F.: Vordere Terrasse.
Verfasser: Gartenarchitekt H. Foeth in Cöln.
 
Annotationen