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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 10
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Fuchs, Ludwig F.: Vier alte Gartenanlagen, [1]: Schwetzingen, Schönbusch und die Hofgärten von Veitshöchheim und Würzburg
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XV, 10

DIE GARTENKUNST.

145

Schwetzingen: Blick auf das Schloß. Aufnahme von Ludwig F. Fuchs, München

wahre Wunder der Gartenkunst hervorbrachten, auf
dieselben Verirrungen verfielen. Der Humanismus hat
manches auf dem Gewissen — fühlten sich nicht alle
Fürsten des 17. und 18. Jahrhunderts als Imperatoren?
— Vielleicht hat er auch hier sündigen helfen.

Wenn Gurlitt sagt, daß man unter Nachahmung
Frankreichs in erster Linie die der Gärten verstehe,
so ist das übertrieben. Zunächst ist die französische
Gartenkunst jener Zeit, als deren „Erfinder“ zumeist
Lenotre (1613—1700) genannt wird,
durchaus nicht so originell, wie ge-
wöhnlich angenommen wird. Eine
kurze Überlegung wird uns davon
überzeugen. Bis zur Wende des 16.

Säkulums war im mittleren und nörd-
lichen Europa der sogenannte hol-
ländische Garten der allgemein üb-
liche. Er stellt eigentlich nur den
verfeinerten Nutzgarten dar. Ein vier-
eckiges Stück Land durch Wegach-
sen, von niederen Hecken umsäumt,
in mehrere Quartiere zerlegt, war der
stets wiederkehrende Typ. Die Lau-
ben und Galerien waren aus künst-
lichem Treillagewerk mit Schling-
pflanzen übersponnen. Es war ein
geometrischer Garten ohne die ge-
ringsten Niveauunterschiede. Das
Schwergewicht lag auf der Blumen-
pracht, die allerdings mit wahrem
Feuereifer getrieben wurde. Bekannt
ist die Tulipomanie, die sich in den
Jahren 1634—163 7 durch Holland
und das ganze nordalpine Europa

verbreitete. Mit solchen flachen Gär-
ten , die jeder bemerkenswerten
Höhenentwicklung entbehrten, konn-
ten die Architekten der monumenta-
len französischen Königsschlösser
nicht viel anfangen. So finden wir
auch schon im 16. Jahrhundert Ar-
chitekten, die sich bemühten, den
Garten dem Gebäude harmonisch
anzugliedern und hiefür besondere
Gesetze aufstellten. Schon damals
wandte man die als Perspektive ge-
staltete senkrecht zum Schloßbau
verlaufende Mittelachse an, auch er-
zielte man durch kleine Terrassen
eine bescheidene Horizontalgliede-
rung, besonders aber wurde die Pla-
stik in weitem Maße herangezogen.

Als die eigentliche Tat Lenötres
hat das Bestreben zu gelten, Archi-
tektur und Garten als ein Gemein-
sames, als ein organisches Gefüge
zu gestalten. Hierin ist er der un-
bedingte Meister geblieben bis auf
den heutigen Tag, wo man dieses Prinzip gewissermaßen
Selbstverständliches wieder aufge-
legt die monumentale Gartenkunst
wieder in die Hände der Architekten zurück. (Lenotre
war Gartenkünstler, nicht der Erbauer jener Schlösser,
um welche er seine Gärten schuf. Die Red.).

Aber auch hier wandelte Lenotre keineswegs auf
eigenen Bahnen. Wir wissen, daß er in Italien war,
um Gärten anzulegen. Dort hatte er die eminent

als etwas ganz
griffen hat. Es

Schwetzingen: Rechter Zirkel. Orangerie. Aufnahme von Ludw. F. Fuchs, München.
 
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