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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 10
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Fuchs, Ludwig F.: Vier alte Gartenanlagen, [1]: Schwetzingen, Schönbusch und die Hofgärten von Veitshöchheim und Würzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0156

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148

DIE GARTENKUNST.

XV, 10

treten werden. Der Minervatempel von Pigage im
linken Hain mit dem halbovalen Tritonenbrunnen da-
vor, der Apollo von Paul Eggel, die Minerva von
Crepello, die sterbende Aggripina von Vacca etc. sind
recht gute Leistungen, die in eine regelmäßige Anlage
hineinkomponiert, sicher von der besten Wirkung sein
würden.

Dasselbe gilt von der Antinousfigur, von der
Alexanders des Großen (Verschaffelt), dem Bacchus
auf dem Ziegenbock (Linck) und den übrigen Ausstat-
tungsstücken des rechten Hains. Auch die hübsche
Galatea (Crepello) in dem runden Wasserbecken im
stillen Waldesdunkel ist von guter, stimmungsvoller
Wirkung. Das Vogelbad ist an sich eine recht hübsche
Idee, aber in dieser geschlängelten Form künstlerisch
vollkommen bedeutungslos.

Der in Nordwesten sich anschließende Apollohain
mit dem Theater, dem Bad, der Menagerie etc. ist
charakteristisch für das Übergangsstadium, in dem sich
die Gartenkunst damals befand. Das Theater, dessen
Hintergrund von einem jonischen Monopteros mit Kas-
kade und Treppenanlage (Pigage) gebildet wird, schreit
förmlich nach einer stilisierten Umgebung. Originell
sind die darum gruppierten Sphinxe, welche die Ge-
sichtszüge von Hofdamen tragen sollen. Keinenfalls
reicht dieses Theater an die Naturbühnen älterer Zeit
heran, wie wir sie in Herrenhausen, Veitshöchheim usw.
vorfinden. Auch das schöne Badhaus (Pigage), dessen
üppig-pikantes Innere mit unerhörtem Luxus ausge-
stattet ist, würde in entsprechend gestalteter Umgebung
eine viel bessere Figur machen. Ebenso die Menagerie
mit dem reizvollen Vogelbrunnen, einer selten glück-
Schönbusch: Schlößchen. Aufnahme von L. F. Fuchs, München. liehen Idee.

Es hat keinen Zweck in diesen Blättern alle die
Möglich ist, daß diese Gartenstraßen ursprünglich Sonderbarkeiten und Bizarrerien des landschaftlichen
nur durch die reichhaltige Oran-
gerie betont wurden, für die im
rechten Zirkelhaus hinreichend Platz
vorhanden war. Die geometrische
Anlage zwischen den Hirschgruppen
und dem See sind offenbar von
Karl Philipp begonnen und von
Karl Theodor beendet worden, wie
ein Denkstein, denletzterer darinnen
sich selbst setzte, besagt. Sie bie-
ten in ihrer Planlegung — wenig-
stens heute — nichts Bemerkens-
wertes. Die beiden Zwickel und
ihre Fortsetzung, welche zwischen
ihnen und dem Zirkel liegen, sind
eigentlich die bekanntesten Stellen
des Gartens.

Es sind die Figurenhaine und
recht eigentlich das, was man in
bezug auf die Gesamtkonzeption
heute als Kitsch bezeichnen würde.

Damit soll natürlich den künsleri-

schen Einzelheiten nicht zu nahe ge- Schönbusch: Speisesaal. Aufnahme von Ludwig F. Fuchs, München.
 
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