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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 12
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Hoemann, Reinhold: Ausstellungsberichte Stuttgart und Wien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0178

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170

DIE GARTENKUNST.

XV, 12

aber trotz dieses offensichtlichen Fehlers war der Gesamt-
eindruck des Ganzen ein durchaus guter und gelungener.

Rechts und links des parterreartig behandelten
Mittelteiles blüht auf langen Beeten in mannigfaltiger
Pracht, was Stuttgarts Gärtner in langer, mühevoller
Arbeit für diesen Tag heranzogen. Diese so ver-
schiedenartige Buntfarbigkeit und Vielgestaltigkeit in
den Langbeeten zu einer geschlossenen, einheitlichen
Wirkung zu bringen, das war eine schwierige Aufgabe
und man muß anerkennen, daß sie hier in bester Weise
gelungen war. Alles ordnet sich hier einem Grund-
gedanken unter, sehr zum Vorteil des Ganzen.

Unter der, um die große Halle laufenden Galerie
sind durch Einbau grüner Hecken und Tannengezweig
geräumige Seitennischen entstanden und in diesen
Nischen sind in Sonderausstellungen alle möglichen
Pflanzengattungen ausgestellt. Die Hecken hätten noch
etwas höher sein können, im übrigen aber ist durch
diesen Einbau eine einheitliche, straffe Gesamtgliede-
rung entstanden, welche die verschiedenen Pflanzen-
ausstellungen zwar, wie es nötig ist, trennt und ab-
schließt und doch andererseits wieder alles zu einem
einheitlichen Ganzen eint. Ähnlich wurden auf der
Galerie selbst kleine Räume geschaffen. Das nüch-
terne, häßliche Wellblechdach der Halle, welches in

dem Raum, weil zu hoch, keine günstige Raumwirkung
entstehen läßt, ist durch große bändergeschmückte,
horizontal (kronleuchterartig) hängende Fichtenkränze
seiner poesielosen Nüchternheit etwas entkleidet. In der
Mitte der Halle ist duixn torartige Einbauten von weiß
gestrichenem Spalierwerk die Halle nochmals zusammen-
geschnürt, an und für sich eine gute Idee, verfehlt
aber hier in der Art der Durchführung, denn dieses
Lattenwerk steht sehr unorganisch in dem Ganzen
drin und wirkt, in der Farbe hart und abstoßend. Die
Art aber, wie der Mittelbrunnen durch 4 mächtige
Zypressen umrahmt und dann auch mit Rankrosen-
pyramiden geschmückt ist, ist wiederum als recht gut
gelungen zu bezeichnen. Ich mache auf all diese
Dinge aufmerksam, weil gerade die Ausstellung und
die sich ergebenden raumkünstlerischen Probleme mich
ebenso oder noch mehr interessierten, wie das aus-
gestellte Pflanzenmaterial.

Soll ich nun mit den Einzelheiten beginnen und
erzählen, was alles aus Württembergs Gärten hier zu-
sammengetragen war? Es wäre eine große Aufgabe
und ich fürchte derselben nicht vollkommen gewachsen
zu sein, denn viele der Spezialkulturen erfordern zur
kritischen Beschreibung Spezialkenntnisse, die mir
fehlen. Gleichviel möchte ich wünschen, und das zeigt

Gartenbau-Ausstellung Stuttgart: Große Halle; Blick nach dem Haupteingang.
 
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