Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 15.1913

DOI issue:
Nr. 12
DOI article:
Hoemann, Reinhold: Ausstellungsberichte Stuttgart und Wien, [1]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0184

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
176

DIE GARTENKUNST.

XV, 12

lein, geziert durch eine Knabenstatue aus edler Bronze.
In diesem Garten wurde dem Laien einmal so recht
sinnfällig vor Augen geführt, wie viel und wie reizvoll
in dem so oft verpönten und bespöttelten Viereck-
garten gepflanzt werden kann, wie statt der Langweile
anmutigste Abwechslung und heimliche Behaglichkeit
da hineingegärtnert werden kann. Das ist eine gute,
neue Art von Gärten, die sich langsam aber sicher ein-
bürgert, weit verschieden von denalten Landschaftsgärten
mit den Schlängelwegen und dem kleinen Vierwaldstätter
See in der Mitte, weit verschieden auch von den biologi-
schen Gärten, denen so oft im letzten Jahrzehnt das Wort
geredet wurde, besonders aber weit verschieden von
den steifgeraden, regelmäßig symmetrischen, repräsen-
tativen Architekturgärten mit Taxushecken, Buxus-
pyramiden, Lattengängen, Pyramidenpappeln und ähn-
lichen konventionell rezeptmäßig verwandten Aus-
schmückungsgegenständen, die an sich sehr brauchbar
sein können, leider aber nur zu oft unrichtig und un-
künstlerisch verwandt werden. Auf zweierlei kommt’s
an bei einem so kleinen Hausgarten, erstens darauf,
eine gute Raumgliederung und Raumwirkung zu schaffen,
wie das zumeist in den sogenannten Professorengärten

der Fall war, von denen die Gärtner es lernten oder
doch lernen sollten. Dann aber gilt es, den geschaffenen
Raum wieder sinnvoll zu schmücken, nicht nur mit
Möbeln oder Brunnen, mit heimlichen Lauben und
gemütlichen benutzbaren Gartenhäuschen, sondern vor
allem mit Blumen und zierenden Pflanzen und
zwar derart, daß sie nicht nur schmücken im Garten,
sondern sich auch selbst wohl fühlen und gedeihen
und als gesunde Lebewesen ihren Besitzer erfreuen.
Dieser letztere Schmuck, er ist doch der wichtigste, kann
aber nur vom Gärtner eingefügt werden, von dem
Gärtner, der seine Pflanzen kennt, aber auch weiß sie
material- und kunstgerecht zu verwenden. Eins frei-
lich kommt noch hinzu zu diesen zwei Erfordernissen,
er muß den gut und richtig gepflanzten Garten auch
zu unterhalten verstehen, keine leichte aber um so
dankenswertere Aufgabe. Es ist ein schönes Resultat,
das wir hier in Stuttgart in dem Eitelschen Liebhaber-
garten sehen, das Ergebnis einer fortschreitenden Ent-
wickelung auf dem Gebiete der Gartengestaltung, einer
Entwickelung, die bei den Professorengärten neu einsetzt
und zur Belebung der Gartenkunst so außerordentlich
beitrug. Dieser Stuttgarter Liebhabergarten ist ohne

Gartenbau-Ausstellung Stuttgart: Liebhabergarten des Gartenarchitekten Eitel, Stuttgart.
 
Annotationen