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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 12
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Ein alpiner Garten im Riesengebirge
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182

DIE GARTENKUNST.

XV, 12

Ein alpiner Garten im Riesengebirge.

(Aus einer schlesischen Tageszeitung.)

Vielen wird es unbekannt sein, dass das Riesengebirge
eine reiche und seltene alpine Flora besitzt. Der Tourist freut
sich wohl des vielgestaltigen und intensiven Blühens, der satten
Farben der Blumenpracht des Gebirges, aber als Laie ahnt
er nicht, daß er bei Erinnerungen an weit zurückliegende
Zeiten vorüberwandelt, an die Eiszeit, in der ganz Nord-
deutschland bis zum Riesengebirge mit Gletschern bedeckt
war, und an noch ältere Perioden, deren Vegetation heute
noch im Riesengebirge vertreten ist. Allerdings die Haupt-
fundstellen der Pflanzen jener Zeiten sind zumeist nur unter
Mühen zu erreichen. Im Teufelsgärtchen, an den Abhängen
der Schneekoppe nach dem Riesengrunde, an der Kessel-
koppe, den Teichländern und in der Kleinen Schneegrube
wissen die Botaniker die Schätze zu finden; es gehört dazu
anstrengende und nicht ganz ungefährliche Kraxelei oder das
Passieren vonBerg-
wässern,und dieser
Schutz hat wohl die
merkwürdige alpi-
ne Flora vor der
Ausrottung be-
wahrt. Und so blü-
hen denn beispiels-
weise auf den Ba-
saltfelsen der Klei-
nen Schneegrube
Pflanzen, wie das
Lausekraut und
Saxifraga nivalis,
die sonst nur noch
in der arktischen
Zone Europas und
Nordamerikas zu
finden sind. Die Al-
pen beherbergen
diese arktische Ve-
getation nicht.

Seit geraumer
Zeit haben sich nun
Bestrebungen
kundgetan, die al-
pine und arktische
Flora des Riesen-
gebirges durch An-
legung eines botani-
schen Gartens im
Gebirge zu pflegen

und ihre Eigentümlichkeit der Allgemeinheit bequem zugäng-
lich zu machen. Wiederholt sind auch praktische Versuche
in dieser Richtung unternommen worden, aber sie sind an
unzulänglichen Mitteln oder fehlerhaften Vorbereitungen ge-
scheitert. Jetzt steht aber der Riesengebirgsverein hinter
den Bestrebungen, und der weit über Schlesien hinaus bekannte
Botaniker Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Pax, von
dem auch meine Informationen stammen, hat die Führung
übernommen. Die Verhandlungen mit der Grundherrschaft
im Riesengebirge, dem Grafen Schaffgotsch sind schon
soweit gediehen, daß die unentgeltliche Hergabe des Terrains
für den Garten in Aussicht steht. Man will ihn in lawinen-
und sturmgeschützter Lage oberhalb der Schlingelbaude an-
legen. Von einer Beihilfe seitens der Regierung will man
zunächst absehen, man hofft auf die Unterstützung derRiesen-
gebirgsvereine, der Botaniker und naturbegeisterter Laien, um
den Garten ganz nach eigenem Geschmack anlegen zu können.
Demnächst soll zu diesem Zwecke ein allgemeiner Aufruf er-
scheinen. Der Garten soll den verschiedensten Zwecken
dienen; vor allem soll er dem Laien die alpine und arktische
Flora des Riesengebirges in vollem Umfange vorführen und

erklären, dann soll er aber dem Botaniker in Versuchsab-
teilungen ein reiches Feld zum Studium abgeben. Man will
solche Pflanzen der Alpen, die im Riesengebirge zurzeit nicht
Vorkommen, anpflanzen und ebenso Tieflandpflanzen und be-
obachten, wie sie im Riesengebirge fortkommen oder sich
verändern; man will studieren, welche Kultur- und Arznei-
pflanzen im Riesengebirge gedeihen können, und welche aus-
wärtigen Baum- und Straucharten sich zur Anpflanzung im
Riesengebirge eignen.

Es ist ein weites, aber dankbares Feld, das sich dieser
alpine Garten im Riesengebirge gesteckt hat; er wird in erster
Reihe für die Allgemeinheit geschaffen und soll ihr eine an-
regende Belehrung und Unterhaltung geben, und man wendet
sich daher auch an die Allgemeinheit. Hoffentlich wird der
Ruf auf Unterstützung dieses idealen, gemeinnützigen Unter-
nehmens der Naturpflege nicht ohne vollen Erfolg bleiben;
man hofft, mit wenigen tausend Mark den Garten begründen
zu können, und seine Unterhaltung und Fortführung gilt als ge-
sichert, sobald der
Garten in ausrei-
chender Weise ins
Leben gerufen ist.

Der Seidelbast (Daphne cneorum L.). Aufn. aus dem Felsengarten G. Arends, Ronsdorf.

Bücher-
besprechungen.

„Margareten-
Höhe bei Essen“, be-
baut von Professor

Georg Metzendorf.

So betitelt sich ein
neues,vornehm und
gediegen ausgestat-
tetes Werk, wel-
ches die bekannte
Verlagsanstalt von
Alexander Koch,
Darmstadt, heraus-
brachte. Der Text
ist geschrieben von
Dr. A. Brinkmann
und dem Beigeord-
neten Rath.

Das Kuratorium
der Margarete-
Krupp-Stiftung für
W ohnungsfürsorge
beauftragte den be-
kannten Baukünst-
ler Professor Gg. Metzendorf auf einem stark zerklüfteten Ge-
lände in der nächsten Nähe der Stadt Essen ein Wohnviertel für
Beamte und Arbeiter der Firma Krupp zu erbauen. Der Er-
bauer will den Bewohnern dieser Siedelung die Möglichkeit
geben, nach ihren individuellen Bedürfnissen leben zu können
und vermeidet, soweit dies durchführbar, alles, was als eine
Numerierung der Bewohner oder ein Einzwängen in ein Schema
gedeutet werden könnte. Die äußere Form des Hauses ent-
wickelt sich klar aus der Grundrißgestaltung, und diese hin-
wiederum berücksichtigt Zweckmäßigkeit in erster Linie (Her-
stellungskosten 4000—7000 Mk.).

Wie nun diese Aufgaben gelöst sind, zeigt das Werk in
musterhaften Abbildungen, die durch einen guten Text er-
läutert sind.

Es kann nicht Aufgabe dieser Zeitschrift sein, die bau-
künstlerischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme, welche
Metzendorf auf der Margarethenhöhe ihrer Lösung entgegen-
führte, hier eingehend zu besprechen. Wer Interesse dafür
hat, möge sich das schöne Werk beschaffen, er wird mit
Freude und Genugtuung sehen, wie ein reifer Künstler hier
einer schwierigen aber dankbaren Aufgabe gerecht wurde.
 
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