Die Gartenkunst — 15.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0210
DOI Heft:
Nr. 14
DOI Artikel:Boeck, Willy: Die Anordnung von Bäumen auf Stadtplätzen
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2U2
DIE GARTENKUNST.
XV, 14
ich sie nicht auf dem Bilde missen. Die Bäume bilden
den Hauptanziehungspunkt, ohne jedoch die Pfetzwir-
kung als solche zu beeinträchtigen.
Ein anderer Platz in demselben Ort, Kaiserswerth
am Rhein gelegen, zeigt Bild 2. Auf diesem Bilde fällt
die Pumpe als Mittelbetonung fort, der Platz ist kleiner,
aber doch vorteilhaft mit Bäumen bepflanzt; die Wir-
kung ist eine gleich gute.
So sollte man die Bäume recht oft anordnen,
dann kämen sie in ihrer vollen Schönheit so recht zur
Geltung- Aber häufig wird bei der Anlage von Plätzen
des Guten zu viel getan und gar zu viel Bäume werden
auf dem Platze untergebracht. Der angestrebte Charakter
des Platzes wird dann natürlich nicht erreicht. Sobald
die Bäume größer werden, erdrücken sie leicht die
Architektur der ringsum stehenden Häuser und die
Platzwirkung als Raum geht ganz verloren.
Nimmt das den Platz schmückende Monument,
der Brunnen oder was es sein mag größere Dimensionen
an, so verträgt es die Umstellung von Bäumen nicht
immer. Häufig sind ganz kleine, dem Werke der
Bildhauer- oder Architekturkunst
untergeordnete Bäume, wie Rotdorn
oder Kugelakazien noch vorteilhaft
anzuordnen; oder der Baumschmuck
muß ganz fehlen.
Ist dies der Fall, so sollte man
den Platz ringsum, nahe den ihn um-
gebenden Häusern mit Bäumen be-
pflanzen, soweit die Bäume nicht die
Wirkung der Gebäude durch große
Kronen zu sehr erdrücken. Dann
pflanzt man zweckmäßig den flach-
zuschneidenden Baum an. Es kommt
dabei die dahinterliegende Haus-
fassade noch genügend zur Geltung.
Die Baumreihe wirkt fast wie ein
Ornament am Hause. Hierzu Bild 3.
Auf dem Bilde wirkt die sich im
Hintergründe befindende Baumreihe
ganz besonders gut zu den Häusern.
Gleichzeitig wird die Architektur
des Brunnens von der der Häuser
durch die Bäume getrennt und er
tritt für sich mehr in Erscheinung.
Im Gegensatz zu den vorigen beiden
Abbildungen hat hier die Baumbe-
pflanzung wiederum wichtige Funk-
tionen zu erfüllen, sie wirkt aus-
gleichend und verwischt die harten
Linien der Architektur.
Mit Vorstehendem kam der Baum
nur als Schmuck des Platzes in Frage,
er kann aber auch der Raumbildner
selbst sein. Dieselbe Dienstleistung,
welche vorher die den Platz umstel-
lenden Häuser verrichtet hatten,
übernimmt dann der Baum. Solches
trifft häufig bei Kirchplätzen oder
sonstigen Plätzen an öffentlichen Ge-
bäuden zu. Nachbargärten, Fried-
höfe, Lagerplätze, Parkanlagen oder
wer weiß was liegen häufig unmittel-
bar neben diesen Plätzen, die dann
von diesen für sich räumlich abgeschlossen werden
müssen, um wirken zu können. Das Bild 4 zeigt einen
Kirchplatz in Niendorf, einem Ort bei Hamburg ge-
legen, wie er von hohen Lindenbäumen umstanden ist
und sich sehr vorteilhaft von dem unmittelbar da-
neben liegenden Friedhof absondert. Die Lindenbäume
geben dem Platz einen erhabenen, würdevollen Abschluß.
Es ist aber nicht gesagt, daß ein von hohen
Bäumen umstandener Platz immer abseits vom Ver-
Abb. 2. Stadtplatz mit zweckmäßiger Baumanordnung in Kaiserswerth a. Rh.
Aufnahme von Willy Boeck, Lübeck.
DIE GARTENKUNST.
XV, 14
ich sie nicht auf dem Bilde missen. Die Bäume bilden
den Hauptanziehungspunkt, ohne jedoch die Pfetzwir-
kung als solche zu beeinträchtigen.
Ein anderer Platz in demselben Ort, Kaiserswerth
am Rhein gelegen, zeigt Bild 2. Auf diesem Bilde fällt
die Pumpe als Mittelbetonung fort, der Platz ist kleiner,
aber doch vorteilhaft mit Bäumen bepflanzt; die Wir-
kung ist eine gleich gute.
So sollte man die Bäume recht oft anordnen,
dann kämen sie in ihrer vollen Schönheit so recht zur
Geltung- Aber häufig wird bei der Anlage von Plätzen
des Guten zu viel getan und gar zu viel Bäume werden
auf dem Platze untergebracht. Der angestrebte Charakter
des Platzes wird dann natürlich nicht erreicht. Sobald
die Bäume größer werden, erdrücken sie leicht die
Architektur der ringsum stehenden Häuser und die
Platzwirkung als Raum geht ganz verloren.
Nimmt das den Platz schmückende Monument,
der Brunnen oder was es sein mag größere Dimensionen
an, so verträgt es die Umstellung von Bäumen nicht
immer. Häufig sind ganz kleine, dem Werke der
Bildhauer- oder Architekturkunst
untergeordnete Bäume, wie Rotdorn
oder Kugelakazien noch vorteilhaft
anzuordnen; oder der Baumschmuck
muß ganz fehlen.
Ist dies der Fall, so sollte man
den Platz ringsum, nahe den ihn um-
gebenden Häusern mit Bäumen be-
pflanzen, soweit die Bäume nicht die
Wirkung der Gebäude durch große
Kronen zu sehr erdrücken. Dann
pflanzt man zweckmäßig den flach-
zuschneidenden Baum an. Es kommt
dabei die dahinterliegende Haus-
fassade noch genügend zur Geltung.
Die Baumreihe wirkt fast wie ein
Ornament am Hause. Hierzu Bild 3.
Auf dem Bilde wirkt die sich im
Hintergründe befindende Baumreihe
ganz besonders gut zu den Häusern.
Gleichzeitig wird die Architektur
des Brunnens von der der Häuser
durch die Bäume getrennt und er
tritt für sich mehr in Erscheinung.
Im Gegensatz zu den vorigen beiden
Abbildungen hat hier die Baumbe-
pflanzung wiederum wichtige Funk-
tionen zu erfüllen, sie wirkt aus-
gleichend und verwischt die harten
Linien der Architektur.
Mit Vorstehendem kam der Baum
nur als Schmuck des Platzes in Frage,
er kann aber auch der Raumbildner
selbst sein. Dieselbe Dienstleistung,
welche vorher die den Platz umstel-
lenden Häuser verrichtet hatten,
übernimmt dann der Baum. Solches
trifft häufig bei Kirchplätzen oder
sonstigen Plätzen an öffentlichen Ge-
bäuden zu. Nachbargärten, Fried-
höfe, Lagerplätze, Parkanlagen oder
wer weiß was liegen häufig unmittel-
bar neben diesen Plätzen, die dann
von diesen für sich räumlich abgeschlossen werden
müssen, um wirken zu können. Das Bild 4 zeigt einen
Kirchplatz in Niendorf, einem Ort bei Hamburg ge-
legen, wie er von hohen Lindenbäumen umstanden ist
und sich sehr vorteilhaft von dem unmittelbar da-
neben liegenden Friedhof absondert. Die Lindenbäume
geben dem Platz einen erhabenen, würdevollen Abschluß.
Es ist aber nicht gesagt, daß ein von hohen
Bäumen umstandener Platz immer abseits vom Ver-
Abb. 2. Stadtplatz mit zweckmäßiger Baumanordnung in Kaiserswerth a. Rh.
Aufnahme von Willy Boeck, Lübeck.