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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 15
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Fuchs, Ludwig F.: "Und neues Leben blüht aus den Ruinen"
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0232

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224

DIE GARTENKUNST.

XV, 15

Treppen usw. der Zerstörung durch eingewurzelte
Pflanzen verfallen sind.

Mehr elegisch stimmt es, wenn das zierliche Stab-
werk einer Laube einknickt unter der Last der wuchern-
den Kletterrose und der Efeu. die Zierbäume zu erdros-
seln droht, während die Vegetation ■ der Heimat die
exotischen Eindringlinge von den Blumenbeeten ver-
treibt. Mehr tragisch wirkt der verwilderte Garten, ein-
gebettet in einen Ruinenkomplex. Als prachtvolles
Beispiel hierfür ist das zerfallene Kloster von San Gio-
vani degli Eremiti in Palermo bekannt. Der noch
wohlerhaltene, von gekuppelten Säulen getragene Kreuz-
gang umschließt den verwilderten Garten, aus dessen
Dickichten verstreute Vasen und Skulpturen hervor-
lugen. Doch die Zerstörung hat ihren Anfang ge-
nommen. Schon klaffen überall die Bogen und Wöl-
bungen von den Wurzeln der wuchernden Schling-' und
Kletterpflanzen und anderen grünen Eindringlingen ge-
sprengt und auseinandergetrieben: Menschenwerk im
aussichtslosen Kampfe mit der ewig sich verjüngen-
den Natur.

Viel häufiger sind die Fälle, wo altes Gemäuer in
den Garten einbezogen ist. Das erklärt sich sehr einfach
daraus, daß die alten Festungswerke für die Anlagen

verwendet wurden, wodurch die Bastionen und Türme
in die Gärten zu stehen kamen.

Ein klassischer Fall hierfür ist der Würzburger Hof-
garten, der in seiner ursprünglichen Form vom Erbauer
der Residenz, dieses schönsten deutschen Schlosses des
achtzehnten Jahrhunderts, Balthasar Neumann, stammt.
Er machte durch monumentale Treppenanlagen, die
reich mit Skulpturen geschmückt sind, die polygonal
in das Gelände einspringenden beiden Bastionen der
alten Stadtumwehrung zugänglich, krönte diese mit
Ballustern, deren Postamente ebenfalls mit Vasen, Obe-
lisken und Kindergruppen von der Meisterhand J. P.
Alexander Wagners geziert sind und schuf Alleen und
Anlagen auf den Plateaus dieser idealen Terrassen, die
nach allen Richtungen die herrlichsten Ausblicke ge-
währen (siehe Abbildung in Nr. II Seite 157)- Jenseits
zieht sich in der Tiefe der Anlagenring des früheren
Stadtgrabens, der gartenkünstlerisch leider nicht auf
der Höhe des vorigen steht.

Neben diesem Meisterwerke fürstlicher, architek-
tonischer Gartenkunst bietet das schöne Frankenland
noch zahllose Beispiele bürgerlicher Art. Am berühm-
testen ist wohl Ochsenfurt, auf dessen Stadtmauer sich
noch Garten an Garten, Laube an Laube reihen. Aber

Lohr a. M.: Das Kloster auf der Stadtmauer.

Aufnahmen von L.

Brücke im Darmstädter Schloßgarten.
F. Fuchs, München.
 
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