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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 17
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Schneider, Ernst: Erziehung und Pflege des Schönheitswaldes: mit Rücksicht auf die in der Nähe der Städte zu schaffenden und zu erhaltenden Stadtwälder
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0265

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XV, 17

DIE GARTENKUNST.

257

können aber auch Altersklassen oder die verschieden-
artig zusammengesetzten Bestände sein, ob sie schnell-
wüchsig, ob sie reich mit vielen wuchernden Erlen,
Birken, Pappeln durchsetzt sind. Im Gegensatz zum
Förster, der bei seinen Läuterungen nur auf Holz-
zuwachs sieht, ist es für uns wichtig, daß der Bestand
in allen Stadien
seiner Entwick-
lung Genuß be-
reitet und doch
verrät, daß er ge-
pflegt wird. Ist
derBestand schon
einige Jahre alt,
dann müssen wir
beachten, daß
nicht schnell wu-
chernde Weich-
hölzer von ge-
ringer Lebens-
dauer auf Kosten
des älter werden-
den wertvolleren
Bestandes die
Oberhand gewin-
nen. Sind diese
auch als zierende
Vegetation, z. B.

Saalweiden, Vo-
gelkirschen,

Ebereschen, Zit-
terpalmen sehr er-
wünscht, so müs-
sen wir sie doch
in der Hand be-
halten und uns
nicht im wahren
Sinne des Wortes
über den Kopf
wachsen lassen.

Wir werden bald
daran gehen müs-
sen, uns diejeni-
gen Gehölze aus-
zuzeichnen, die
einst als Ober-
ständer hohe
Bäume mit schö-
nen Kronen wer-
den und für Jahr-
hunderte herrschen sollen. Diese Oberständer müssen
bei jedem Turnus, bei Aufforstungs- und Kultur-
arbeiten besonders behandelt werden. Wir zeichnen
sie deshalb unter Berücksichtigung des zukünftigen
Waldbildes aus und geben ihnen am besten mit weißer
oder roter Ölfarbe einen Punkt. Am besten werden
diese Punkte alle nach einer Seite angebracht, bei
Gefälle im Terrain an der nach der Steigung zuge-

Schönheitswald: Buchenwald, statt Unterholz Eteu

kehrten Seite, so daß man von einem Standpunkte
aus recht viele ausgezeichnete Stämme übersehen kann.
In den ersten 20 Jahren genügen bei großen Beständen
für die ungefähren Abstände der Oberständer etwa
9 m, später wird man, besonders wo große majestätische
Stämme mit schönen Kronen erwünscht sind, natürlich

bedeutend grö-
ßere Abstände
wählen müssen.
Als Oberständer
zeichnen wir nur
die besten mit ge-
sundem schlan-
kem Stamme und
Höhentrieb aus,
die in ihrer gan-
zen Entwicklung
und ihrem Habi-
tus auch den Er-
wartungen für un-
ser Waldbild ent-
sprechen. Das
Wichtigste wird
zunächst sein, sie
so weit frei zu
stellen, daß sie in
ihrem Wachstum
nicht behindert
werden können.
Die Nachbarhei-
ster werden des-
halb stärker be-
schnitten, daß sie
nicht in die Kro-
nen der Ober-
ständer übergrei-
fen, aber als Bo-
denbeschattung
oder Ersatzpflan-
zen noch stehen
bleiben können.
Wir behandeln
sie nun ähnlich
wie bei der An-
zucht in der
Baumschule,
schneiden auf
Leitzweig, lassen
zur Stammver-
dickung auch die

untersten Äste stehen oder stutzen sie bei 30 bis
40 cm ein. Beim zweiten Schnitt schneiden wir
wieder auf Leitzweig, schneiden die daumenstarken
Seitenäste entweder glatt am Stamm weg oder auf
Aststummel. Bleistiftsstarke Zweige bleiben am Stamm
noch stehen. Kronenäste, die den Leittrieb überwuchern
könnten, werden natürlich eingestutzt. Bei hartholzigen
Pflanzen, wie Rotbuchen, Weißbuchen, Eichen empfiehlt
 
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