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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 18
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Hoemann, Reinhold: Die Gärten auf der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0274

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26&

DIE GARTENKUNST.

XV, 18

wir stellen etwas vor.“ Ich sah sie an, ruhig, vor-
urteilsfrei. Dann aber sagte ich ihnen: „Ja, ihr stellt
etwas vor, aber das, was ihr sein wollt und was ihr
sein sollt, das seid ihr nicht.“

Ich sah ein großes, gutesWollen, aber dasKönnen hielt
nicht Schritt mit diesem Wollen und besonders in techni-
scher Beziehung sah ich allzu häufig ein völliges Versagen.

Wenn man die Ausstellung am Haupteingang be-
tritt durch zwei Torgebäude, die nach meinem Erachten
etwas kleinlich wirken, so sieht man in der Ferne das
große Völkerschlachtdenkmal liegen, das gewaltigste
Denkmal, welches wir heute in unserem Vaterland
haben. Es war durchaus berechtigt, hier einen monu-
mentalen Ton anzuschlagen, man hat das auch gewollt,
aber man hat es nicht erreicht, weder in den Gebäuden,

pavillon von der Querachse, die nachher zur Hauptachse
wurde, die Gärten besieht, ist man unbefriedigt.

Es liegt da am Fuße einer Terrasse der große
rechteckige Blumengarten, seitlich flankiert von je
einer Allee großer Lebensbäume. Der Garten bedarf
zunächst gegen die Umgebung eines straffen, dichten
Abschlusses, die aus Laubhölzern gebildete schlecht
angewachsene Hecke kann als solcher nicht gelten.
Die hohe, gut gedachte Lebensbaumallee entbehrt des
Zielpunktes, des Bildabschlusses sowohl von der einen,
wie von der anderen Seite, das erscheint mir als offen-
barer Mangel. Die Zwischenpflanzung zwischen den
Lebensbäumen ist mehr als mäßig, aber das Verhältnis
der einzelnen Teile zueinander ist wiederum zu loben.
Der eigentliche Blumengarten als solcher mit seinen

Intern. Baufach-Ausstellung, Leipzig: Ausstellungsgarten. Aussteller: Jacob Ochs, Hamburg (künstl. Leitung: Lebr. Migge).

noch im Garten. Man beobachte , zur Prüfung dieser
Behauptung nur auf der beigefügten Abbildung die
Wirkung. Der Vordergrund, gebildet durch die Zy-
pressenallee, ist nicht ungünstig, dann aber die beiden
Blumengärten mit dem großen Fontainenbecken in der
Mitte und gar der, mir ganz unverständliche Musikpavillon
als, Abschluß der Gärten, das alles beeinträchtigt die
Monumentalität des Denkmals, anstatt sie zu steigern,
da fehlt nach meinem Erachten jeder große Zug.

An diesem, ich möchte fast sagen Schulbeispiel, ist
auch zu ersehen die innige Beziehung zwischen Bauwerk
und Garten mit seinen Bauten. Das gewaltige Denkmal
bildete doch den Bildabschluß der großen Hauptachse,
es war bestehend und tonangebend, alles, Garten und
Bauten mußten sich hier unterordnen, nicht aber jeder
dieser Teile eine Rolle für sich zu spielen suchen.

Aber auch umgekehrt, wenn man von dem Musik-

.acht Rechteckbauten, die von breiten Steinplattenwegen
umgeben werden, ist wohl gut in seinen Verhältnissen,
aber technisch nicht vollendet. Wenn hier fein ab-
gestimmte Farbenmassen üppiger Blumen zu schauen
wären, möchte er vielleicht des Reizes nicht entbehren,
so aber ist er dessen bar, seine hellen, breiten Stein-
plattenwege blenden bei Sonnenschein das lichtempfind-
liche Auge und auch die an sich guten buntfarbigen
Bänke vermögen nicht einen Unterton der Behaglich-
keit in die kalte Pracht hineinzutragen. Ich bedaure
das alles lebhaft, besonders das Versagen des Blumen-
schmuckes, zumal ich überzeugt bin, daß dieser Schmuck
wenigstens sich hätte erreichen lassen, allerdings unter
Aufwand ganz erheblicher Mittel, bei Voraussetzung lang-
fristigerVorbereitungundbeihohem technischem Können.

Als ich aus dem Garten heraustrat, lag vor mir
das große Wasserbecken mit der zur Mode gewordenen
 
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