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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 18
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Heicke, Karl: Die Breslauer Gartenbau-Ausstellung zur Jahrhundertfeier, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0283

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XV, 18

DIE GARTENKUNST.

275

Können einsetzen soll, muß mehr verlangt werden. Da
darf man sich nicht selbst genügsam darauf beschränken,
etwas zu zeigen, was in besseren Landhausvierteln jeden
Tag gesehen werden kann.

Vor allen Dingen vermißte man in manchem der
Breslauer Gärten jene ausgesprochen persönliche Note,
wie sie dem Läuger-Garten, dem Henkelgarten u. a.
in Mannheim eigen war
und jeden so stark charak-
terisierte, daß heute noch
nach Jahren bei Nennung
der Namen sofort das be-
treffende Gartenbild in
der Erinnerung lebendig
wird, während ich jetzt
nach wenigen Wochen
schon verschiedene der
Breslauer Gärten nur mit
Hilfe meiner Aufnahmen
und Notizen auseinander-
halten kann. Mangel an
Persönlichkeit führt zur
Schablone und es ist glei-
cherweise von Übel, ob
dieSchablone „landschaft-
lich“ oder „architektonisch“ ist. Ich halte es für meine
Pflicht als Berichterstatter, das hier auszusprechen;
denn dem Einzelnen wie der Gesamtheit ist nicht da-
mit gedient, wenn mit Schönfärberei über Punkte hin-
weggegangen wird, die
zur Kritik herausfordern.

In dieser Hinsicht
braucht auf Einzelheiten
nicht weiter eingegangen
werden, es mag mit diesem
Hinweis genug gesagt sein.

Ich will auch nicht so ver-
standen werden, als wenn
nur solcher Art Leistungen
vorhanden gewesen wären.

Im Gegenteil, abgesehen
von dem reizvollen Schmit-
thenner-Seidel sehen Car-
ten, der in einer beson-
deren Abhandlung von
Mertens besprochen ist,
bezeichnenderweise aber
gerade der Mitwirkung
eines tüchtigen Architek-
ten seine Eigenart ver-
danken dürfte, läßt sich über manchen Garten gutes
berichten, und wiederholt sei, daß fast alle ohne Aus-
nahme in der Verwendung des Pflanzenmaterials und
Gartentechnik volles Lob verdienten. .

Viel beachtet wurde der Garten von Paul Hatt,
Breslau, ein Staudengarten nach englischer Art, wie
ihn der Schöpfer selbst bezeichnete. Er hatte beab-
sichtigt, einen Garten zu schaffen, in welchem Stauden

in Verbindung mit Terrassen und architektonischem
Schmuck ein reizvolles Stimmungsbild bieten. Mit
einem Wasserbecken, das durch einen unauffälligen
Sprudel belebt war, mit nach englischer Art mit Platten
belegten Wegen, hübschen Puttengestalten und ähn-
lichem hatte der Garten einen eigenen Charakter. Die
Wirkung mag etwas beeinträchtigt gewesen sein durch

zu starke Bepflanzung mit
hochwachsenden Stauden,
die die Profilierung der
Flächen nicht recht zur
Geltung kommen ließen.
Es schien, als wenn der
Schöpfer die Wachstums-
verhältnisse seines Stau-
denmaterials nicht überall
mit Sicherheit in Rechnung
gestellt hätte.

Jedem, der den hüb-
schen Staudengarten in
Hamptoncourt gesehen
hat, war sofort klar, was
Hatt gewollt hat. Es ist
ihm von der Jury gerade-
zu zum Vorwurf gemacht
worden, daß er jenen Garten direkt kopiert habe, was
Hatt bestreitet. Eine starke Anlehnung ist jedenfalls
festzustellen gewesen. Das braucht uns aber nicht ab-
zuhalten, es als nützlich anzuerkennen, unserem deut-
schen Publikum an einem
gut durchgeführten Bei-
spiel die Schönheit eines
derartigen Staudengartens
praktisch vor Augen zu
führen und Anregung zu
ähnlichen Schöpfungen
bei uns zu geben. Daß
Mauern, Treppen und
sogar Bänke aus unbe-
hauenen Steinbrocken ge-
bildet waren, war ein Ver-
stoß gegen den guten
Geschmack. Zu bedauern
bleibt auch, daß dem
Garten jeder wirksame
Abschluß nach außen ge-
fehlt hat und seine Wir-
kung durch das Hinein-
spielen der großen Per-
gola und anderer stören-
der Dinge in der Nachbarschaft sehr beeinträchtigt wurde.

In starkem Gegensatz zu diesem Garten stand der
Sondergarten von Paul Hauber, Dresden-Tolkewitz,
ein Obstgarten, unter Verzicht auf sonstige Mittel fast
ausschließlich durch die Anordung und Qualität seines
vorzüglichen Materials an Obstbäumen wirkend. Auf
einer großen viereckigen Rasenfläche waren Reihen
von Obstpyramiden angepflanzt, wie sie selten eine

Ausstellung Breslau: Ansicht des Ausstellungsgartens von
C. Berndt, Zirlau i. Schl.

Ausstellung Breslau: Eingang zum Ausstellungsgarten von
G. Berndt, Zirlau i. Schl.
 
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