Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 15.1913

DOI Heft:
Nr. 21
DOI Artikel:
Pallmann, Kurt: Berliner Dachgärten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0328

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
320.

DIE. GARTENKUNST.

XV, 21

Schon im vierten Geschoß beginnt das gärtnerische
Element hervorzutreten: der lang hingebreitete Mittel-
balkon leitet fein zu den Dachgärten über. So wird
das Haus zu einem wahren Terrassenpalast und er-
scheint niedriger, behaglicher, wohnlicher, schöner.
Eine Flut von Grün und Blumen gießt sich von da
oben hinab.

Flugs erlangte der Dachgarten allgemeine Beliebt-
heit. Viele Architekten und Unternehmer folgten dem
Beispiel Paul Eduard FIopp.es. Wie Pilze schossen
die Häuser mit Dachgärten, besonders in Charlotten-
burg, aus dem Boden.

Man muß aber bedenken, daß als ein Dachgarten
nur ein solcher zu gelten hat, der wirklich zweckent-
sprechend und-schön. Meist glaubt man aber genug,
zu tun, wenn man das Dach linkisch zur Seite rückt
und den frei werdenden Platz Dachgarten nennt. Was
für unorganische Lösungen sehen wir allenthalben. —
Es ist eben modern, auf dem Haus Dachgärten zu
haben. Ob man sie benutzt, ist eine andere Frage.
Lockmittel des Bauunternehmers.

Mancher Architekt wird seine liebevolle Aufmerk-
samkeit schon deswegen einer Dachgartenanlage zu-
.wenden, weil dieselbe.'.fraglos ein architektonisch be-
deutungsvolles Motiv in die Uniformität der Miets-
häüserflucht und die durch die Bauordnung begünstigte,
nüchterne Dachsilhouette hineinzutragen geeignet ist.
Man betrachte daraufhin einmal das Mietshaus in der
Innsbrückerstraße in Schöneberg, aber mehr noch
das in der Lietzenburgerstraße in Charlotten-
burg, Wie die Erkervorbauten da oben die grünum-
rankten Säulenterrassen aufnehmen und so anmutigen
organischen Abschluß finden.

Rein ästhetisch ist der Vorzug in die Augen
springend. Der Zusammenschluß des landschaftlichen
Milieus der Straße (wo Bäume sind!) mit dem architek-
tonischen des Hauses wird so fein bewirkt, besonders
wenn die blühenden Girlanden der Baikone und
Loggien denselben vorbereiten. An den Ecken baum-
reicher Straßen und grüner Platzanlagen wird daher
der Dachgarten am meisten seinen Zweck erfüllen. —

Aber auch der hygienische Effekt .ist. kein zu
unterschätzender. Hoch oben da in besserer reinerer
Luft — wieviel freier und natürlicher und angenehmer
wird der Aufenthalt sein als unten auf den schmalen
Baikonen im Dunstkreis der Straße... Die. staubige
Straße wird zu etwas unter uns Liegendem. Auch das
Geräusch, der. tiefen Straße, wird milder, abgetönter
sein. Welche Möglichkeiten an Ruhe,. Freiheit und
Glück birgt der Dachgarten,, welche besondere Poesie! —-
Nun gar für Sanatorien, Geschäftshäuser und Schulen !
Welch eminenter Unterschied, zwischen dem Aufent-
halt auf dem Schulhof mit seiner stagnierenden Luft
und dem über den: Häusern.! Was für einen idealen
Spielplatz bietet z. B.. der Dachgarten auf der Leib-
niz schule in, Charlottenburg. — Man wende nicht
ein, die Heizungss.chornsteine, und. Feuerüngsrohre der
Küchen verbreiten da. oben Rauch. Im Sommer wird

Berliner Dachgärten. Haus Kurfürstendamm 70.
Architekt Paul Eduard Hoppe, Berlin.

Dachgarten (Sanatoriumgarten) auf dem Cecilienhaus in Char-
lottenburg, Berlinerstraße.

Dachgarten auf der

in der Turmstraße in Berlin.
 
Annotationen