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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 22
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Martin, Hans: Der neue Märchenbrunnen in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0351

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XV, 22

DIE GARTENKUNST.

343

Eröffnung hatte man die Strahlen höher gestellt, wie
ich es auch für richtiger halte, jedoch spielte der Wind
Zwei seitliche Steinpfeiler mit unangenehm mit . ihnen und führte' sie statt in die

Zeit und Geld zur Verfügung standen. — Auf dem bei-
gegebenen Lageplan betritt man den schmalen Eingang
vom Königstor aus:

Putten auf Tieren von iPröf. Jos. Rauch flankieren den
Haupteingang mit dem schmiedeeisernen Tor (s. Abbil-
dung . . .). Einfache Rösenrabatten begleiten uns und
mit wenigen Schritten stehen wir vor dem.Gesamtbilde
der Anlage. Zwei weitere Pütten bringen .den Haupt-
zugang in Beziehungen
zur eigentlichen Brun-
nenanlage.

Der Brunnenplatz
ist etwa 34 m breit und
54 m tief, nach hinten
steigt er leicht an, was
der Anlage sehr zum
Vorteil gereicht. Das
Wasserbecken ist in
vier verschiedene Hö-
henlagen eingeteilt, das
Wasser selbst fließt im-
mer aus einem höheren
in einen niedrigeren
Teil. Von eigenartig-
ster, starker Wirkung
sind neun in den Becken
verteilte sogenannte
Wasserbüschel und ein
im oberen Becken ge-
legener stärkerer Was-
serbüschel. Diese er-
gänzen fortwährend das
abfließende Wasser.

Die für Berlin
größteWasserkunst be-
wegt ein Elektromotor
von 76 PS. In der .Mi-
nute werden 1500 1
Wasser geliefert und im
Kreislauf gehalten. In
einer Minute kommen
etwa nur 8 cbm Neu-
wasser hinzu. Der Be-
trieb kostet ausschließ-
lich des Personals . 47
Mark für den Tag.

An ihrem oberen Teile wird die Anlage von einer
halbkreisförmigen, durch große Bogenöffnungen ge1
lichteten Wand abgeschlossen, welche dem Ganzen
und namentlich dem sehr lebhaften Vordergründe den
erforderlichen Halt bietet. .Eine Balustrade bietet, oben
einen leichten Abschluß: Auf Postamenten lagern
Säugetiere, während darunter im Gesimsfriese' Fische
und Krebse sind. Diese Skulpturen sind Werke des
Bildhauers Professor Jos. Rauch. In den einzelnen
Bogenöffnungen springen aus steinernen Schalen und
in diese zurück kleine Wasserstrahlen. (Siehe Gesamt-
bild von der Seite.) In den ersten Tagen nach der

Schalen auf den dahinter, liegenden Weg. Das Wasser
aus den Schalen wird durch Löwenköpfe in das große
Becken geleitet. Sieben in .den einzelnen Becken ver-
teilte: Frösche .werfen ebenfalls. Wasserstrahlen hinein.
Eigenartig nimmt sich der deutsche Travertin aus, der

in Mühlhausen im Eis.
gebrochen wird und aus
dem.die .Gesamtanlage
besteht. Tiefe Furchen
und. Adern, : seine po-
röse, sogar manchmal
aufgerissene. Struktur
geben dem Stein eine
anheimelnde, gefällige
und .warme schlichte
Wirkung. Sie nehmen
ihm das Steife und
Kalte vieler anderer
Gesteinsarten.

Zur Seite des Was-
serbeckens .sind auf
kleinen Sockeln, auch
den'kleinsten Kindern
gut sicht bar, in 1 o Grup-
pen die bekanntesten
Märchen zur Darstel-
lung gelangt. Auf un-
SeremBilde (Seite 341)
sehen wir hintereinan-
der den gestiefelten
Kater, das Schwester-
lein mit den sieben
Raben, Rotkäppchen
.mit- dem Wolf und
Schneewittchen mit
den sieben Zwergen.
Auf. der anderen Seite
befinden sich Hans im
Glück, Aschenbrödel
mit,den Tauben, Brü-
Dornröschen. derchen und Schwester-

Bildhauer: Ignatius Taschner.' chen und Dornröschen,

. ... welches auf unserem

Bilde noch zu sehen ist. Diese einzelnen Gruppen von
Prof. Ignatius Taschner sind hervorragend gut gelungen,
sie sind aus-Euviller Kalkstein gefertigt.. Leider kann
man bei. den verschiedenen Bildern Kinder, hören, die
fragen, was diese und jene Gruppe darstellt!.

An den Seiten laden 12 steinerne Bänke mit Holz-
sitzen zur.ruhigeren. Betrachtung des Werkes, ein. Nach
dem Wunsche des Erbauers sollen ihre Rückwände
von ferneren Standpunkten . aus den . Märchengruppen
bei ihrer etwas weiten Stellung voneinander einen sie
verbindenden hinteren Zusammenhalt bieten. Ihre Hohe
ist aber doch so beschränkt worden, daß die Gruppen

Der Märchenbrunnen in Berlin.
Architekt: Ludwig Hoffmann.
 
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