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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 23
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Hoemann, Reinhold: Le Nôtre und seine Schöpfung in Vaux
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0358

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SV, 23

DIE GARTENKUNST.

351

Zustand (Abb. 5) zu vergleichen mit dem, was le Notre
schaffen wollte und was der alte Stich (Abb. 6)
darstellt.

Das große Parterre de broderies, welches wir auf
dem alten Stiche sehen, ist als solches heute bis auf
die äußere Form verschwunden. An seine Stelle trat
ein weit einfacheres Rasenparterre, welches mit einem
farbigen Blumenband umsäumt ist. Die Mitte der ver-
bleibenden Rasenbahnen ist dann durch eine breit-
gelagerte Figurengruppe aus Marmor betont. Es ist

Blumen zwar anders zeigt, wie die englischen FJower-
borders, aber deshalb nicht weniger gut. Mit gutem
Geschick ist die große Fläche in kleinere Teile unter-
geteilt und man kann dem Ganzen eine gute Gesamt-
wirkung nicht absprechen. Sicherlich ist dieser
Blumengarten auch zu Fouques Zeiten ein besonders
geschätzter Anziehungspunkt für die Damen gewesen,
die hier ihre Blumenlieblinge in erlesener Fülle fanden.

Seitlich des Schlosses lagen ebenfalls große Par-
terres mit Buxbaumarabesken geziert, wie Abb. 8

Abb. 7. Vaux le Vicomte. Der Blumengarten, nach einem alten Stich aus dem Kgl. Gewerbemuseum in Berlin.

schwer zu sagen, ob die neue oder die alte Garten-
form die bessere Lösung darstellt, jedenfalls hat mir
und uns allen dies Parterre mit seinem samtartigen
Rasenteppich, mit bunten Blumenrabatten und mit
den schönen Marmorgruppen in seinem jetzigen Zustand
ausgezeicnnet gefallen, so zwar, daß man fast glauben
möchte, diese gute Wirkung könnte durch nichts
anderes übertroffen werden. Sehr interessant ist es ferner,
auf diesem Stich (Abb. 6) und dem ergänzenden
(Abb. 7) zu beobachten, daß in damaliger Zeit doch
die Blume und Pflanze nicht immer ihre ganze Indivi-
dualität aufgeben mußte, um lediglich als Farbe oder
Form zu wirken, nein, wir finden auf der rechten Seite
des Bildes (Abb. 6) und ergänzend auf Abb. 7 einen
großen, schönen, wohlgepflegten Blumengarten, der die

deutlich und gut erkennen läßt. Im Laufe der Zeit
waren diese Pflanzenornamente, welche ja zu ihrer
Unterhaltung sorgfältiger Pflege bedürfen, verschwunden.
Der jetzige Besitzer, Herr Somnier, hat aber keine
Kosten gescheut, diese Parterres wieder in alter Form
erstehen zu lassen. Die Rekonstruktion nahm Monsieur
O. Duchene, einer der ersten französischen Garten-
architekten, mit großem Geschick ganz im le Nötreschen
Geiste vor und man kann nur sagen, daß die Wirkung
vorzüglich ist. Das Material ist Rasen, Buxbaum und
buntfarbiger Kies.

Sehr dekorativ und schön wirkten die vielen gut
aufgestellten Vasen, und zwar wechselten die hohen
Urnenformen mit flachen Schalenformen ab. Besonders
die letzteren mit ihrem köstlichen Schmuck aus
 
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