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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 24
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Bredt, Friedrich W.: Die bergische Bauweise in der Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0372

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366

DIE GARTENKUNST.

XV, 2

schnitzten Türflächen und die wohlabgewogene Schiefer-
haube verraten, daß man es mit einem Gebilde der
Rokokozeit zu tun hat, das dem Beschauer in länd-
lich bäuerlicher Bescheidenheit entgegentritt. Ein Efeu-
stamm rankt sich bis zum Dachknaufe empor, als
wenn er schützend seine Blätter über diesen einfachen
aber so natürlich empfundenen Gartenbau breiten
wolle.

In die Zeit des Klassizismus führt das nächste
Beispiel, das dem Besitztum der Familie Trappenberg
zu Barmen angehört. Es stammt aus den ersten
Jahren des neunzehnten Jahrhunderts. Das Oberlicht
der Türe mit seiner pedantischen Sprossenführung,
der steile Giebel mit dem Strahlenmotive der auf-
gehenden Sonne, die bereits grösser gewordenen
Fensterscheiben, sind die deutlichen Zeichen, daß die
neue Richtung ihre Herrschaft angetreten hat. Wie
eine Rückerinnerung an die Zeit des heiteren Rokoko
wirkt noch die Wetterfahne mit ihren geschwungenen
Stäben und dem vergoldeten Engel in fliegender Pose.
Inmitten des umgebenden reichen Baumwuchses nimmt
sich gleichwohl auch dieser Bau gar hübsch und an-
sprechend aus. — Der Biedermeierzeit gehört das
Gartenhaus in Opladen an. Ich möchte ihm eine ge-
wisse Einförmigkeit nicht absprechen. Auch ist der
Steinton der Außenwände nüchterner, als das lebhafte
Schwarzweißgrün der bisher besprochenen Bauten.
Dennoch aber glaubte ich Wert darauf legen zu
sollen, auch ein Beispiel solcher niederbergischen
Häuschen zu bringen, da ihre Wirkung im Garten-
bilde immerhin keine unvorteilhafte zu nennen ist.

Noch später ist das Gartenhaus aus dem Anwesen
Bredt-Rübel in Barmen zu setzen. Das Haupt-
gebäude, das in den Jahren 1782 bis 1784 von den
beiden Baumeistern Eberhard und Friedrich Haarmann
erbaut wurde ist in fast allen Veröffentlichungen, die
über das bergische Bürgerhaus erschienen, als eine
der besten Schöpfungen seiner Zeit erwähnt worden.
Weniger wurde die Gartenanlage bisher geschildert
und das hier abgebildete Gartenhaus wohl noch nie
gebracht. Es ist ein bereits etwas größerer Bau, der
über dem Gartensaal eine kleine von der Hofseite
zugängliche Wohnung und unter dem Dache einen
Speicher zum Bergen von Gegenständen enthält. Nach-
träglich um etwa 1830 erbaut, löst es mit seinen
gotisierenden Fenstern und ihrem zu quergestellten
Quadraten geordnetem Sprossenwerk, trotz seiner mehr
auf Nutzanwendung deutenden Gestalt, unter den
alten von Sonnenglanz durchfluteten Bäumen einen
unverkennbaren Reiz aus, der in seiner Farbenwirkung
durch das mit mattroten Pfannen gedeckte Dach noch
gesteigert wird.

Das Bredt-Rübelsche Besitztum, das die Urgroß-
eltern des Verfassers dieser Zeilen sich im achtzehnten
Jahrhundert errichten ließen, zeigt neben dem hier
abgebildeten Mauerfenster, das sich im Bergischen nur
recht selten findet, auch eins jener Tore, die dem
Fremden den feierlichen Auftakt beim Eintritte in den

Mauerfenster in Barmen.

Inneres Gartentor zu Schloß Ehreshoven.
 
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