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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 11
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Fuchs, Ludwig F.: Vier alte Gartenanlagen, [2]: Schwetzingen, Schönbusch und die Hofgärten von Veitshöchheim und Würzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0162

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154

DIE GARTENKUNST.

XV, 11

Veitshöchheim: Terrasse vor dem Schloß. Aufnahme

durch Heckenzüge, Laubengänge und Lauben von
feinster Nagelwerkarbeit die Hauptstraßen verbinden.

Auch in den Bassins, sowie in deren dichten
Heckenumsäumungen, denen natürlich auch die loges
douces nicht fehlen, hat die Plastik verschwenderische
Verwendung gefunden. Tatsächlich ist es verschwen-
derisch zu nennen, und wir wären fast geneigt, ein
allzuviel zu konstatieren, wenn uns nicht der Schlüssel
zu diesen Figurenschmuck gegeben
wäre. Davon soll gleich nachher
die Rede sein.

Es finden sich Werke von großer
Schönheit, besonders was Kompo-
sition und Ornamentik anbelangt.

Allerdings müssen diese Arbeiten
von anderen Gesichtspunkten aus be-
trachtet werden als unsere moderne
Salonplastik. Die Bildhauer von da-
mals waren gewöhnt für den Garten
zu arbeiten, daher das eminent De-
korative, Ornamentale, das bei der
Detailbetrachtung freilich manchmal
einem hohlen Pathos ähnelt. Aber
große Gesten, starkbewegte Formen
sind hier notwendig, sonst ver-
schwimmet das Ganze im Gewirre
von Ästen, Zweigen und Blättern,
das ihm als Folie dient.

: Es ist zu hoffen, daß die neu
erstehende Gartenkunst den Bild-
hauern wieder Aufgaben stellt wie
ehedem. Sie werden dann sehen,
daß dies Aufgaben ganz besonderer

Art sind, auf die man sich erst ein-
schießen muß. Die Gartenplastiken
im Münchener Ausstellungspark sind
ein erfreulicher Beweis für meine
Behauptung.

Ich nenne noch die Namen der
beteiligten Bildhauer. Da sind zu-
nächst die Niederländer Jakob van
der Auvera (f 1736) mit seinen bei-
den Söhnen Johann Wolfgang(j 1756)
und Lukas (f 1766), dann der Franzose
Claude Cuve, der fabelhaft produk-
tive Bamberger Hofbildhauer Ferdi-
nand Dietz, die aber alle übertroffen
werden von J. P. Alexander Wagner
(1730—-1809), einem wirklich bedeu-
tenden Bildhauer. Von ihm sind
die Ceresfigur, die des Kronos, das
Dianabad, eine Anzahl Kindergruppen
usw. Es kann unmöglich die Absicht
dieser Zeilen sein, den geheimen Sinn
des Gartens im Detail zu schildern.
Wer sich dafür interessiert, der lese
das Buch des Dechantpfarrers von
Veitshöchheim G. Karch, das zum
ersten Male im Jahre 1855, dann, nach eingehenden
Studien, im Jahre 1881 in erweiterter Form erschienen ist.

Er heißt: „Der K. Hofgarten mit dem Schlosse
in Veitshöchheim nach Platons Schule als folgerichtige
Darstellung der bacchischen Weltseele und des Falles
und der Erlösung der Einzelseelen.“ Es ist ein statt-
licher Band, so daß sich für manchen wohl das kleine
Büchelchen von Dr. A. Heßler empfiehlt: „Geschichte

Veitshöchheim: Blick auf eine Laube. Aufnahme von L. F. Fuchs, München.

von L. F. Fuchs, München.
 
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